Dämpfer für den weltweiten Klimaschutz
7. August 2010Zumindest die neue Chefin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, strahlte Zuversicht aus: "Diese Woche haben die Regierungen Fortschritte gemacht, um in Cancun einen Erfolg zu ermöglichen. Jeder weiß, dass es schwierig ist, Essen zu kochen, ohne einen Topf zu haben. Die Regierungen sind jetzt auf gutem Wege, diesen Topf zu machen."
Richtiger Weg?
"Wir sind", so sagte Figueres zum Abschluss der fünftägigen Verhandlungsrunde in Bonn, "auf dem richtigen Weg". Solche Zuversicht gehört sozusagen zum Beruf. Als UN-Klimachefin muss Figueres vor allem Diplomat und Schlichter sein, muss beschwichtigen, wenn sich Streit anbahnt, muss versuchen, Gemeinsamkeiten zu finden, damit die internationalen Klimaverhandlungen nicht gänzlich zusammenbrechen.
Andere, vor allem die Staaten, die bereits heute die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen, sind weniger optimistisch: "In meinem Land, Grenada, haben wir sieben Monate lang Dürre gehabt. Unsere Wasserreserven waren so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht. Wir hatten teilweise nur 35 Prozent der normalen Wasserversorgung. Zum Glück kam dann der Regen, doch dann gleich so viel, dass viele Äcker weggespült wurden und Schlammlawinen heruntergingen. Auch das ist ein Ergebnis der abnormen Klimaveränderungen", erzählt Dessima Williams.
Flut an Vorschlägen
Williams, die Vorsitzende der AOSIS-Gruppe, also der Gruppe der kleinen Inselstaaten, bedauert vor allem, dass die Texte, die nach der vorigen Verhandlungswoche in Bonn nun Gegenstand der eigentlichen Verhandlungen sein sollten, immer wieder durch neue Vorschläge, Ergänzungen und Zusätze geändert werden mussten, so dass es gar nicht zu eigentlichen Verhandlungen kommen konnte. Sie sieht nur eine Möglichkeit, wenn nicht auch der Cancun-Gipfel im Dezember in Mexiko scheitern soll: "Wenn wir hier den Text schließen können, wirklich zumachen, keine neuen Ideen aufnehmen - die heben Sie bitte für ein anderes Jahrhundert auf - und an den Ideen arbeiten, die drin sind, dann können wir vielleicht voran kommen."
Martin Kaiser, Klimabeauftragter von Greenpeace International, vermutet eher bewusste Politik hinter den neuen Vorschlägen und Ergänzungen, die die Verhandlungen dieser Woche in Bonn blockiert haben: "Momentan gibt es keinen politische Willen, deshalb liegt der Verhandlungsprozess am Boden", meint der Greenpeace-Experte und fügt hinzu: "Stillstand wäre noch eine optimistische Beschreibung dessen, was hier in Bonn in dieser Woche stattgefunden hat. Denn in einigen Bereichen musste man feststellen, dass man hinter die Kompromisse von Kopenhagen (Weltklimagipfel Ende 2009) zurückgefallen ist, Fässer wieder aufgemacht hat, wo man geglaubt hat, die wären längst zu. Und in sofern besteht momentan sehr wenig Hoffnung, dass es in Cancun wirklich zu Ergebnissen kommt."
Die Zeit läuft davon
Zu Ergebnissen muss es bald kommen. Bis zum Treffen in Cancun im Dezember gibt es nur noch eine Verhandlungswoche im chinesischen Tianjing, um zumindest den angestrebten Rahmen für ein globales Klimaabkommen im Jahr 2011 abzustecken. Nicht viel Zeit, wenn man bedenkt, dass etwa 180 Staaten sich in irgendeiner Form einigen müssen. Die neue UN-Klimachefin Christiana Figueres bleibt dennoch optimistisch: "Und ich glaube, wenn wir alle wieder zu Hause sind und eine Nacht darüber geschlafen haben, dann werden wir morgen mit einem Lächeln wach werden und sagen: Gute Fortschritte, aber noch nicht weit genug."
Denn eins ist sicher: Die Folgen des Klimawandels lassen sich nicht wegträumen. Im Gegenteil: Die Kluft zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischem Handeln wird stetig größer.
Autorin: Helle Jeppesen
Redaktion: Christian Walz