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DVD-Tipp: 2 x Roman Polanski

Jochen Kürten10. August 2012

Zwei frühe Werke des Meisterregisseurs wurden jetzt restauriert: "Messer im Wasser" und "Ekel". Das Debüt Polanskis enstand noch in Polen. Für "Ekel" holte er die blutjunge Catherine Deneuve vor die Kamera.

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Szene aus dem Polanski-Film "Messer im Wasser" (Foto: Pierrot le Fou)
Bild: Pierrot le Fou

Bei manchen Regisseuren deutet schon das Debüt an, dass Großes folgen wird. Roman Polanski war so ein Fall. Sein erster Spielfilm "Messer im Wasser" entstand in Polen, der Heimat seines Vaters. "Messer im Wasser" entwickelte sich zum international beachteten Erfolg. Bei den Filmfestspielen in Venedig bekam er den "Preis der Kritik", wurde für den Oscar in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" nominiert, und die Zeitschrift "Time" widmete dem jungen Regisseur eine Titelgeschichte. Nur in Polen selbst kam der Film nicht gut an. Sogar Parteichef Władysław Gomułka ätzte, "Messer im Wasser" sei "weder typisch noch relevant für Polen als Ganzes".

Szene aus dem Polanski-Film "Messer im Wasser" (Foto: Pierrot le Fou)
Der Student und die junge Geliebte des Reporters kommen sich näherBild: Pierrot le Fou

Doch die Fachwelt erkannte schon damals: Hier hatte ein hochbegabter Regisseur nicht nur eine Probe seines Talents abgeliefert, sondern direkt ein veritables Meisterwerk geschaffen. "Messer im Wasser" ist ein auf minimalistischen Formen basierender, elegant inszenierter und in seiner Dramaturgie perfekt austarierter Spielfilm. Und vor allem: Er ist kaum gealtert. Sieht man einmal davon ab, dass er in Schwarz/Weiß gedreht wurde, was heutzutage zwangsläufig an frühere Kinoepochen denken lässt. Andererseits fängt gerade bei den S/W-Bildern Polanskis Meisterschaft an.

Aufnahmen von atemberaubender Schönheit

Polanskis Bilder (und die seines Kameramanns Jerzy Lipman) sind von geradezu atemberaubender Schönheit. Das Spiel seiner drei Hauptdarsteller, ein schlichtes Segelboot, die sanfte Landschaft der masurischen Seenplatte - mehr brauchte Polanski damals nicht für sein bezwingendes filmisches Debüt. Die Aufnahmen, die 1961 für "Messer im Wasser" entstanden, sind zeitlos schön. Ebenso wie die von Polanski erzählte Geschichte von geradezu klassischer Gültigkeit ist.

Drei Personen, ein Segelschiff, Wasser, eingerahmt von zwei Sequenzen im Auto -Polanski hat ein packendes Kammerspiel unter freiem Himmel gedreht: Ein wohlsituierter, ergrauter Sportreporter, der mit seiner jungen Geliebten einen Segelbootausflug macht und dabei von einem zunächst unbekannten Studenten begleitet wird - das ist schon die ganze Story von "Messer im Wasser". Doch Polanski holt alles aus dieser Konstellation heraus: psychologische Spannung, Verunsicherung der Zuschauer, ein atmosphärisch dicht inszeniertes Spiel der Darsteller, dazu Thrillerelemente und Sequenzen von meditativer Ruhe.

Szene aus dem Polanski-Film "Messer im Wasser" (Foto: Pierrot le Fou)
Es kommt zum Duell der grundverschiedenen MännerBild: Pierrot le Fou

So betrat Polanski die europäische Kinolandschaft direkt mit einem Paukenschlag. Italien hatte damals einen Michelangelo Antonioni, Schweden hatte Ingmar Bergman und Frankreich die Regisseure der Nouvelle Vague. Polen hatte Polanski. Dessen berühmter Kollege Andrezej Wajda erinnerte sich später: "Das erste Mal seit dem Krieg war da ein Film, der mit dem Krieg nichts zu tun hatte."

Szene aus dem Polanski-Film "Ekel" (Foto: Pierrot le Fou)
Die junge Kosmetikerin wird von den Männern sexuell bedrängtBild: Pierrot le Fou

Polanski, der 1933 in Paris geboren wurde, ging nach diesem Erfolg nach Westeuropa - und startete eine Weltkarriere. Sein erster in England gedrehter Film sollte "Ekel" werden, gedreht im Swinging London Mitte der 1960er Jahre. Die Produzenten hatten bei dem hoffnungsvollen jungen Regisseur einen reißerischen Horrorfilm in Auftrag gegeben. Was Polanski ablieferte, war freilich etwas ganz anderes: ein phantasievolles, filmisches Kabinettstück, dass die Schock- und Gewaltbilder stark reduzierte und auf eher subtilen Horror setzte. Die psychischen Verwerfungen einer jungen Frau, die in London als Kosmetikerin arbeitet, wurden filmisch virtuos in Szene gesetzt. Mit Ton-, Musik-, und Kameramitteln, die noch heute beim Wiedersehen unter die Haut gehen.

Der Schrecken der menschlichen Psyche

Szene aus dem Polanski-Film "Ekel" (Foto: Pierrot le Fou)
Catherine Deneuve spielte die von Ängsten bedrängte junge FrauBild: Pierrot le Fou

"Ekel" hat auch nach fast 50 Jahren nichts von seinem Schrecken verloren. Polanski wollte mit seiner Kamera in das Innere eines psychisch angeschlagenen Menschen vordringen: "Man betritt eine andere Landschaft, eine Landschaft der Seele." Die junge Catherine Deneuve ist eine von inneren (subjektiven) wie äußeren (objektiven) Zwängen bedrängte Person. Er habe "eine Fallstudie der Desintegration eines seelisch kranken Mädchens" zeigen wollen, sagte Polanski: "Ich war daran interessiert, ihre Krankheit zu zeigen und eine Stimmung zu erzeugen, nicht an irgendwelchen Überraschungen." Das ist Polanski gelungen. "Ekel" dürfte heutige Zuschauer weit mehr irritieren als die meisten auf billige Effekte setzenden Horrorfilme der Moderne.

"Messer im Wasser" und "Ekel" von Roman Polanski sind - mit reichlich Bonusmaterial versehen - in digital restaurierten Fassungen erschienen. DVD-Anbieter: Pierrot le Fou.