200 Jahre Konservendose
23. April 2010Ende des 18. Jahrhunderts war Napoleon ziemlich verzweifelt, weil bei seinen Truppen mehr Soldaten an schlechter Ernährung starben als durch Waffengewalt. Fleisch, Obst oder Gemüse waren damals schnell verschimmelt. Daher lobte er einen hohen Geldpreis aus für den Tüftler, dem es gelang, Lebensmittel haltbarer zu machen.
Der Gewinner hieß Nicolas Appert. Der Pariser Meisterkoch entdeckte, dass Nahrungsmittel durch Erhitzen sterilisiert und durch Luftabschluss konserviert werden konnten. Da Appert aus der Champagne kam, benutzte er das, was er am besten kannte: Champagner-Flaschen. Die zerbrachen allerdings schnell und waren für die Feldsoldaten viel zu schwer.
Patent für Konservenbüchse
Zwar hatte er auch mit Konservendosen experimentiert, in Frankreich gab es damals allerdings Probleme mit der Metallherstellung. So war es schließlich der britische Kaufmann Peter Durand, der das Essen in die Blechkiste brachte und sich am 25. April 1810 die Konservenbüchse patentieren ließ.
Bis zur Entwicklung des Dosenöffners dauerte es fast noch ein halbes Jahrhundert. Solange mussten die Soldaten der Büchse mit dem Bajonett zu Leibe rücken. Die neue Konservierungsmethode war zunächst ohnehin nur den Reichen und dem Militär vorbehalten, denn zur damaligen Zeit konnte ein Handwerksbetrieb pro Stunde gerade mal eine Dose herstellen.
Dosenlawine kommt ins Rollen
Mit der zunehmenden Technisierung begann dann ihr Siegeszug. Die Produktion stieg immens an. Im Jahr 1900 wurden allein in den USA schon über 700 Millionen Dosen hergestellt. Der britische Schriftsteller George Orwell hielt die Konservenbüchse sogar für eine tödlichere Waffe als das Maschinengewehr, da ohne sie der Erste Weltkrieg so nicht hätte stattfinden können.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte die Dosenlawine dann auch die deutschen Küchen. Ob Kuchen, Kekse, Kaffee oder Corned Beef – in den Care-Paketen war alles in Büchsen verstaut. Für die Amerikaner war die Dose längst zum Inbegriff des Konsums geworden. Der Pop-Art Künstler Andy Warhol hat ihr in den 60er Jahren sogar ein Denkmal gesetzt. Er malte und druckte alle 32 Sorten von Campbell´s Dosensuppen.
Vorteile der Dose
Egal ob Gemüse, Suppen oder ganze Fertiggerichte: Die Weißblechbehälter waren die Pioniere der Fast-Food-Kultur. Und sie haben sich den Bedürfnissen der Mitesser stets angepasst. Da immer mehr Menschen alleine leben, sind zum Beispiel die Dosenformate kleiner und singletauglich geworden. Speziell für Camper gibt es inzwischen sogar die Hotcan, die selbst erhitzende Büchse, die sich nach dem Lasche ziehen automatisch aufwärmt.
Auch wenn die Tiefkühlkost der Dose schon seit einiger Zeit Konkurrenz macht und versucht, den Rang abzulaufen, die Vorteile der Büchse sind auch nach 200 Jahren noch gefragt. In Zeiten der Globalisierung ermöglicht die Konservendose auch die exotischsten Produkte lange haltbar zu machen und immer und überall verfügbar zu haben.
Autor: Ralf Gödde
Redaktion: Sabine Oelze