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Druck auf Limburger Bischof wächst

9. Oktober 2013

Kirchenrechtler, der Priesterrat, die Reformbewegung "Wir sind Kirche": Die Liste der Kritiker des Oberhirten Tebartz-van Elst wird immer länger. Und für sie gibt es nur einen einzigen Ausweg aus der Kirchenkrise...

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Protest gegen Bischof Tebartz-van Elst per Lichtinstallation am Limburger Dom (Foto: picture-alliance/dpa)
Protest gegen Bischof Tebartz-van Elst per Lichtinstallation am Limburger DomBild: picture-alliance/dpa

Die Kritik an Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wegen der Kostenexplosion beim Bau des Limburger Bischofssitzes reißt nicht ab. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller forderte jetzt den Papst auf, eine Amtsenthebung gegen Tebartz-van Elst einzuleiten. "Der Bischof wird vermutlich an seinem Stuhl kleben, da gibt es nur noch einen Weg: die Amtsenthebung durch den Papst. Das ist eindeutig", sagte der Münsteraner Professor dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Den Bischof bezeichnete Schüller als "unfähig, uneinsichtig und offensichtlich krank".

Der Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst ( Foto: picture-alliance/dpa)
Es wird einsam um ihn: Bischof Franz-Peter Tebartz-van ElstBild: picture-alliance/dpa

Auch Jochen Riebel, Mitglied im Vermögensverwaltungsrat des Bischöflichen Stuhls in Limburg, sagte: "Ich kann es mir nur so erklären, dass der Bischof von Limburg entweder ein raffinierter Betrüger oder krank ist." Auf die Frage, welche Konsequenzen Tebartz-van Elst ziehen sollte, antwortete Riebel: "Wenn der Bischof ein Ehrenmann wäre, wäre die Entscheidung klar." Obwohl er mehrfach dazu aufgefordert worden sei, habe der Bischof weder Haushalte für 2012 und 2013 noch Einzelprojekte zur Genehmigung vorgelegt, wie es seine Pflicht gewesen wäre, sagte Riebel, ehemals Leiter der hessischen Staatskanzlei, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Das umstrittene Bauprojekt auf dem Limburger Domberg sei daher bis auf eine Anfinanzierung von 600.000 oder allenfalls 800.000 Euro nicht genehmigt gewesen.

31 Millionen für neuen Bischofssitz

Am Montagabend war bekannt geworden, dass sich die Baukosten für den neuen Bischofssitz auf dem Limburger Domberg vervielfachen werden. Nach einer verwaltungsinternen Kostenrechnung wird derzeit mit rund 31 Millionen Euro gerechnet. Ursprünglich war ein einstelliger Millionenbetrag veranschlagt worden.

Der Kirchenrechtler Schüller empfahl auch den drei Mitgliedern des Vermögensverwaltungsrates, der für die Kostenüberwachung in Limburg zuständig ist, den Rücktritt. "Sie haben sich über Jahre hinweg Haushaltspläne vorenthalten lassen. Wie sollen sie da ihre Kontrollfunktion wahrnehmen?", so Schüller.

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller (Foto: picture-alliance/dpa)
Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas SchüllerBild: picture-alliance/dpa

Der Priesterrat im Bistum Limburg geht ebenfalls mit Tebartz-van Elst hart ins Gericht. Der Sprecher des Rates, Reinhold Kalteier, sagte dem Hessischen Rundfunk: "Den Rücktritt zu fordern, das ist Sache des Papstes. Ich persönlich wüsste, was ich zu tun habe. Ähnlich die Reaktion der Reformbewegung "Wir sind Kirche": "Er hat es so weit gebracht, dass es äußerst schwierig für ihn sein wird zu bleiben", sagte Jiri Georg Kohl von "Wir sind Kirche" in Hessen. Er rechne mit dem Rücktritt von Tebartz-van Elst, wenngleich dieser zu dem Schritt nicht gezwungen werden könne. Der Bischof will sich bislang nicht äußern. Er kündigte an, auf die Prüfung durch die Deutsche Bischofskonferenz zu warten. Wegen der andauernden Kritik an dem teuren Bau soll eine Kommission der Bischofskonferenz die Finanzierung prüfen.

Kritik auch an autoritärem Stil des Bischofs

In Anspielung auf die zehn Gebote projizierte der Lichtkünstler Oliver Bienkowski am Dienstagabend die Worte "Du sollst nicht stehlen" auf das Domportal. Er habe in der Zeitung von den hohen Mehrkosten für den neuen Bischofssitz gelesen und angesichts der Ungerechtigkeit ein Zeichen setzen wollen, sagte Bienkowski. In Afrika hungerten die Menschen - in Limburg hingegen würden 31 Millionen Euro für einen Privatbau ausgegeben.

Der Bischof steht seit längerem wegen seiner Amtsführung in der Kritik, ihm werden nicht nur der teure Bau, sondern auch ein autoritärer Stil und Verschwendung vorgeworfen. Die Situation in seinem Bistum wurde auch vom Vatikan als problematisch eingeschätzt. Papst Franziskus, der für Bescheidenheit und Hinwendung zu den Armen steht, hatte deshalb im September eigens einen Gesandten nach Limburg geschickt.

sti/wl (dpa, epd, kna)