DRM: Ankunft im digitalen Zeitalter
4. September 2005Ein Radio hat fast jeder: in der Küche, im Bad oder im Auto. Doch sind "die größten Songs der 80er, 90er und das Beste von heute" vielleicht bald die Musik von gestern. Sieht man von den Radionachrichten und wenigen inhaltsvollen Sendungen ab, ist das Radio vor allem für viele Musikfans inzwischen ziemlich überflüssig geworden. Der Grund: das Internet. Mit MP3-Player und einem Zugang zu Musikdaten bekommt der Hörer sein individuelles Musikprogramm - ohne lästige Radiowerbung und ohne Staumeldungen für Autofahrer. MP3-Player gibt es mittlerweile überall: auf USB-Sticks, tragbar oder im Autoradio und im Computer. Auch der Zugang zu Musikdaten wird immer einfacher und die Vielfalt der Musik ist außerhalb des Radios um ein Wesentliches größer. Wer einen MP3-Player besitzt, kann bis zu 10.000 Titel hören. Im Radio laufen häufig über mehrere Wochen nur etwa 100 verschiedene Titel. Mit der Folge, dass immer mehr Hörfunkfreunde ihrem Medium den Rücken kehren.
Jetzt wird es ernst
Das heißt: Das Radio muss aufpassen, wenn es seine Hörer halten will und setzt deshalb verstärkt auf den digitalen Hörfunk. Digital Audio Broadcast (DAB) oder Digital Radio Mondiale (DRM) heißen die mittlerweile ausgereiften Techniken, in die seit den späten 1980er Jahren Millionen geflossen sind. Dank DAB und DRM könnte die Radiolandschaft wieder vielseitiger werden, CD-Qualität erwerben und damit den MP3s Konkurrenz machen.
Den Radiomachern ist es ernst: In spätestens fünf Jahren soll der analoge Rundfunk in Deutschland, ein wenig später auch in den anderen EU-Mitgliedsstaaten abgeschaltet sein. Dann gibt es nur noch das digitale Radio. Auf der IFA 2005 in Berlin stellen verschiedene Anbieter ihren neuen Digitalprodukte in Sachen Radio vor: Dort sollen komplette HiFi Bausteine, schlichte Küchenradios und außergewöhnliche MP3-Player mit DAB-Technik die Besucher vom klangstarken und störungsfreien Empfang des digitalen Hörfunks überzeugen. Mehr als 100 Radiogeräte stellt beispielsweise die Initiative Digitaler Rundfunk vor und verweist auf viele andere Anbieter wie Sony, Denon, Samsung oder Panasonic, die mittlerweile auf den DAB-Standard setzen. Die günstigsten Geräte gibt es zur Zeit ab 75 Euro.
Glasklarer Klang der Zukunft
Doch ganz einfach wird die Umstellung auf digital nicht. Denn bis es soweit ist, müssten all jene analogen Radios, die in Bädern, Wohnzimmern und Autos so vor sich hin dudeln, im Mülleimer verschwinden und durch digitale Geräte ersetzt werden. Ein DAB Radio ist derzeit aber noch vergleichsweise teuer, der Empfang nicht überall in Deutschland gewährleistet. Auch die Anbieter halten sich zurück, investieren nur ungern in neue Programme, um der Einschaltquote nicht zu schaden.
Gleichzeitig macht sich ein Trend breit, der den Radiomachern zusätzlich Sorge bereitet: das Podcasting. Anstatt sich nach dem Programm eines Senders richten zu müssen, können die Nutzer dank einer geeigneten Software selbst entscheiden, was sie wann hören möchten. Einige Radiomacher haben bereits reagiert und podcasten selbst. So auch die Deutsche Welle, die zur Bundestagswahl und zur IFA zahlreiche Podcasts anbietet. Aber ersetzen wird auch das das Radio auf lange Sicht wohl nicht, und manch einer wird vielleicht das vertraute Rauschen aus dem Äther vermissen, wenn in Zukunft glasklarer Klang aus dem Radio ertönt.