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Politik

Drittes schwimmendes LNG-Terminal geht an den Start

20. Januar 2023

Das dritte Terminal für flüssiges Erdgas in Deutschland steht bereit. In Brunsbüttel kann schon bald der erste LNG-Tanker entladen werden. Und an der Unterelbe in Stade entsteht ein weiterer Standort.

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Deutschland | Schwimmendes LNG-Terminal in Brunsbüttel angekommen
Das schwimmende LNG-Terminal "Höegh Gannet" ist in Brunsbüttel angekommenBild: Marcus Brandt/dpa/picture alliance

Deutschland hat mit der Ankunft des dritten schwimmenden Terminals für flüssiges Erdgas (LNG) einen weiteren Schritt zur Sicherung der Energieversorgung gemacht. Am Freitag legte das Terminalschiff "Höegh Gannet" im Industriehafen von Brunsbüttel an der Elbmündung an. Die erste Gas-Lieferung soll voraussichtlich Ende Januar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in Brunsbüttel ankommen. Die Einspeisung ins deutsche Netz dürfte nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums Anfang Februar anlaufen.

Die Bundesregierung treibt wegen der ausbleibenden russischen Gaslieferungen im Zuge des Angriffs auf die Ukraine den Ausbau von Importinfrastruktur von LNG voran, das per Schiff geliefert wird. Ein erstes staatlich gechartertes LNG-Terminalschiff hatte im Dezember im niedersächsischen Wilhelmshaven den Betrieb aufgenommen. Im Januar folgte eine privatwirtschaftlich betriebene Anlage in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern.

Deutschland Wilhelmshaven | Erste vollständige Ladung Flüssigerdgas angekommen
Ein Tanker mit Flüssiggas ist am ersten deutschen LNG-Terminal in Wilhelmshaven eingetroffenBild: Sina Schuldt/dpa/picture alliance

Noch ein Standort in Stade

Ein weiterer Standort für ein staatlich gechartertes LNG-Terminal ist Stade in Niedersachsen. Dort wurde an der Unterelbe am Freitag mit dem Bau des nötigen Anlegers begonnen, wie die zuständige Landesregierung mitteilte. Die Anlage soll - wie auch ein zweites schwimmendes Terminal in Wilhelmshaven und in Lubmin - im kommenden Winter in Betrieb genommen werden. Die gesamte Importkapazitäten werden dann voraussichtlich deutlich über 30 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr liegen. Insgesamt will die Bundesrepublik im Winter 2023/2024 bis zu einem Drittel des bisherigen Gasbedarfs über die schwimmenden LNG-Terminals decken.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sprach in Brunsbüttel vom Einstieg in eine künftig grüne Energieversorgung. Grüne Moleküle wie regenerativ erzeugter Wasserstoff seien der Weg, aus der fossilen Energie herauszukommen und Kohle zu verdrängen. "Das ist der nächste große Schritt", so der Grünen-Politiker. Er erinnerte daran, dass drei schwimmende Terminals in Deutschland innerhalb von zehn Monaten geschaffen worden seien.

Lob für schnelle Realisierung

Die Bundesregierung hatte für die Einrichtung der LNG-Terminals die behördlichen Genehmigungsverfahren massiv gelockert. Besonders aus der Wirtschaft kam dafür viel Lob. "Das hohe Tempo, mit dem das Projekt in Brunsbüttel gemeinsam von allen Beteiligten vorangetrieben wurde, setzt Maßstäbe für die weitere Modernisierung unserer Energieversorgung", erklärte der Chef des Energiekonzerns RWE, Markus Krebber. "Das wird auch nötig sein, damit der Industriestandort Deutschland so schnell wie möglich klimaneutral werden kann."

Flüssiggas: Pipelinebau in Rekordzeit

Die 294 Meter lange und 46 Meter breite "Höegh Gannet" soll in Brunsbüttel Flüssiggas von Tankern aufnehmen und wieder in den gasförmigen Zustand umwandeln, um es in die Leitungen zu transportieren, bevor das stationäre Terminal arbeitsfähig sein wird. Im laufenden Jahr sollen mit Hilfe des Spezialschiffs 3,5 Milliarden Kubikmeter Gas in das Netz eingespeist werden und mit der Fertigstellung einer langen Anbindungsleitung 7,5 Milliarden. Die schwimmende Anlage soll so lange genutzt werden, bis die stationäre mit einer höheren Kapazität drei Jahre später ihre Arbeit aufnimmt.

In Stade sollen jährlich fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas umgeschlagen werden. Das entspreche sechs Prozent des deutschen Gasverbrauchs, teilte die niedersächsische Hafengesellschaft mit.

Umweltschutzverbände sind unzufrieden

Die Umweltverbände BUND und Nabu forderten, die Planungen für LNG-Terminals zu reduzieren. Diese seien angesichts des Ausstiegs aus fossilen Energien überdimensioniert. Die sehen im Aufbau der Gasimport-Infrastruktur eine Gefahr für die Umwelt, weil Umweltprüfungen ausgesetzt wurden.

Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, unterstrich, dass seine Behörde den LNG-Ausbau "mit allen Kräften" unterstütze. Es sei richtig, sich auch auf einen sehr kalten Winter vorzubereiten und "Redundanzen einzuplanen", sagte er. Müller deutete aber auch an, dass die geplanten Terminals nicht alle gebraucht werden könnten.

Bundesnetzagentur - Klaus Müller
Klaus Müller, Präsident der BundesnetzagenturBild: Oliver Berg/dpa/picture alliance

Wohl keine Gasnotlage mehr zu erwarten

Entgegen vielfachen Befürchtungen ist die Versorgungslage mit Erdgas in diesem Winter bislang auch nach dem kompletten Wegfall russischer Importe zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr. Die Gasspeicher sind immer noch zu knapp 90 Prozent gefüllt, woran die LNG-Terminals kaum Anteil haben. Grund ist vor allem der bislang milde Winter.

Habeck verteidigte die LNG-Pläne zuletzt: Er wolle unbedingt verhindern, dass in den nächsten Jahren wegen Gasmangel doch wieder Kohlekraftwerke aus der Reserve geholt werden müssen, um die Energieversorgung zu sichern, sagte er am Montag auf einer Veranstaltung in Berlin.

kle/qu (dpa, afp, epd)