Dreifache Ehrung für Gerhard Richter in Berlin
12. Februar 2012Drei Tage nach dem 80. Geburtstag von Gerhard Richter hat in Berlin eine große Werkschau des Malers, Bildhauers und Fotografen begonnen. Bis zum 13. Mai zeigt die Neue Nationalgalerie rund 130 Bilder und fünf Skulpturen aus allen Schaffensperioden Richters.
Hauptwerke wie auch selten gezeigte Arbeiten
Die weitgehend chronologisch geordnete Retrospektive unter dem Titel "Panorama" entstand in Zusammenarbeit mit dem in Köln lebenden Künstler. Sie dokumentiert das Schaffen in seiner ganzen Breite, von sehr abstrakten bis ausgesprochen figurativen Bildern. Bewusst wurden Hauptwerke mit selten gezeigten Arbeiten kombiniert, die einen ungewöhnlichen Blick auf Richters Werk werfen. Zu den herausragenden Werken gehören etwa das Frauenporträt "Betty" oder das Bild "Kerze", das kürzlich auf einer Auktion zwölf Millionen Euro einbrachte.
Das umstrittenste Hauptwerk des Künstlers, der Zyklus "18. Oktober 1977", ist allerdings kein Bestandteil der Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie. Die 15 Bilder sind stattdessen in der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel zu sehen. Die Bilder setzen sich mit der "Todesnacht von Stammheim" auseinander, als die RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in ihren Zellen Selbstmord begingen. Darüber hinaus zeigt die Berliner Galerie "Me Collectors Room" noch rund 200 grafische Arbeiten, Fotos und Plakate Richters aus der privaten Olbricht Collection.
"Picasso des 21. Jahrhunderts"
Gerhard Richter zählt zu den weltweit bedeutendsten Gegenwartsmalern. Seine Werke erzielten auf Auktionen zuletzt zweistellige Millionenpreise, er ist damit der "teuerste" deutsche Maler. Der gebürtige Dresdener war 1961 kurz vor dem Mauerbau in den Westen geflüchtet. Bekannt sind vor allem seine Fotomalereien mit verwischten Konturen und Details. Richter gestaltete auch ein mehr als 100 Quadratmeter großes Fenster im Kölner Dom.
Bei der Präsentation der Retrospektive in Berlin war der sehr zurückgezogen lebende Maler persönlich anwesend. Angesprochen auf die vielen öffentlichen Ehrungen und Lobeshymnen etwa als "Picasso des 21. Jahrhunderts" bemerkte Richter trocken: "Missachtet zu werden wäre schlimmer."
sti/se (epd, dpa)