Drei Länder geben AstraZeneca für alle frei
21. April 2021Eine Corona-Schutzimpfung mit dem Vektorimpfstoff ist damit in drei Bundesländern für alle Erwachsenen möglich, gleich ob 20, 30, 59 Jahre alt oder über 60. Nach Sachsen entschieden auch Mecklenburg-Vorpommern und Bayern, die Altersbeschränkungen für den Impfstoff von AstraZeneca komplett aufzuheben. Nur Kinder und Jugendliche bleiben weiter ausgenommen. Die einzige Bedingung ist: Bei Menschen unter 60 Jahren ist vor dem Spritzen eine ausführliche Beratung durch den Impfarzt notwendig, wie die Länder-Gesundheitsministerien mitteilten.
Berlin verweist auf die STIKO
Das Bundesgesundheitsministerium reagierte zurückhaltend auf die Ankündigung der Länder: Es gebe eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission STIKO, auf deren Grundlage eine Impf-Verordnung formuliert worden sei, sagte ein Sprecher des Ministeriums. "Diese Verordnung lässt zwar Spielraum, ist aber bindend", betonte er. Allerdings verwies er auch auf die Verordnung, in der stehe, dass der Impfstoff bei unter 60-Jährigen "nach ärztlicher Aufklärung und bei individueller Risikoakzeptanz durch den Patienten" einsetzbar sei. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA und die Weltgesundheitsorganisation WHO empfehlen das Vakzin weiterhin für alle Altersgruppen und betonen, die Vorteile seien höher zu bewerten als die Risiken.
Wegen sehr seltener Fälle von Hirnvenenthrombosen (Blutgerinnseln im Gehirn), besonders bei Jüngeren, soll der AstraZeneca-Impfstoff in Deutschland seit dem 31. März in der Regel nur noch bei Menschen ab 60 Jahren aufwärts eingesetzt werden. Bis zu diesem Termin war es genau umgekehrt und AstraZeneca wurde ausdrücklich für die Jüngeren empfohlen. Über 65-Jährige sollten zunächst gar nicht mit dem Vakzin geimpft werden.
Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe sagte: "Die Freigabe ist ein Angebot, dass diejenigen, die keine oder wenige Vorbehalte gegen den Impfstoff haben, die Möglichkeit nutzen können, sich gegen das Coronavirus auch impfen zu lassen." In den Impfzentren Mecklenburg-Vorpommerns waren in den vergangenen Tagen immer wieder Impfdosen von AstraZeneca übriggeblieben.
Bayern ist schon vorgeprescht
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek richtete sein Augenmerk auf die Beteiligung der Haus- und Fachärzte an der Impfkampagne: "Die Ärzte kennen ihre Patienten gut und wissen, wem sie aus dem Kreis der unter 60-Jährigen unter Berücksichtigung der Vorgaben der Ständigen Impfkommission ein Impfangebot mit diesem Wirkstoff machen können."
Im Corona-Hotspot Hof in Bayern werden seit vergangener Woche bereits auch über 18-Jährige mit einem Sonderkontingent des AstraZeneca-Vakzins geimpft. Zudem hatten immer mehr Landkreise im Freistaat mitgeteilt, bei Impfaktionen AstraZeneca-Dosen für alle Erwachsenen anzubieten.
Die Gesundheitsministerien von Niedersachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen teilten der Nachrichtenagentur Reuters auf Anfrage mit, dass sie keine Änderungen planten.
J&J-Impfstoff soll bald zum Einsatz kommen
Der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson (J&J) soll bald in Deutschland gespitzt werden. Von Anfang Mai an werde er auch in den Arztpraxen verfügbar sein, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf das Bundesgesundheitsministerium. Die EMA habe einen Warnhinweis formuliert, dass beim Einsatz dieses Impfstoffes in sehr seltenen Fällen sogenannte Hirnvenenthrombosen auftreten könnten. Der Nutzen des Impfstoffes des US-Unternehmens überwiege aber die Risiken.
qu/rb (dpa, afp, rtr)