Dramatische Lage an pakistanisch-afghanischer Grenze
2. November 2023Aus Furcht vor Internierungen und einer drohenden Massenabschiebung aus Pakistan drängen sich immer mehr afghanische Flüchtlinge an Grenzübergängen zwischen beiden Staaten. Auf den Hauptzufahrtsstraßen waren zahlreiche Lastwagen zu sehen, die Familien und deren Habseligkeiten transportierten.
Am nordwestlichen Übergang Torkham am Khyber-Pass an der Straße zwischen dem pakistanischen Peshawar und Dschalalabad in Afghanistan kamen Tausende Menschen an, nachdem Pakistan am Mittwoch wie angekündigt damit begonnen hatte, Ausländer ohne gültige Papiere zur Ausweisung in Sammellager zu bringen. Hintergrund ist das Auslaufen einer Frist, bis zu der alle Einwanderer ohne Aufenthaltsrecht Pakistan verlassen müssen. Zur Begründung verweist die Regierung auf die Sicherheitslage. Mehr als die Hälfte der 24 Selbstmordattentate in diesem Jahr sei von Afghanen verübt worden, hieß es.
Durch immer neue Kriege vertrieben
In Pakistan lebten nach Behördenangaben zuletzt mehr als vier Millionen afghanische Flüchtlinge, rund 1,7 Millionen davon ohne Aufenthaltsgenehmigung. Allein nach der erneuten Machtübernahme der Taliban 2021 flohen rund 600.000 Afghanen in das Nachbarland. Viele Menschen waren aber schon während der Konflikte in Afghanistan in den 1970er- und 1980er-Jahren nach Pakistan gegangen und haben dort auch Kinder bekommen; etliche von diesen haben das Herkunftsland ihrer Eltern noch nie besucht.
Zwar erklärten die radikal-islamischen Taliban, es seien Transitlager eingerichtet worden, um den plötzlichen Ansturm zu bewältigen. Doch Hilfsorganisationen berichten von katastrophalen Bedingungen und Chaos. Der Norwegische sowie der Dänische Flüchtlingsrat und das International Rescue Committee warnten, Menschen mit afghanischen Wurzeln, die nun dorthin zurückgingen, hätten kaum Aussicht, in die Gesellschaft eingegliedert zu werden. Vor allem durch den nahen Wintereinbruch sei ihr Überleben gefährdet.
jj/uh (dpa, afp, rtr)