Schwieriger Wechsel in der US-Botschaft
28. Juli 2020Der US-Präsident setzt auf Kontinuität in der deutschen Hauptstadt. Nach Richard Grenell soll nun Douglas McGregor die Interessen der Vereinigten Staaten in der Bundesrepublik vertreten. Grenell hatte in Deutschland durch seine forschen Tweets bereits in den ersten Wochen seiner Amtszeit zahlreiche Kritiker auf den Plan gerufen. Immer wieder mischte sich der Botschafter mit Ratschlägen in die deutsche Politik ein und kritisierte die Bundesregierung.
Mit dem früheren Oberst der US-Army Douglas Macgregor kommt nun ebenfalls ein Freund klarer Worte nach Deutschland, der die Politik von Trump während dessen Präsentschaft stets verteidigte. "Die Deutschen fühlen sich dank uns nicht verpflichtet, sich selbst zu verteidigen. Und der Präsident hat einfach gesagt: Schauen Sie, warum sollte der amerikanische Steuerzahler Sie verteidigen, wenn Sie nicht willens sind, sich selbst zu verteidigen?", so Macgregor vor zwei Jahren in einem TV-Interview. Bereits im Laufe seiner militärischen Karriere hat sich Macgregor den Ruf eines Querdenkers erarbeitet. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst 2004 hat er die Kritik an den militärischen Strukturen in den USA noch einmal verschärft.
Botschafter mit Deutschland-Erfahrung
Das Verständnis der politischen Zusammenhänge in der Bundesrepublik dürfte bei Macgregor größer sein als bei seinem Vorgänger. Schon als Schüler der elften Klasse verbrachte er ein Austauschjahr in der Bundesrepublik. Auch nach seiner militärischen Laufbahn an der angesehenen Militärakademie West Point war er Medienberichten zufolge längere Zeit in Deutschland stationiert.
Als Autor schrieb er noch während seiner aktiven Militärzeit mehrere Bücher - unter anderem über das Bündnis der DDR mit Moskau während des Kalten Krieges. Die deutsche Sprache soll ihm keine größeren Schwierigkeiten bereiten.
Auch sein Weg in die Welt des Militärs hat eine Verbindung zu Deutschland. Als Fünftklässler soll Douglas Macgregor von einem Buch eines Wehrmachtsgenerals über Panzerschlachten fasziniert gewesen sein - eine entscheidende Waffengattung im Zweiten Weltkrieg.
Auf dem Weg ganz nach oben gescheitert
Im Irak und auf dem Balkan konnte sich Macgregor als militärischer Führer und Planer bewähren. Im Golfkrieg Anfang 1991 kommandierte er eine Kampfpanzereinheit, die an der Front in kürzester Zeit Dutzende gepanzerte Fahrzeuge der Iraker ausschaltete.
Vor dem Kosovo-Krieg 1999, an dem er als Planungschef für den Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte teilnahm, forderte er 1997 in "Breaking the Phalanx" eine grundlegende Reform der amerikanischen Streitkräfte.
Von der Politik aufgenommen wurden diese Empfehlungen aber nicht. Auch eine Beförderung in den Rang eines Generals wird ihm verwehrt. 2004 scheidet Macgregor als Oberst Beobachtern zufolge frustriert aus dem aktiven Militärdienst aus und gründet eine Beratungsfirma.
Reichweite Dank Fox-News
Einem größeren Publikum ist er als Kommentator für sicherheitspolitische Themen bei Fox-News bekannt - auch das verbindet ihn mit seinem Vorgänger Grenell. Womöglich ist Macgregor hier auch US-Präsident Trump aufgefallen, der sich über Fox News über das politische Geschehen informiert.
Die von Macgregor im Fernsehen verbreiteten Analysen liegen auf der Wellenlänge des US-Präsidenten. So verlangte der frühere Berufsoffizier schon sehr früh einen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan und Syrien. Auch Trumps Kritik am nordatlantischen Verteidigungsbündnis NATO trifft auf seine Zustimmung. Noch bevor Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron mit seiner Bemerkung über den Hirntod der NATO Schlagzeilen machte, hatte Macgregor das Bündnis abgeschrieben. "Die NATO stirbt nicht. Sie ist ein Zombie", so seine Analyse in einem Artikel aus dem Frühjahr 2019.
Kritiker sammeln sich
Für Deutschland ist diese Sicht auf das Bündnis nicht unproblematisch. Macgregor "wäre der erste US-Botschafter in Deutschland, der die NATO für obsolet hält"", so der außenpolitische Analyst Ulrich Speck, der unter anderem für den transatlantisch orientierten German Marshall Fund arbeitet. Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, nennt Macgregor einen "interessanten - isolationistischen - Querdenker".
Zu Macgregors wichtigsten Themen als neuer Botschafter dürfte die Umsetzung des vom US-Präsidenten angekündigten Abzugs von 9500 der 34.500 in Deutschland stationierten US-Soldaten gehören. Konkrete Details sollen diese Woche bekannt gegeben werden.
Wann und ob der neue US-Botschafter sein Amt in Berlin antreten kann, ist allerdings offen. Zunächst muss der Senat der Personalie zustimmen - dieser Prozess könnte sich mit großer Wahrscheinlichkeit bis ins kommende Jahr ziehen. Sollte Trump im November die Präsidentschaftswahlen verlieren, würde Macgregor in Berlin keine Akzente setzen können.