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Haaland ist doch ein Mensch

Tobias Oelmaier
8. Februar 2020

Der neue Wunderstürmer Erling Haaland bleibt erstmals im Trikot von Borussia Dortmund ohne Torerfolg. Auch deshalb verliert sein Team das Auswärtsspiel in der Fußball-Bundesliga bei Mit-Verfolger Leverkusen.

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Bundesliga Bayer Leverkusen gegen Borussia Dortmund
Bild: Getty Images/AFP/I. Fassbender

Es ist die 89. Minute im Leverkusener Stadion. Erling Haaland versucht noch einmal, ein Anspiel im Strafraum unter Kontrolle zu bringen. Es gelingt ihm nicht. Mehr als eine Ecke ist nicht drin für seine Dortmunder, die auf den Ausgleich drücken. 3:4 heißt es, seit die Gastgeber die Partie innerhalb weniger Sekunden in der 81. und 81. Spielminute gedreht haben. 3:4, und er, Erling Haaland, ist leer ausgegangen. Dabei hatte er doch in seinen bisherigen Auftritten im Trikot des BVB wahrhaft Außerirdisches geleistet: sieben Tore in drei Partien, in denen er immer nur in Teilzeit eingesetzt worden war.

Diesmal durfte das Wunderkind aus Norwegen von Anfang an ran, wohl auch, weil Lizenzspieler-Chef Sebastian Kehl und seine Vorstandskollegen nach dem Aus im DFB-Pokal am Dienstag Druck auf Trainer Lucien Favre ausgeübt hatten. "Es hat da Gespräche gegeben", erzählte Kehl vor der Partie in Leverkusen bei Sky. Ob man dem 19-Jährigen damit einen Gefallen getan hat, ist fraglich. Denn schon bald sollte sich zeigen, dass der Hüne im Sturmzentrum die Leichtigkeit der ersten Auftritte verloren hatte. Gleich nach fünf Minuten kann er einen Sancho-Kurzpass nach traumhafter Kombination im Strafraum nicht verarbeiten, nach 19 Minuten rast er allein auf Lukas Hradecky zu, scheitert aber am vorzüglich reagierenden Leverkusener Schlussmann.

Doppelpack von Volland

Bundesliga Bayer Leverkusen gegen Borussia Dortmund
Traumtor von Neuzugang Emre Can (nicht im Bild), Torwart Lukas Hradecky ist machtlosBild: Getty Images/Bongarts/D. Mouhtaropoulos

Offenbar hatte Trainer Peter Bosz sein Team richtig auf Haaland eingestellt. "Man kann ihn nur als Mannschaft ausschalten", hatte er schon vor der Partie angekündigt, so wie man das schon mit Bayern-Torjäger Robert Lewandowski geschafft hatte. Tatsächlich fiel nur wenige Sekunden nach der Hradecky-Parade der Führungstreffer für die Werkself. Urgestein Kevin Volland schloss einen schnellen Angriff trocken aus 15 Metern ab (20.). Doch der Ausgleich ließ nicht lange auf sich warten. Mats Hummels kreuzte bei einer Ecke den gesamten Leverkusener Strafraum und wuchtete einen Kopfball zum 1:1 in die Maschen (1:1).

Nach gut einer halben Stunde ließ der andere Dortmunder Neuzugang, der von Juventus Turin gekommene Emre Can sein Können aufblitzen. Gekonnt schlenzte er den Ball aus gut 30 Metern in den rechten Winkel (33.). Was für ein Einstand, aber der Nationalspieler konnte sich später nicht so recht freuen über sein Traumtor: "Wir haben zu einfach Gegentore kassiert. Die Mannschaft hat extrem Potential, aber sie muss eines lernen: Wenn man in Führung geht, muss man etwas dreckiger sein."

Dortmund passiv, Leverkusen mit Risiko

Bundesliga Bayer Leverkusen gegen Borussia Dortmund
Doppeltorschütze Kevin Volland (l.) trägt Kollege Moussa Diaby im Jubel übers FeldBild: Getty Images/AFP/I. Fassbender

Was er damit meinte, war unter anderem der zweite Treffer von Kevin Volland (43.), der nach einer kurzen Ecke volley aus zehn Metern zum 2:2 vollstreckte. "Es war ein "Wahnsinns-Fußballspiel", freute sich Volland später am Sky-Mikrofon über seine Saisontore acht und neun. Und wohl auch darüber, dass seine Kollegen sein Pendent auf Dortmunder Seiten so gut im Griff hatten: "Heute war er phasenweise gefährlich, aber unser Abwehr hat es ganz gut gemacht, hat ihm ab und zu den Körper gegeben." Sprich: genau das, was Can an seinen eigenen Mitspielern vermisste.

Dennoch schien sich der berauschende Fußballabend für den BVB zum Guten zu wenden, als Raphael Guerreiro einen schönen Angriff zum 3:2 abschloss (65.). Doch dann beorderte Bosz Sven Bender aus der Abwehr vor ins Mittelfeld, agierte zeitweise mit drei Spitzen, und diese riskante Maßnahme wurde belohnt, auch weil die Gäste immer passiver wurden.

Erst war es Leon Bailey (81.), dann Zwillingsbruder Lars Bender per Kopf, die Leverkusen den 4:3-Heimsieg sicherten. "Die Mannschaft hat eine Riesen-Mentalität, einen Riesen-Willen gezeigt zu gewinnen", kommentierte Bosz nach dem Schlusspfiff bei Sky. "Diesmal hatten wir nicht so viele Chancen wie in den vergangenen Spielen, aber jetzt sind sie reingegangen. So ist Fußball". Eine Erkenntnis, zu der Erling Haaland auch gekommen sein wird - nur umgekehrt. Manchmal gehen sie rein, manchmal nicht. So ist Fußball.