BVB steht im Champions-League-Viertelfinale
9. März 2021Es war fast ein bisschen untergegangen, so groß war die Freude von Erling Haaland über das perfekte Zuspiel seines Mitspielers Marco Reus. Doch genauso besonders war die Leistung von Mahmoud "Mo" Dahoud kurz zuvor, als der Mittelfeldspieler das 1:0 der Dortmunder Borussia durch den Norweger mit einem bemerkenswerten Pass zwischen die Abwehrlinien so präzise vorbereitet, dass seine Kollegen nur noch den Rest erledigen mussten. Der hünenhafte Angreifer hob den kleineren Reus voller Freude in die Luft und feierte die Führung. Dahoud trotte fast verschämt zu den Jubelnden, als würde er gar nicht so richtig dazu gehören.
Das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League am Dienstagabend endete schließlich mit einem hart erkämpften 2:2 (1:0) zwischen dem BVB und dem FC Sevilla. Haaland traf per Elfmeter auch noch zum 2:0 (54.) - im 147. Profispiel seine Treffer 101 und 102. 20 Treffer im 14. Champions-League-Spiel sind weitere Beweise für Haalands derzeitige Ausnahmestellung im europäischen Fußball. Youssef En-Nesyri glich für Sevilla mit seinen zwei Treffern nur noch zum 2:2 (69., 90.+6) per Strafstoß und Kopfball aus. Das Hinspiel war mit einem 3:2-Auswärtssieg für den BVB zu Ende gegangen.
Die Dortmunder ziehen damit erstmals seit vier Jahren wieder in die Runde der letzten acht Teams in diesem Wettbewerb ein. Dank des doppelten Torschützen Haaland - und dem nicht weniger entscheidenden Dahoud. "Es war ein unheimlich hartes Spiel. Ich bin total müde", sagte Haaland nach der Partie
Dahoud vor dem Durchbruch
Haalands überraschender Führungstreffer war in diesem Spiel ein erlösender Moment für den BVB. Das Team von Trainer Edin Terzic lief gegen den FC Sevilla zuvor 34 Minuten hinterher. Die Spanier dominierten die Partie fast nach Belieben, waren den Dortmundern in nahezu allen Belangen überlegen - nur vor dem gegnerischen Tor konnten sie sich nicht gegen die dicht gestaffelte Abwehr um Kapitän Mats Hummels durchsetzen. Und dann war da dieser Geistesblitz von Dahoud. Eine dieser besonderen Aktionen, die sich die Dortmunder wohl schon seit einiger Zeit von dem 25-Jährigen wünschen.
Seit 2017 ist Dahoud beim BVB. Den endgültigen Durchbruch hat der hoch veranlagte, aber (zu) sensible, gebürtige Syrer bei den Schwarz-Gelben bislang aber nicht geschafft. Vor drei Wochen, im Hinspiel gegen die Spanier, hatte Dahoud erstmals seit langer Zeit wieder in der Startelf gestanden - auch weil Axel Witsel mit einer schweren Verletzung (Achillessehnenriss) längere Zeit ausfallen wird. Seit dem Hinspiel in Andalusien ist Dahoud aber fester Bestandteil des Teams und füllt die Witsel-Lücke aus.
Ernstes Gespräch mit Trainer Terzic
Dahoud bringt ganz andere Fähigkeiten als der rustikale Belgier ins Dortmunder Spiel ein, die er auch gegen die Spanier immer wieder unter Beweis stellen konnte. Seine direkt gespielten Pässe in die Tiefe zeugen von einem besonderen Spielverständnis. Seine Technik und seine Ruhe auch in Drucksituationen sind überdurchschnittlich. Wenn er das nötige Selbstvertrauen an den Tag legt, ist er mit seiner Präsenz und seinem sicheren Passspiel eine Bereicherung für den BVB - auch, weil er mittlerweile gelernt hat, defensiv mitzuarbeiten.
Im vergangenen Dezember hatte BVB-Trainer Edin Terzic die Gelegenheit genutzt, um ein ernstes Gespräch mit seinem Mittelfeld-Mann zu führen. Es ging dabei um grundlegende Eigenschaften des Fußballs, aber auch um deutlich mehr Konstanz in seinen Leistungen, die der Coach einforderte. Diese Unterredung scheint gewirkt zu haben: Dahoud wirkt reifer in diesen Tagen, konzentrierter, zielorientierter.
Haaland ist für die Tore zuständig
Allerdings hatte er auch gegen Sevilla Phasen, in denen er nicht ganz so präsent war, wie es sich Terzic wünscht. Gemeinsam mit Thomas Delaney und Jude Bellingham versuchte Dahoud das Dortmunder Mittelfeld zu ordnen, mehr Kontrolle zu bekommen. Das gelang im zweiten Abschnitt zeitweise deutlich besser - auch wenn der BVB am Ende noch einmal um den Viertelfinal-Einzug zittern musste.
Mit ein wenig mehr Glück hätte Dahoud seine gute Leistung rund fünf Minuten vor dem Ende sogar noch mit einem Treffer krönen können, als er aus 14 Metern an Sevilla-Torhüter Yassine Bounou scheiterte. Aber für "Tor-Angelegenheiten" haben Dahoud und der BVB ja einen Spezialisten namens Haaland.