Doppelsieg für Ineos-Ausreißer
17. September 2020Was für ein kurioser Showdown dieser 18. Etappe der Tour de France: Auf dem letzten der 175 Kilometer durch die französischen Alpen unterhalten sich der Pole Michal Kwiatkowski und Richard Carapaz aus Ecuador zunächst ausgiebig, dann lächeln sie, umarmen sich und rollen gemeinsam über die Ziellinie.
Die letzten gut 20 Kilometer hatten die beiden Profis des bisher bei dieser Frankreich-Rundfahrt so enttäuschenden Ineos-Teams als Duo hinter sich gebracht, auch weil ihr Mitstreiter in der Fluchtgruppe, der Schweizer Marc Hrischi, in einer Abfahrt stürzte und danach die Lücke nicht mehr schließen konnte.
Tagessieg an Kwiatkowski
"Das ist einer dieser Tage, an denen man seinen Dank kaum ausdrücken kann. Ich hatte sicher schon einige schöne Momente im Radsport, aber das ist eine neue Erfahrung, sagte Ex-Welmeister Kwiatkowski. Und: "Wir hatten heute einfach die besten Beine." Letztendlich wurde Kwiatkowski der Etappensieg zuerkannt, Carapaz darf sich nach der Überfahrt von fünf Pässen mit dem gepunkteten Trikot des besten Bergfahrers trösten.
Knapp zwei Minuten nach dem Sieger-Duo erreichte Primoz Roglic das Ziel in LaRoche-sur-Foron. Zuvor hatte der Slowene im Gelben Trikot des Gesamtführenden alle Attacken seiner Herausforderer souverän abgewehrt, darunter die seines Landsmanns auf Platz zwei, Tadej Pogacar. Damit trennen Roglic nur noch 305 Kilometer vom Toursieg. Im Klassement hat er 57 Sekunden Vorsprung vor Pogacar. Die weiteren Fahrer dürften nicht mehr in den Kampf um die Gesamtwertung eingreifen können. Einzig der Kolumbianer Miguel Angel Lopez liegt mit 1:27 Minuten Abstand noch in Reichweite.
Roglic vor Gesamtsieg
Jetzt wartet nur noch eine einzige wirkliche Prüfung auf Roglic: Beim immens schweren Zeitfahren am Samstag in den Vogesen über 36 zunächst flache, dann leicht ansteigende und schließlich steile Kilometer hinauf zur Planche des Belles Filles ist der Jumbo-Visma-Kapitän allerdings der klare Favorit.
Von den deutschen Profis zeigte sich lediglich Simon Geschke in der Spitzengruppe, musste die Besten dann aber fahren lassen. Für Andre Greipel endete seine vermutlich letzte Tour am ersten Berg der 1. Kategorie, der 38 Jahre alte Sprinter aus dem Israel-Team gab als Folge von Sturznachwirkungen und eines Infekts nach gut 30 Kilometern auf - zu den elf Etappensiegen Greipels wird wohl keiner mehr hinzukommen.