Doppelausstellung: "Der Amerikanische Traum" in Emden und Assen
Er ist legendär - doch was ist von ihm geblieben? Eine deutsch-holländische Doppelausstellung macht sich auf die Suche nach dem "American Dream". Ein Blick durch die Augen von Künstlern des Amerikanischen Realismus.
Martha Rosler: "Playboy on Vie" (1962-1972)
Kunst, die unmissverständlich politische Signale setzt. Dafür ist die Künstlerin Martha Rosler bekannt. Dieses Bild ist Teil ihrer berühmten Collagen-Serie, die den Vietnamkrieg offen kritisiert. Zu sehen: Ein Playboymodel; um sie herum Kriegsgeschehen. In der Serie "Bringing the War Home" kombiniert die Künstlerin die Bildsprache der Werbung mit journalistischen Bildern des Vietnamkrieges.
Raphael Soyer: "Eighth Avenue" (1977)
Drei Frauen, die sich vor dem Schaufenster einer Peepshow anbieten. In den 1970er und 1980er Jahren galt die Eighth Avenue in Manhattan als Straßenstrich. Raphael Soyer wirft in seinem Bild einen Blick auf Frauen abseits der Bürgerlichkeit und ihren rauen Alltag. Diese Realität zeigt deutlich, dass der amerikanische Traum für viele nicht mehr als eine alltagsferne Illusion ist.
Kehinde Wiley: "Passing/Posing" (2003)
Selbstbewusst winkt der junge afroamerikanische Mann in Daunenjacke und Baseballkappe dem Betrachter zu. Wie eine Ikone der Weisheit wirkt er in diesem Gemälde, das an die alten Meister erinnert. Genau mit diesem scheinbaren Widerspruch spielt Kehinde Wiley: Warum fehlen Schwarze in historischen Kunstwerken? Und was macht es mit einer Figur, wenn sie in diesem Format dargestellt wird?
Chuck Close: "Self Portrait" (2000)
Das Gesicht von Chuck Close besteht aus Hunderten kleinen, zu einem Mosaik zusammengesetzten Zeichen. Chuck Close fing in den 1970er Jahren an, fotografische Vorlagen in Gemälde umzusetzen und mit der scheinbaren Objektivität der Kamera zu spielen. Close gehört zur Strömung der Fotorealisten, die 1972 mit ihrer Teilnahme an der documenta 5 internationale Aufmerksamkeit erhielten.
Richard Prince: "Untitled (Cowboy)" (2003)
Amerikanischer als der Cowboy ist fast nichts - weltweit reitet und schießt er sich durch die Pop- und Werbekultur - verkörpert die Freiheit. Dieses Bild von Richard Prince reißt die Marlboro-Werbeikone aus Kontext und Funktion und wirft durch diese Aneignung neue Fragen auf. Tatsächlich verklagten die Urheber des Bildes den Künstler wegen Verletzungen des Urheberrechtes.
Ralph Goings: "A1 Sauce" (1995)
Ein Stillleben aus Burger-Soßen. Fast melancholisch scheinen sie nebeneinander zu stehen, die A1 Sauce, der Heinz Tomatenketchup und die Tabasco-Soße. Alltagsgegenstände statt Früchte oder Blumen. Sie verkörpern den "American way of life"; die Szene könnte aus jedem beliebigen amerikanischen Diner stammen. Präzise und fast fotografisch hat Goings sie mit Öl auf Leinwand gebannt.
Stephen Shore: "South of Klamath Falls" (1973)
Die Route 66, die Weite des Horizonts - und eine riesige Werbetafel. Auch Fotograf Stephen Shore beschäftigte sich mit dem amerikanischen Traum und reiste in den 1970er Jahren quer durchs Land, um als einer der ersten Fotokünstler die moderne amerikanische Landschaft in Farbe darzustellen. Nicht nur die Kraft der Natur kommt in seinen Werken zum Ausdruck, sondern auch die Rolle des Menschen darin.
Edward Hopper: "California Hills" (1957)
Während seines künstlerischen Stipendien-Aufenthalts in Pacific Paradise, einem Stadtteil von LA, malte Edward Hopper den Blick aus seinem Atelier. Links im Bild ist dieses zu sehen, während sich rechts eine Straße auf den Betrachter zuschlängelt. Immer wieder beschäftigten sich Künstler des amerikanischen Realismus mit der Beziehung zwischen Natur und Mensch und der Kluft zwischen Stadt und Land.
Robert Birmelin: "Small Trash" (1986)
Vom Land in die Stadt: Immer wieder setzt sich der Amerikanische Realismus auch mit der zunehmenden Urbanisierung in den USA auseinander. Im Zentrum des Geschehens: New York. Robert Birmelin hält in diesem Werk die Kehrseiten des Großstadtlebens fest. Die Besiedlung des Menschen hat seinen Preis für die Umwelt: 12 000 Tonnen Müll fallen pro Tag in der Stadt an.
Stone Roberts: "Grand Central Terminal: An early December Noon in the Main Concourse" (2009-2012)
Und doch steht keine andere Stadt so sinnbildlich für den amerikanischen Traum wie New York - hundertfach reproduziert in Film, Kunst und Literatur. Auch das Treiben am Grand Central Bahnhof ist legendär - Stone Roberts versuchte es auf diesem Gemälde einzufangen. Wochenlang fertigte der Maler dafür vor Ort Zeichnungen von der Architektur des Bahnhofs und seinen unterschiedlichen Besuchern an.
Die Ausstellung "The American Dream" ist vom 19.November 2017 bis zum 27. Mai 2018 in der Kunsthalle Emden und dem Drents Museum in Assen zu sehen.