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Politik

Donald Trumps Nordkorea-Strategie

Michael Knigge sam
25. Mai 2018

Donald Trump hat den Atomgipfel mit Kim Jong Un platzen lassen, Nordkorea hingegen ist weiterhin zu Gesprächen bereit. Das Weiße Haus machte die nordkoreanische Seite für die Absage verantwortlich.

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USA - Donald Trump - Flughafen
Bild: Getty Images/AFP/S. Loeb

Das Schreiben des Präsidenten habe geklungen wie ein "Abschiedsbrief eines 13-Jährigen an seine Freundin aus einem Zeltlager", sagte Wendy Sherman dem TV-Sender MSNBC. Sie ist die führende US-Unterhändlerin für das iranische Atomprogramm, das Trump kürzlich aufgekündigt hat.

Während der Ton und der Wortlaut des Briefes gemeinhin als unbeholfen beschrieben wurden, ist der Brief dennoch politisch bedeutsam. Dass Trump entschieden hat, die Gipfelabsage nicht über Twitter zu veröffentlichen und stattdessen einen Brief mit dem Briefpapier des Weißen Hauses an Kim Jong Un geschickt hat, kann als klares Zeichen für Trumps zunehmenden Respekt gegenüber dem Nordkoreaner gesehen werden. Noch vor ein paar Monaten hatte er ihn als "Little Rocket Man" - "kleinen Raketenmann" beleidigt. 

Der Brief von Trump an Kim zeigt: Trump sieht Kim als gleichwertigen Gesprächspartner - ein riesiger Erfolg für den Machthaber in Nordkorea. Der republikanische Vorgänger des Präsidenten, George W. Bush, hatte Nordkorea während seiner Amtszeit noch als Mitglied der sogenannten "Achse des Bösen" bezeichnet. 

Nordkorea zeigt sich nach der Absage des Gipfeltreffens durch die USA zu Gesprächen bereit. "Wir teilen den USA nochmals unsere Bereitschaft mit, sich jederzeit und in jeder Form persönlich zusammenzusetzen, um das Problem zu lösen", sagte der nordkoreanische Vizeaußenminister Kim Kye Gwan am Freitag laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. "Die Absage des Treffens kam für uns unerwartet, und wir bedauern das zutiefst."

Keine Anreize

Die Absage des Gipfels in Singapur war für die meisten Beobachter keine Überraschung. "Ich hatte nie erwartet, dass das reibungslos funktioniert", sagte Han Park, ein ehemaliger inoffizieller USA-Nordkorea-Unterhändler, der die Freilassung von zwei inhaftierten US-Journalisten im Jahr 2009 ermöglichte und den Besuch des ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter 1994 in Pjöngjang vorbereitete. Pjöngjang sei nie bereit gewesen, sein nukleares Arsenal ohne konkrete US-Sicherheitsgarantien, Anreize und Zugeständnisse aufzugeben. Da die Trump-Administration nur vage Versprechungen gemacht hat, hatte Pjöngjang kaum Anreiz, viel von diesem Gipfel zu erwarten.

"Es gab keinen Deal", sagte Park, emeritierter Professor für internationale Beziehungen an der Universität in Georgia. Park war bereits Dutzende Male in Nordkorea.

Die nordkoreanische Vize-Außenministerin Choe Son-hui teilte am Mittwoch gegen US-Vizepräsident Mike Pence aus - ohne Pence direkt zu nennen. Das sei eine Gelegenheit für das Weiße Haus gewesen, den Gipfel abzusagen, meint Miles Pomper. Er ist Wissenschaftler für nukleare Sicherheit am Zentrum für Atomwaffensperrverträge. Die Anzeichen für eine Absage hätte es aber auch schon länger gegeben. 

Nordkorea-Gipfel abgesagt: Gespräch mit Washington-Korrespondent Michael Knigge

"Ich glaube, das Weiße Haus hat vor einer Woche festgestellt, dass es das Opfer seiner eigenen Wunschvorstellungen gewesen ist. Man war dort davon überzeugt, dass Nordkorea bereit sein würde, die lange bestehenden Forderungen der USA umzusetzen", sagte er. Trump hatte gehofft, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet zu werden. 

Trumps Nachricht an Kim, fügte Pomper hinzu, "ist ein Versuch, die Schuld für das Scheitern des Gipfels auf die Nordkoreaner zu übertragen, nachdem die Nordkoreaner versucht haben, das gleiche mit Trump zu tun."

Schlag für Trump und Pompeo

Der abgesagte Gipfel ist aber auch ein Schlag für US-Außenminister Mike Pompeo, der zweimal nach Pjöngjang reiste, um die Begegnung zu arrangieren."Die Trump-Regierung hatte allerdings auch nie eine durchdachte Nordkorea-Strategie gegenüber Nordkorea", sagte Park

Während Trumps Brief an Kim eindeutig die Tür für einen zukünftigen Gipfel offen lässt, sind Spekulationen über ein mögliches, neues Treffen vergeblich, sind sich die Experten einig. Dies sei erst möglich, wenn das Weiße Haus eine kohärente Nordkorea-Strategie entwickele.

"Maximale Druckkampagne"

Trump und sein Team können das Rad aber nicht zurückdrehen. "Kurzfristig hat Kim gewisse Sanktions-Erleichterung von China und und auch teilweise von Südkorea erwirkt hat, auch bei möglichen UN-Sanktionen", sagte Pomper. "Für die USA wird es schwieriger werden, eine konfrontative Haltung einzunehmen, besonders, wenn die Südkoreaner den Fehler bei den USA anstatt bei Nordkorea zu sehen."

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