Donald Trump nimmt Anlauf
22. Juli 2016"USA, USA, USA", skandierte Donald Trump gemeinsam mit den Delegierten, nachdem er zu Beginn seiner mit Spannung erwarteten Parteitagsrede die Nominierung der Republikaner als Präsidentschaftskandidat angenommen hatte. Die Ansprache von Donald Trump war Höhepunkt des turbulenten Parteikonvents in Cleveland. Sicherheit, "Law and order" und ein überdeutliches Bekenntnis zur Stärke der Vereinigten Staaten von Amerika - das waren die Schwerpunkte seiner Rede. Trump machte deutlich, dass nun mit seinem Einzug in das Weiße Haus zu rechnen sein könnte. Allen Unkenrufen auch seiner parteiinternen Gegner zum Trotz.
"Amerikanismus, nicht Globalismus, wird unser Credo sein", erklärte Trump demzufolge. Wenn die USA von Politikern geführt würden, die das Land nicht an die erste Stelle setzten, würden sie von anderen Ländern nicht mit Respekt behandelt. "Das wird sich 2017 ändern", zeigte sich Trump überzeugt. "Ich habe die politische Arena betreten, damit die Mächtigen nicht länger auf Menschen einschlagen können, die sich nicht verteidigen können. Niemand kennt das System besser als ich, deswegen bin ich der Einzige, der es reparieren kann."
"Ich bin der Einzige..."
Trump erklärte: "Ich habe eine Botschaft an Euch alle. Die Kriminalität und die Gewalt, die unsere Nation heimsuchen, werden bald beendet sein." Der Präsidentschaftskandidat kündigte an, er werde Millionen Jobs zurück in die USA bringen. "Es kann ohne Gesetz und Ordnung kein Wachstum geben", erklärte Trump. Präsident Barack Obama habe auf diesem Gebiet versagt. Auch für den neu erwachten Rassismus machte Trump den noch amtierenden Präsidenten verantwortlich. Der republikanische Kandidat wiederholte zugleich seine Absicht, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zum Schutz vor illegaler Einwanderung errichten zu wollen.
Seine Gegnerin Hillary Clinton sei eine Marionette von Medien und Spendern. Er griff die demokratische Anwärterin vor allem wegen deren eMail-Affäre an und zeigte sich erzürnt, dass sie keine angemessene Bestrafung erhalten habe. "Ich bin Eure Stimme", rief Trump den Amerikanern zu. Der Milliardär bemühte sich, sich als Anwalt derer darzustellen, die lange ignoriert oder vernachlässigt worden seien.
Beobachter sagen: Da war mehr Substanz
Beobachtern zufolge war der Entwurf der Rede im Vergleich zu bisherigen Ansprachen deutlich substanzieller. Auch dies ein Signal an alle, dass der Kandidat es ernst meint. Übrigens auch mit der Bekämpfung des internationalen Terrorismus, dem sich Trump in seiner Rede ebenfalls annahm.
Der viertägige Kongress hatte deutlich gemacht, wie zerrissen die Republikaner auch vor der heißen Phase des Wahlkampfes noch sind. Ein Versuch der Gegner Trumps, die Delegierten nur nach ihrer eigenen Überzeugung abstimmen zu lassen, wurde zum Auftakt der Veranstaltung in Cleveland vereitelt. Und als am vorletzten Tag des Kongresses Trumps interner und unterlegener Rivale Ted Cruz das Wort ergriff und eine deutliche Aufforderung zur Wahl des Milliardärs vermied, wurde er von der Masse der Delegierten gnadenlos ausgebuht. Das passierte dem Internet-Unternehmer Peter Thiel nicht. Der Gründer von Firmen wie PayPal bekannte sich unmittelbar vor dem Auftritt der Trumps auf der Bühne demonstrativ zu seiner Homosexualität und dazu, stolz, ein Amerikaner zu sein. Mit Hilfe von Männern wie Donald Trump müsse man das Land nun wieder aufbauen.
Den darauf folgenden Auftritt des Kandidaten leitete seine Tochter Ivanka ein. Sie kündigte ihren Vater an mit Worten wie: Donald Trump sei seit mehr als einem Jahr während der Vorwahlen der Favorit der Bevölkerung gewesen, und nun sei er der Champion. "Mein Vater ist ein Kämpfer", sagte die junge Frau, die mit Donald Trump in dessen Unternehmen zusammenarbeitet. Trump kämpfe für seine Familie, für seine Angestellten und nun werde er für dieses Land kämpfen. "Wenn mein Vater sagt, dass er Amerika wieder groß machen werde, dann wird er auch liefern."
Der Auftritt von Ivanka Trump war ein weiteres Element, mit dem die Parteitagsregie versuchte, ein verbindlicheres und menschenfreundliches Bild ihres Kandidaten zu zeichnen. Wie erfolgreich dies gewesen ist, wird man möglicherweise schon in einer Woche wissen: Dann kommen die Demokraten in Philadelphia zusammen, um auf ihrem Kongress Hillary Clinton offiziell zur Kandidatin für die Nachfolge von Barack Obama zu küren. Und dann hat Amerika die Wahl. Oder die Qual der Wahl.
ml/ago (rtr,ap,CNN)