Donald Trump hat noch Zimmer frei
17. Mai 2020"Die meisten Hotels bieten nur ein Zimmer. Wir bieten eine komplette Stadt." So schillernd wirbt das New Yorker Hotel der Gruppe "Trump Hotels" am Central Park auf Twitter um Gäste. In Zeiten der Coronavirus-Pandemie gibt es aber keine. Weder in der kleinen Pension an der deutschen Ostseeküste noch in einem der Hotel-Paläste, die den Namen des 45. US-Präsidenten über der Tür tragen. Letztere meistens in goldener Schrift.
Nun gut, die "Trump Hotels" gab es schon, als der Mann noch nicht Staatschef war. Doch seine Wahl hat die Sache mit den Nobelherbergen kompliziert gemacht. Und es hört nicht auf, kompliziert zu sein.
Geld wird knapp
Die Zeitung "Handelsblatt" berichtet, dass die Familienholding an mehreren Standorten über Zahlungsaufschübe verhandelt. Angesichts des zusammengebrochenen Hotelgeschäfts muss man wohl sagen: verhandeln muss. Pikant dabei: Neben der Deutschen Bank, deren Engagement für Trump bekannt ist und die inzwischen der größte Gläubiger Trumps ist, gehört auch der amerikanische Staat zu den Geldgebern. Die deutsche Wirtschaftszeitung fragt sich: "Wie nachdrücklich kann man als Bankmanager oder Beamter Geld von einem Präsidenten einfordern, der dafür bekannt ist, dass er die Welt vor allem in persönliche Verbündete und Gegner unterteilt?"
Teurer Lockdown
Das Blatt zählt auf, dass dem Familienunternehmen 24 Golfclubs und Luxushotels in der ganzen Welt gehören. 17 davon hätten im Zuge der Corona-Schutzmaßnahmen schließen müssen. Einige Etablissements, wie etwa das Hotel in Washington, blieben mit einer Minimalbesetzung geöffnet. Wenn der Präsident auf eine baldige Belebung des öffentlichen Lebens dringt: Spricht da der verantwortliche Mann im Weißen Haus oder der um seine Deals besorgte Geschäftsmann? Jedenfalls sei im April eine "inoffizielle Anfrage" bei der Deutschen Bank eingegangen, ob man Kreditzahlungen aufschieben könnte, schreibt das "Handelsblatt".
US-Zeitungen gehen davon aus, dass die geschlossenen Standorte normalerweise rund 650.000 Dollar Umsatz machen – pro Tag. Der Lockdown geht also ins Geld.
G7-Gipfel direkt am Green
Es ist längst nicht das erste Mal, dass der Hotelbesitzer Trump dem Politiker Trump in die Quere kommt, oder umgekehrt. Den G7-Gipfel im Juni - der so jetzt ja ohnehin kaum stattfinden dürfte - hätte der US-Präsident Berichten zufolge furchtbar gerne in seinem "Trump National Doral" Golfresort in Miami abgehalten. Als die Pläne bekannt wurden, war die Empörung so groß, dass sich sogar Trump am Ende davon beeindrucken ließ. Und das will etwas heißen, geht der Mann doch ansonsten kaum einem Konflikt aus dem Weg. Machtmissbrauch, Korruption: unschöne Wörter. Dass sich Trump trotz des Dringens der Demokraten weigert, seine Steuererklärung zu veröffentlichen, macht die Sache nicht besser.
Geld von Regierungsvertretern
Viel naheliegender ist ohnehin sein Hotel in Washington. Doch auch hier gibt es weiterhin reichlich Ärger. Denn eine im vergangenen Sommer abgewiesene Klage im Zusammenhang mit dem Hotel gegen den Präsidenten kann nun doch weiterverfolgt werden, wie ein Bundesberufungsgericht in Richmond im US-Bundesstaat Virginia in dieser Woche entschied.
Die Generalstaatsanwälte der Hauptstadt Washington und des Bundesstaates Maryland hatten gegen Trump geklagt. Sie werfen ihm vor, er habe auf illegale Weise von Besuchen ausländischer Regierungsmitarbeiter oder Vertreter der Bundesstaaten in dem Hotel unweit des Weißen Hauses profitiert. Trump verletze Anti-Korruptionsklauseln der Verfassung, indem er so Geld von ausländischen oder inländischen Regierungsvertretern annehme.
15 Richter wissen mehr als drei
Ein aus drei Richtern bestehendes Gremium des Berufungsgerichts in Richmond hatte im Juli 2019 die Klage mit der Begründung abgewiesen, dass die Generalstaatsanwälte Brian Frosh und Karl Racine nicht die rechtliche Stellung dazu hätten, den Fall voranzutreiben. Das gesamte Kollegium, bestehend aus 15 Richtern, überstimmte diese Entscheidung nun.
Das "erste und einzige Forbes-Fünf-Sterne Hotel in Downtown Washington" – so lautet hier der Werbeclaim auf Twitter – dürfte also auch in Zukunft nicht nach jedermanns Geschmack sein.
ml/kle (dpa, Handelsblatt.de, New York Times, Washington Post)