Trump beweist Ahnungslosigkeit im TV
1. August 2016Mit Äußerungen zur russischen Ukraine-Politik hat US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump den Zweifeln an seiner außenpolitischen Kompetenz neue Nahrung gegeben. In einem Interview mit dem Sender ABC deutete der Republikaner an, er könnte als US-Präsident die russische Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim anerkennen.
"Nach dem, was ich gehört habe, wollen die Leute auf der Krim lieber bei Russland sein", sagte Trump. "Wenn unser Land gut mit Russland auskäme, wäre das eine große Sache." Die US-Regierung und ihre Verbündeten betrachten die Krim-Annexion als völkerrechtswidrig und erkennen sie nicht an.
Außenpolitisch blank
Trumps weitere Äußerungen in dem ABC-Interview ließen den Schluss zu, dass ihm die militärische Intervention Russlands unter Präsident Wladimir Putin im Nachbarland Ukraine möglicherweise nicht vollständig bekannt ist.
Trump sagte an den Moderator gewandt: "Putin wird nicht in die Ukraine gehen, ja, nur damit Sie das verstehen. Er wird nicht in die Ukraine gehen, okay? Das können Sie so festhalten." Der Moderator reagierte mit dem Einwand: "Aber er ist doch schon dort, oder nicht?" Trump erwiderte daraufhin: "Okay, na gut, er ist auf gewisse Weise dort. Aber ich bin nicht dort."
"Über was redet er da?"
Das Wahlkampfteam von Trumps demokratischer Gegenkandidatin Hillary Clinton reagierte besorgt auf die Äußerungen. Clintons außenpolitischer Berater Jake Sullivan nannte sie "unheimlich". In einer Erklärung Sullivans hieß es: "Über was redet er da? Über was sonst noch weiß er nicht Bescheid? Trump beherrscht nicht einmal das Grundwissen über die Weltlage, aber er beherrscht Putins Argumentation zur Ukraine."
Clinton selbst sagte, Trumps Äußerungen zu Russland würfen Fragen der nationalen Sicherheit auf. Sie unterstellte dem Republikaner eine "absolute Ergebenheit" gegenüber Russland.
Kronjuwelen als Spielmasse
Erst wenige Stunden zuvor hatte der streitbare Präsidentschaftskandidat für Wirbel gesorgt. Er griff die muslimischen Eltern eines gefallenen US-Soldaten an, die seine Wahlkampfaussagen kritisiert hatten. Als Trump dafür parteiübergreifend gescholten wurde, ruderte er vorsichtig zurück und versuchte, das zerschlagene Porzellan zu kitten.
Sogar die Kronjuwelen der amerikanischen Außenpolitik sind für ihn nur Spielmasse im Wahlkampf. So hatte Trump jüngst die Beistandsklausel der NATO in Frage gestellt und erklärt, Länder im Bündnis, die nicht genügend zahlten, könnten im Falle eines Angriffs nicht mit der uneingeschränkten Hilfe der Vereinigten Staaten rechnen.
jj/cr (dpa, afp, ap)