Auf den Spuren von Donald Trump
29. Februar 2016"Einfahrt verboten, Kanalbauarbeiten", steht auf dem Schild. Die letzten einhundert Meter zum Trump-Haus geht es zu Fuß weiter. Freinsheimer Straße 20 in Kallstadt, einem Winzerdorf in Rheinland-Pfalz. Wer hier herkommt steht vor einem bescheidenen Haus mit blasser Fassade und winzigen Fenstern. Es ist das Stammhaus der Familie Trump, jenen Trumps, die es in den USA zu sagenhaftem Reichtum gebracht haben und deren prominentester Vertreter Donald gerade mit viel Getöse darum kämpft, Barack Obama als US-Präsident nachzufolgen.
Die heutige Welt der Trumps liegt im New Yorker Trump Tower, einem Wolkenkratzer an der 5th Avenue, nicht nur geographisch weit entfernt von dem bescheidenen Haus in Kallstadt. Und doch gibt es einen Moment, in dem diese beiden Welten aufeinandertreffen, festgehalten in dem großartigen Dokumentarfilm "Kings of Kallstadt" von Simone Wendel.
Frederick Trump immigrierte 1885 in die USA
Die Regisseurin, selbst in Kallstadt geboren, drückt Trump in seinem New Yorker Büro ein Foto des Kallstädter Hauses in die Hand. "Beautiful", sagt der, was angesichts des bescheidenen Bauwerks reichlich lächerlich wirkt. Trump sei anfangs reserviert gewesen, im Laufe des Gesprächs aber aufgetaut, sagt Regisseurin Wendel. Es sei schließlich noch nicht oft vorgekommen, dass jemand mit ihm über seinen Großvater reden wollte.
Trumps Großvater, ein gewisser Frederick Trump, verließ 1885 Kallstadt und immigrierte in die USA. Von New York aus ging er nach Yukon, im Nordwesten Kanadas, um sein Glück beim Goldrausch am Klondike River zu versuchen. Heute würde Frederick Trump wohl als Wirtschaftsflüchtling gelten, eine Personengruppe, gegen die sein Enkel Donald im US-Wahlkampf rhetorisch mit viel Inbrunst zu Felde zieht.
Im "Saumagenparadies" nimmt man Trump die Polemik übel
Das hat ihm auch in Kallstadt Sympathien gekostet. Das spürt man gerade dort, wo die Menschen zusammenkommen, etwa am Tresen der Metzgerei Appel, die mit einem großen Plakat mit der Aufschrift "Saumagenparadies" für sich wirbt. "Unmöglich", findet Edelhard Kellermann Trumps Polemik gegenüber Flüchtlingen, "sein Vater war schließlich selber einer."
Dabei hatten viele Kallstädter vor Trumps polternden Wahlkampfauftritten eine recht positive Meinung von ihm. Das klingt in den Interviews an, die Regisseurin Simone Wendel für "Kings of Kallstadt" mit den Nachkommen der damals nicht ausgewanderten Trumps geführt hat. In einem Punkt ist Trump übrigens noch ganz der Kallstädter. In der Pfalz nennt man die Leute aus Kallstadt "Die Brulljesmacher", was übersetzt Angeber bedeutet.
Goldnuggets als Grundstock für das Immobilienimperium
Am Yukon selber nach Gold zu graben sei Donalds Opa übrigens nicht eingefallen, erzählt ein Verwandter im Film. Dafür sei er zu schwächlich gewesen. Stattdessen habe er eine Art Restaurant aufgemacht und die Goldschürfer mit Essen versorgt. Die hätten ihn mit Nuggets bezahlt, die Frederick Trump dann an seine ebenfalls aus Kallstadt stammende Frau Elisabeth nach New York geschickt habe. Diese habe dort mit den Nuggets Grundstücke gekauft, der Grundstock des Trumpschen Immobilienimperiums.
Trump ist nicht das einzige ökonomische Schwergewicht mit Wurzeln in Kallstadt. Auch Gründer der US-amerikanischen Ketchup-Dynastie Heinz stammen von dort. Regisseurin Wendel geht in ihrem Film der Frage nach, wie es sein kann, dass diese beiden überaus erfolgreichen Geschäftsmänner aus Kallstadt kommen und entwirft dabei ein wunderbar skurril anmutendes Porträt ihres Heimatdorfes.
Mittlerweile hadern einige in Kallstadt aber schon mit ihrem Ruhm. Journalisten klingeln Sturm bei den Verwandten der Trumps. Im "Saumagenparadies" war sogar ein Kamerateam aus Japan. Und Donald Trump? Der hat im Film noch ein Versprechen parat. Wenn er nach Deutschland kommt, dann will er mal vorbeischauen, in Kallstadt, bei dem Haus von seinem Opa.