documenta 15: Afrikas Blick auf die Welt
Noch nie waren Kunstkollektive vom afrikanischen Kontinent so prominent auf der documenta in Kassel vertreten. Sie halten dem globalen Norden einen zerbrochenen Spiegel vor und fordern selbstbewusst zum Dialog auf.
Zurück an den Absender
"Mitumba" heißen in Kenia Altkleiderpakete, die von Industriestaaten gespendet werden und auf den Märkten afrikanischer Länder landen. Teile davon werden verkauft. Das schadet den lokalen Märkten. Vieles landet auf dem Müll. Das "Nest"-Kollektiv aus Kenia dreht den Spieß um und schickt Elektroschrott und Altkleider wieder zurück: "Return to Sender" heißt die Installation.
The Nest Collective Nairobi
Das "Nest"-Kollektiv aus Kenia setzt sich für ein neues Selbstverständnis des afrikanischen Kontinents gegenüber dem globalen Norden ein. Die Mitglieder (Foto) arbeiten zu vielen Themen, auch zur Rückgabe kolonialer Raubkunst. Die dystopische Müllinstallation in der Karlsaue wird durch ein Video ergänzt, das zeigt, wie die wirtschaftliche Ausbeutung Afrikas ungebremst weiter fortgesetzt wird.
Westliche Arroganz vom Sockel stürzen
Das Museum Fridericianum in Kassel gleicht einem Labor, das zur Teilhabe einlädt. "Another Roadmap Africa Cluster" ist ein Zusammenschluss von Kollektiven aus 22 Städten. Die Mitglieder erarbeiten in Workshops eine gemeinsame Wissensbasis, die helfen soll, die Folgen des Kolonialismus aufzuarbeiten. Es geht aber auch darum zu fragen, wie Kunst heute vermittelt werden kann.
Von Kenia lernen
Wajukuu Art Project ist ein Kollektiv aus Nairobi. Die documenta Halle wurde von den zwölf Mitgliedern in eine Wellblechhütte, wie sie typisch ist für den Slum von Lunga Lunga in Nairobi, verwandelt. Durch einen Tunnel, in dem Originalgeräusche aus Lunga Lunga zu hören sind, geht es in den Ausstellungsraum, wo sich Kunstwerke, aber auch traditionelle Gegenstände des Kollektivs befinden.
Einheit von Kunst und Leben
Wie bei fast allen Kollektiven geht es auch beim Wajukuu Art Project darum, die Gesellschaft zu verändern und ein besseres Mitspracherecht für alle zu erreichen. Kunst ist so Mittel zum Zweck. In Kassel wurde das Wajukuu Art Project rekonstruiert. Es soll Menschen motivieren, sich frei zu entfalten, und schafft durch die Produktion und den Verkauf von Kunst gleichzeitig neue Arbeitsplätze.
Action-Comedy aus Uganda
Der Film "Football Kommando" ist eine Mischung aus Karate-Action und Verfolgungsjagd. Es geht um Menschenhandel und um einen deutschen Fußballspieler, der seinen Sohn sucht. Ramon Film Productions dreht seit 2005 in Kampala No-Budget-Filme. Die Schauspielerinnen und Schauspieler stammen aus dem Viertel, in dem sich das Filmstudio Wakaliga Uganda befindet und haben beim Filmen Mitspracherecht.
Fondation sur le Festival de Niger
Was in Indonesien das Prinzip Lumbung ist - also das Teilen von Ressourcen - ist bei "Fondation sur le Festival de Niger" die Maaya-Philosophie. Maaya regelt das Miteinander in der Gesellschaft Malis. Auf der documenta treffen Werke junger Künstler auf uralte Traditionen. So treten einerseits junge Musiker auf, andererseits lädt jeden Abend die Teezeremonie alle Besucher zum Austausch ein.
Marionetten - Tradition und Moderne
200 Masken und Holzpuppen aus Mali stellt das Kollektiv von Fondation sur le Festival Niger auf der documenta vor. Diese Figuren sind Teil eines kulturellen Erbes, das Mythen und Legenden des westafrikanischen Landes vermittelt. Yaya Coulibali von der Cie Sogolon gibt diese Tradition an heutige Generationen weiter.