1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Disney schluckt Großteil von Fox

14. Dezember 2017

Die Simpsons schlüpfen bei Micky Maus und Star Wars unters Konzerndach: Der Disney-Konzern übernimmt für mehr als 50 Milliarden Dollar die meisten Sparten des Rivalen 21st Century Fox.

https://p.dw.com/p/2pOpo
Micky Maus
Bild: picture-alliance/AP Photo/Disney, K. Phillips

Eine Mega-Übernahme krempelt die US-Medienlandschaft um: Der Entertainment-Riese Walt Disney will im Kampf um Film- und Fernseh-Zuschauer mit dem größten Zukauf seiner Geschichte die Oberhand gewinnen. Der Konzern schluckt für rund 52,4 Milliarden Dollar (44,5 Mrd Euro) große Teile des Rivalen 21st Century Fox aus dem Imperium von Medienmogul Rupert Murdoch. Die Konzerne bestätigten am Donnerstag entsprechende Berichte.

Disney zahlt den Kaufpreis in eigenen Aktien und übernimmt fast das komplette Film- und TV-Geschäft von Fox sowie dessen internationale Aktivitäten. Damit werden etliche Fernsehsender und das traditionsreiche Filmstudio 20th Century Fox den Besitzer wechseln.

Rupert Murdoch
Behält Fox News: Medienmogul Rupert Murdoch Bild: picture-alliance/dpa

Im Paket enthalten sind auch die Fox-Beteiligung am britischen Pay-TV-Anbieter Sky und ein Anteil am Streaming-Dienst Hulu, der Disney die Kontrollmehrheit verschafft. Fox setzt künftig fast nur noch auf News und Sport. Murdochs Konzern wird durch den Verkauf massiv verschlankt; was vom Geschäft übrig bleibt, soll in eine neue Gesellschaft abgespalten werden. Fox behält seine großen Sportsender und die bekannten News-Kanäle. Hier läuft es derzeit rund - die Einschaltquoten und Werbeerlöse sind nicht zuletzt wegen des Rummels um Donald Trumps Präsidentschaft hoch. Murdoch hat einen engen Draht zu Trump, der als großer Fox-Fan gilt.

Disney gewinnt mit der Übernahme indes zahlreiche zusätzliche TV- und Filminhalte und stellt damit die Weichen für einen Großangriff im boomenden Streaming-Markt. Der Konzern will 2019 einen Online-Video-Service starten, der mit Netflix konkurrieren soll. Bereits im kommenden Jahr soll der unter schwindenden Abo-Zahlen leidende Sportsender ESPN als Internet-Dienst starten. Streaming gilt als das Geschäft der Zukunft, immer mehr US-Kunden - vor allem die jüngeren Zielgruppen - kündigen ihre Kabelverträge und sehen im Internet fern.

Disney-Chef Iger verlängert bis 2021

Mit dem Erwerb dieser "brillanten Sammlung von Unternehmen" von 21st Century Fox wolle Disney die wachsende Nachfrage nach unterschiedlichster Unterhaltung bedienen, erklärte Disney-Chef Bob Iger. Diese Unterhaltungsangebote seien "überwältigender, zugänglicher und bequemer als jemals zuvor". Der Konzernchef engagiert sich auch persönlich: Der 66-Jährige wollte eigentlich im Sommer 2019 aufhören; er war schon als künftiger US-Präsidentschaftskandidat gehandelt worden. Nun macht er bis Ende 2021 weiter, wie Disney mitteilte.

Zu Disney gehören die gleichnamigen Filmstudios und Kabelsender wie Disney Channel, die Television Group mit Sendern wie ABC und dem Sportsender ESPN sowie Vergnügungsparks. Der Medienkonzern plant einen eigenen Streamingdienst.

Robert A. Iger Walt-Disney CEO
Bob Iger ist nach einer Karriere beim TV-Sender ABC seit 2005 Disney-Chef Bild: picture-alliance/dpa/M. Reynolds

Disney hat durch seine Filmstudios, die hinter Blockbustern wie "Star Wars" stehen, bereits Zugriff auf viele attraktive Inhalte. Mit der Fox-Akquisition sichert der Konzern sich jede Menge weiterer exklusiver Produktionen. Denn auch wenn der Fox-Konzern insbesondere durch seine erzkonservativen Polit-Talkshows bekannt ist, liefert er in anderen Sparten Kontrastprogramm. Mit den "Simpsons", aber auch mit Shows wie "Empire", im Bezahlsender FX laufenden Serien wie "Fargo" oder "The Americans" und Kinohits wie "Avatar", "X-Men" oder "Deadpool" konnte der Murdoch-Konzern große Erfolge feiern und Kritiker überzeugen.

Da die Übernahme internationale Beteiligungen wie Sky und Star India umfasst, baut Disney zudem das globale Geschäft stark aus. An Sky hält Fox bislang 39 Prozent. Der Plan, sich das Netzwerk ganz einzuverleiben, ist wegen Bedenken der britischen Aufsichtsbehörden in der Schwebe. Der Eigentümerwechsel könnte sich hier positiv auswirken, da die Regulierer sich vor allem am Murdoch-Clan stören, der sich 2011 durch einen Abhörskandal unbeliebt gemacht hatte.

Netflix Hauptsitz in Los Gatos
Unter Zugzwang: Der Streaming-Pionier Netflix hat die Branche gewaltig durcheinander gewirbeltBild: Ryan Anson/AFP/Getty Images

Ausbau des Streaming-Geschäfts

Der Deal mit Fox verdoppelt außerdem Disneys Anteil am kleinen Netflix-Konkurrenten Hulu, an dem sowohl Fox als auch Disney bislang rund 30 Prozent halten. Disney-Chef Bob Iger, dessen Amtszeit bis Ende 2021 verlängert wird, hatte Netflix bereits vor einigen Monaten mit der Kündigung einer Lizenz-Partnerschaft den Kampf angesagt.

Zwischenzeitlich hatte sich auch der US-Kabelriese Comcast für Teile von 21st Century Fox interessiert, war dann aber aus den Gesprächen ausgestiegen. Murdoch hatte seinen Konzern in Jahrzehnten zu einem Medienimperium ausgebaut. Der 86-jährige Australier ist umstritten,

Kritiker werfen ihm vor, mit dem konservativen TV-Nachrichtensender Fox News Einfluss auf die US-Politik zu nehmen. Das Firmenreich des Medienmoguls, der traditionell eigentlich eher für aggressive Zukäufe steht, zerfällt mit dem Verkauf weiter. Im Zuge des Abhörskandals beim britischen Boulevardblatt "News of the World" hatte er unter öffentlichem Druck bereits sein Zeitungsgeschäft, zu dem etwa das "Wall Street Journal" und die "New York Post" gehören, vom restlichen Konzern getrennt.

tko/sam (dpa, afp)