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Gestohlene Daten

28. April 2011

Nachdem bei Sony Millionen sensibler Kundendaten gestohlen wurden, diskutiert Deutschland über Datenschutzgesetze. Unklar ist, welcher Schaden den Nutzern entstanden ist.

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Screenshot des Playstation-Blogs (Bild: blog.us.playstation.com)
Sony meldete den Datenklau in seinem Blog: 77 Millionen User sind betroffenBild: blog.us.playstation.com

Nach dem Diebstahl privater Daten von Nutzern der Internetkonsole PS3 ist in Deutschland eine neue Debatte über Datenschutz im Internet entbrannt. Ein Sprecher von Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger erklärte, Sony müsse den deutschen Datenschutzbehörden "umfassenden Einblick" in die Vorgänge gewähren. "Sony muss das aufklären", forderte auch Bundesdatenschützer Peter Schaar und fügte hinzu, der Konzern müsse gegebenenfalls auch für den Schaden aufkommen. Auch der Abgeordnete Stephan Mayer von der CSU sagte in einem Zeitungsinterview, er sehe "Sony hier klar in der Haftung". Möglicherweise sind bei Sony nicht nur die Namen und Adressen der Nutzer und deren Passwörter, sondern auch die Kreditkartendaten verschwunden. Nutzer sind aufgefordert, ihre Kreditkartenkonten genau zu überwachen.

Braucht Deutschland neue Datenschutzgesetze?

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar (Bild: dpa)
Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, fordert AufklärungBild: picture-alliance/ dpa

Schaar räumte allerdings auch ein, dass es derzeit wenig Handhabe gegen Sony gebe. Denn im Einzelfall wäre wohl schwer nachzuweisen, dass eine illegale Abbuchung von einem Kreditkartenkonto wirklich durch das Datenleck bei Sony möglich wurde. Der Datenschutzbeauftragte ist zudem gegenüber dem Konzern nur eingeschränkt handlungsfähig, weil die Konzernzentrale in Großbritannien liegt. Nach deutschem Recht hätte Sony den Datenverlust unverzüglich anzeigen müssen.

"Behauptungen der Union, der Konzern stehe in der Haftung, sind deshalb Augenwischerei", sagt der netzpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Konstantin von Notz. Er fordert von der Bundesregierung, die Datenschutzgesetze zu modernisieren: "Wer Angebote gezielt für den deutschen Markt bereithält, für den müssen die bundesdeutschen Datenschutzbestimmungen zur Anwendung kommen. Hier bedarf es einer umgehenden und eindeutigen Klarstellung im Gesetz."

"Illegales und unberechtigtes Eingreifen"

Konstantin von Notz, netzpolitischer Sprecher der Grünen, vor dem Bundestag in Berlin (Bild: by-sa)
Konstantin von Notz, netzpolitischer Sprecher der GrünenBild: by-sa

Mehr als eine Woche lang war das Spielernetzwerk für Sony Playstations offline – wegen Wartungsarbeiten, wie es hieß. Doch erst am Dienstag (26.04.2011) erfuhren die Nutzer den wahren Grund. In seinem Firmenblog dankte Sony den Playstation-Besitzern für ihre Geduld und erklärte, das Netzwerk sei abgeschaltet worden, weil das Playstation-Netz "mittels illegalen und unberechtigten Eingreifens in das Netzwerk angegriffen wurde". Gestohlen worden seien Namen, Adressen und Passwörter der Kunden und eben möglicherweise auch Kreditkartendaten. Der Konzern versicherte später in seinem Firmenblog erneut, es seien keine Kreditkartendaten gestohlen worden. Außerdem seien sämtliche Kreditkartendaten auf dem Server verschlüsselt gespeichert.

Noch immer ist unklar, wer hinter den Angriffen auf die Sony-Server steckt. Die Hacker-Gruppe Anonymous, auf die der Verdacht als erstes fiel, dementierte, dass sie etwas mit dem Datenklau zu tun habe. "Dieses Mal waren wir es nicht", teilte die Gruppe in ihrem Blog mit. Anonymous lag seit längerem mit Sony im Streit, weil Sony ein Mitglied der lose organisierten Gruppe verklagt hatte. Amonymous hatte daraufhin dazu aufgerufen, die Sony-Netzwerke, darunter auch das PS3-Netz zu hacken. In den USA wurde inzwischen die erste Klage gegen Sony eingereicht. Der Kläger habe "nicht weiter spezifizierte finanzielle Verluste" geltend gemacht, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Sollte die Klage Erfolg haben, drohen dem Konzern weitere Klagen. Die Aktie von Sony war am Mittwoch um 4,5 Prozent gefallen.

Autor: Mathias Bölinger
Redaktion: Pia Gram