Dieser Papiercontainer ist im Netz
3. November 2017300.000 Straßenleuchten stehen in Bonn. Sie werden getragen von grauen Masten. Bis jetzt waren diese Masten nur dazu da, eben jene Leuchten zu tragen. Doch das soll sich ändern. Denn bald sollen die Masten Daten übertragen und so die Stadt smarter machen.
Getestet wird das an 23 dieser 300.000 Leuchten. Sie wurden mit intelligenten Sensoren und neuen Lampen ausgestattet. Die Technik kommt von der Deutschen Telekom, die gemeinsam mit den Stadtwerken Bonn und der Bonner Müllabfuhr Bonnorange das Projekt "Smart City Bonn" erarbeitet hat.
In die modernisierten Laternen wurde ein grauer Kasten mit einem Licht-Kontrollsensor eingebaut. Dieser ermöglicht es den Stadtwerken, Laternen nach Bedarf ein- und auszuschalten und zu dimmen. "Bei Schulen und Fußgängerüberwegen kann dann zum Beispiel helleres Licht eingestellt sein, als anderswo", erklärt Anette Bronder, Chefin des Digital- und Sicherheitsgeschäft der Telekom. Im Endeffekt sei das dann energieeffizient. Auch melden sich die Laternen eigenständig bei den Stadtwerken, sollte es ein Problem mit den Leuchtmitteln geben.
An den Laternen befinden sich außerdem Bewegungssensoren. Diese ermöglichen das automatische Dimmen, je nachdem wie viel Bewegung vor den Laternen stattfindet. Der Akku aller Sensoren soll laut Telekom mehrere Jahre halten.
Bei dem "Smart City"-Projekt gehe es ums Aufrüsten, nicht ums Austauschen, erklärt Bronder. An den Laternen müssten lediglich die Sensoren eingebaut werden und gegebenenfalls die Birnen ausgetauscht werden, damit sie dimmbar sind.
Ähnlich funktioniert es auch bei den Containern. Die alten Papier- und Glascontainer müssen nicht ersetzt werden. Für das Projekt wurden sechs Tonnen in der Innenstadt an der Budapesterstraße mit sogenannten Füllstandsensoren ausgestattet. Diese sind innen an der Decke des Containers befestigt und messen den Abstand zu den Wertstoffen in der Tonne. Ist die Tonne voll, bekommt die zuständige Müllabfuhr eine Mitteilung und kann sofort ausrücken.
Die Daten werden dank einer neuen Datenübertragungstechnik der Telekom übermittelt. Dieses Netz wurde erst in diesem Jahr in einigen europäischen Ländern eingeführt und ermöglicht es Städten, große Datenmengen kostengünstig und schnell zu übertragen. Die Daten werden in einer Cloud der Telekom gespeichert. "Nach der sechsmonatigen Testphase können die Daten aber auch in einer städtischen Cloud gespeichert werden", sagt Bronder.
Doch es gibt auch einen Haken: Die Sensoren sind gerade erst frisch entwickelt worden und dementsprechend teuer. In den nächsten sechs Monaten soll daher nun geschaut werden, ob sich die Umrüstung lohnt. Immerhin geht die Telekom davon aus, durch die verschiedenen Sensoren insgesamt 60 Prozent der Betriebskosten für Stadtwerke und Müllabfuhr einsparen zu können.
Neben den energieeffizienten Laternen und Containern, planen Stadt Bonn und Deutsche Telekom noch weitere Projekte, um die Stadt "smarter" zu machen. So ist beispielsweise eine App in Planung, die freie Parkplätze in der Stadt anzeigen soll. Dafür wird die Telekom in den kommenden zwei Jahren Sensoren an Parkplätzen anbringen, die angeben, wo noch Platz frei ist und wo nicht.
Viele "smarte" Städte auf der ganzen Welt investieren in Digitalisierung und Vernetzung. Durch Datenerfassung sollen Prozesse vereinfacht und Betriebskosten gespart werden. Oft werden dafür wie in Bonn einzelne Projekte angestoßen, die mit innovativer Technik zum Fortschritt beitragen.