Diesel? Nein Danke! Auch München jetzt für Fahrverbote
14. Juni 2017Die bayrische Landeshauptstadt München ist eng verbandelt mit der Autoindustrie. Die weltweit erfolgreiche Auto-und Motorradmarke BMW hat hier ihren Sitz. Leicht wird es Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) deshalb kaum gefallen sein, diese Sätze zum Thema Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge zu sagen: „So sehr ich mich freuen würde, wenn es ohne solche Verbote ginge, so wenig sehe ich, wie wir künftig weiter ohne Sperrungen auskommen werden", sagte das Stadtoberhaupt der „Süddeutschen Zeitung". Der Grund: Neueste Messungen haben ergeben: Nicht nur auf den hoch frequentierten Straßen der Stadt, sondern auch in Vororten wurde der von der EU erlaubte Mittelwert der Feinstaubbelastung immer wieder überschritten. Je nachdem, wie streng man das Fahrverbot auslegt, könnten zwischen 130 000 und 170 00 Autos von dem Verbot betroffen sein.
München folgt Stuttgart und Hamburg
München folgt mit dem Vorgehen gegen die Feinstaubbelastungen Städten wie Stuttgart und Hamburg. In Stuttgart werden vom kommenden Jahr an Autos, die die strenge Diesel-Abgasnorm 6 der EU nicht erfüllen, an Tagen mit Feinstaubalarm aus der Innenstadt verbannt. Das sind in der Regel alle Autos, die dann älter als drei Jahre sein werden. Im letzten Jahr wurde in der Stuttgarter Innenstadt im Schnitt eine doppelt so hohe Stickstoffdioxid-Belastung gemessen, wie sie die EU noch für gerade so vertretbar hält. Für München sind die Werte ähnlich schlecht. Und in Hamburg sieht der neue Plan des regierenden Senats vor, zwei wichtige Hauptverkehrsstraßen für ältere Dieselfahrzeuge zu sperren.
Pariser Innenstadt ab 2020 dieselfrei
Auch in anderen europäischen Städten haben die Behörden auf die hohen Feinstaubwerte von Dieselfahrzeugen reagiert: In Paris sollen von 2020 an Dieselfahrzeuge komplett verboten werden, bis dahin dürfen an bestimmten Tagen nur Autos mit ungeraden, an anderen Tagen solche mit geraden Kennzeichen fahren. Auch Madrid und Athen wollen Dieselfahrzeuge von ihren Stadtstraßen verbannen, wenn auch erst 2025.
Alle Hersteller tricksen
Dann gibt es vielleicht schon gar nicht mehr so viele Dieselautos in Europa. Nach den vielen Skandalen in der Autoindustrie gehen die Verkaufszahlen überall zurück. Fast alle Autohersteller haben mit Software-Tricks dafür gesorgt, dass ihre Fahrzeuge zwar im Labor und auf dem Prüfstand die strengen neuen Abgasnormen erfüllen, aber nicht auf der Straße, wo die Werte viel höher ausfallen. Zuletzt hatte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" berichtet, dass der neue Porsche Cayenne über eine solche Manipulations-Software verfügt. Porsche bestreitet, dass das nicht erlaubt sei.