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Diesel-Affäre erreicht Daimler und BMW

16. Dezember 2015

Der Abgasskandal bei Volkswagen zieht immer größere Kreise: Im Zuge der Affäre kommen nach Opel und Renault auch Daimler und BMW unter Rechtfertigungsdruck wegen Stickoxid-Werten.

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Deutschland Mercedes und BMW Logos Kombobild
Bild: picture-alliance/dpa/Gentsch/Woitas/Deck

Messungen im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe und des ZDF-Magazins "Frontal 21" ergaben zwei bis drei Mal so hohe Werte wie im normierten Test auf dem Prüfstand. In der ZDF-Sendung am Dienstagabend bezeichneten Experten das Ausmaß der Abweichungen als erklärungsbedürftig. Daimler und BMW verwahrten sich gegen Spekulationen, illegale Abschaltprogramme einzusetzen. "Den damit verbundenen Vorwurf der Manipulation weist die Daimler AG erneut auf das Schärfste zurück", erklärte Daimler am Mittwoch. Mercedes-Fahrzeuge entsprächen in vollem Umfang den gesetzlichen Vorschriften.

Umwelthilfe und ZDF hatten die Berner Fachhochschule in der Schweiz eingeschaltet. Im Auftrag der Umwelthilfe prüften die Experten einen Mercedes C 200 CDI, Baujahr 2011, im Labor. Bei Tests mit kaltem Motor sei der Grenzwert der Euro-5-Abgasnorm von 180 Milligramm Stickoxiden je Kilometer eingehalten worden, bei zwei Testläufen mit warmem Motor sei der Ausstoß mit 337 und 352 Gramm mehr als doppelt so hoch gewesen.

Deutliche Überschreitungen des Grenzwertes

Ein getesteter Renault Espace übertraf das Limit um das 13- bis 25-Fache. Bei einem Opel Zafira hatten die Experten auf dem Prüfstand mit vier Rollen vier Mal so hohe Abgase gemessen wie beim üblichen Test auf zwei Rollen. Das ZDF ließ das gleiche Mercedes-Modell sowie einen BMW 320d und einen VW Passat auf dem Prüfstand messen und den Testzyklus auf der Straße nachfahren. Mercedes und BMW stießen auf der Straße fast drei Mal so viel aus wie im Labor. Bei dem Passat, der einen Motor mit der illegalen Abschaltsoftware hat, waren die Werte fast vier Mal so hoch.

Nach derzeitiger Rechtslage können Autobauer zur Messung der Abgaswerte im Prüfstand Änderungen an den Fahrzeugen vornehmen, also etwa den Reifendruck erhöhen. Die Schadstoffemissionen beim tatsächlichen Fahrbetrieb sind in der Regel höher, was legal ist. Ab 2017 sollen strengere Regeln in der Europäischen Union gelten. Die Abgaswerte für neue Modelle sollen dann auf der Straße gemessen werden und um einen Faktor höher liegen dürfen, der zurzeit noch umstritten ist.

Diskussionen in der EU

Die EU-Mitgliedstaaten sind dafür, ein Überschreiten der Norm im Straßenverkehr um das Zweifache und später um das Anderthalbfache zuzulassen. Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments lehnte das ab. Sollte auch das Plenum des Parlaments dagegen stimmen, müsste die EU-Kommission den Gesetzentwurf zurückziehen.

Daimler und BMW kämpfen mit harten Bandagen gegen Unterstellungen, Abgaswerte zu manipulieren. Sie drohten der Umwelthilfe mit rechtlichen Schritten für den Fall, dass die Organisation behaupten sollte, es gebe unzulässige Abschalteinrichtungen. Die Testergebnisse nannte ein Daimler-Sprecher fragwürdig, weil die Berner FH auf Nachfrage über die genauen Rahmenbedingungen nicht informiert hätte. Höhere Beladung und Temperaturänderungen können zu höheren Werten führen, was die derzeitige Rechtslage aber zulässt.

Vorwürfe gegenüber dem Kraftfahrt-Bundesamt

Die Umwelthilfe erhob keinen Manipulationsvorwurf gegen Daimler, warf aber dem Bundesverkehrsministerium und dem Kraftfahrt-Bundesamt vor, die Aufklärung zu behindern. Die Flensburger Behörde prüft im Auftrag des Ministeriums seit Oktober Abgaswerte bei etlichen Modellen aller großer Hersteller, hat aber noch keine Ergebnisse veröffentlicht.

Mit rechtlichen Schritten muss sich unterdessen der VW-Zulieferer Bosch auseinandersetzen, der neben Continental die Software lieferte, die im Mittelpunkt des Diesel-Skandals steht. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart leitete Ermittlungen gegen Bosch ein. "Wir gehen dem Verdacht nach, ob sich diese Firma an einer möglichen Straftat eines großen deutschen Automobilkonzerns beteiligt hat", sagte eine Sprecherin. Bosch erklärte, mit allen Behörden zu kooperieren, die zur Aufklärung des Sachverhaltes beitragen wollten.

ul/bea (rtr, epd)