Diese Hormone lassen uns lieben
14. Februar 2017Die einen schwören auf Rosen, Kerzenschein und herzförmige Pralinen, andere sind genervt von all den überschwänglich-glücklichen Paaren, für viele ist es einfach ein Tag wie jeder andere. Aber verliebt sein ist eine wunderbare Sache, egal ob mit oder ohne Kitsch und Kuschelbären. Sowohl bei hartgesottenen Romantikern als auch bei abgebrühten Rationalisten und Valentinstag-Muffeln muss in der Liebe die Chemie stimmen. Wenn es funkt, schüttet der Körper einen Hormoncocktail aus, der es in sich hat.
Wenn Serotonin, Phenylethylamin, Dopamin und Oxytocin die Herrschaft übernehmen, kann sich keiner mehr wehren gegen die Schmetterlinge im Bauch. Wie das im Detail funktioniert, ist wissenschaftlich noch nicht ganz klar. Denn die meisten dieser hormonellen Botenstoffe werden im Gehirn gebildet. "Dort kann man sie nicht durch Blut abnehmen messen", bedauert der Bochumer Forscher Helmut Schatz von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. Stattdessen könne man nur die Auswirkungen des Hormonmixes feststellen. Das geht mit Tomographen, die zumindest die Aktivitäten in einzelnen Hirnarealen aufzeichnen.
Dennoch wissen Forscher schon einiges über den Chemiecocktail von Verliebten. Welche Phasen sie durchlaufen und welche Hormone sie dabei begleiten, kann ganz schön aufregend sein!
Phase 1: "Ich bin ja so verliebt!"
Herzklopfen und Schmetterlinge im Bauch - dahinter stecken Dopamin und das "Verliebtheitshormon" Phenylethylamin. Es sorgt dafür, dass erotische Anziehungskraft zwischen Menschen entsteht. Zusätzlich macht Dopamin uns offen gegenüber anderen. Also auch gegenüber der künftigen großen Liebe.
Phase 2: "Wir haben uns geküsst!"
Lust zu knutschen? Dann los! Küssen ist nicht nur schön, sondern auch gesund. Die Pulsfrequenz steigt und der Stoffwechsel verbessert sich. Vielküsser könnten dadurch weniger anfällig für Bluthochdruck und Depressionen sein. Der ausgetauschte Speichel ist gut für das Immunsystem und die Zähne, weil antimikrobielle Enzyme Karies und Parodontose vorbeugen. Und auch um tiefe Falten brauchen sich eifrige Küsser weniger Sorgen zu machen. Sie trainieren alle 34 Gesichtsmuskeln auf einmal und straffen so ihre Haut.
Phase 3: "Nur in Deiner Nähe bin ich glücklich"
Das Glückshormon Serotonin macht Menschen gelöster und ausgeglichener. Und es hilft gegen Depressionen. Nur bei Verliebten ist mal wieder alles anders. Bei ihnen sinkt der Serotonin-Spiegel trotz der kribbeligen Glücksschübe ab. Forscher erklären das so: Verliebte verlieren den rationalen Blick und stellen den Partner voll und ganz in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. Wenn der oder die Liebste für längere Zeit (oder auch nur für fünf Minuten) nicht in der Nähe ist, kommt es zu Entzugserscheinungen, ähnlich wie bei Drogensüchtigen. Doch die Zeit der blinden Verliebtheit ist endlich, denn auf ewig produziert der Körper das Hormon nicht in Überdosis.
Phase 4: "Du und ich für immer und ewig"
In den vergangenen Jahren stand ein Hormon besonders im Rampenlicht: Das "Kuschelhormon" Oxytocin. Es fördert nicht nur die Bindung zwischen Mutter und Kind, sondern auch zwischen Partnern. Zusätzlich sorgt es in sozialen Beziehungen für Vertrauen. Allerdings hat es auch seine schlechte Seiten: Es bewirkt, dass Menschen andere ausgrenzen. Das machen Verliebte in der Regel aber - wenn überhaupt - nicht mit böser Absicht.
Phase 5: Zeit zu zweit mit Testosteron und Östrogen
Sex hat nur indirekt mit den klassischen Verliebtheitshormonen zu tun. Auf Sexualität wirken vor allem die Geschlechtshormone Testosteron und Östrogen. Gut zu wissen: Sex hat auch für die Gesundheit angenehme Begleiteffekte. Männer neigen weniger zu Prostatakrebs, sowohl Männer als auch Frauen verbrennen jeweils bis zu einigen hundert Kilokalorien, erklärt Endokrinologe Schatz. Außerdem könnten die vom Körper freigesetzten, opiumähnlichen Substanzen sogar wie Schmerzmittel wirken. "Knie- oder Wirbelschmerzen bei älteren Männern gehen davon aber auch nicht weg", verrät Hormonforscher Helmut Schatz.
Kann die Liebe für immer bleiben?
Ob die Liebe hält, hängt von viel mehr ab als von den Hormonen. "Man darf die Hormone nicht isoliert betrachten", betont Schatz. "Verliebtheit hängt stark von der Psyche ab. Und auch vom Nervensystem." Die Hormone seien nur Teil eines Netzwerks aus Komponenten, die für das Gefühl "Liebe" verantwortlich sind.
Welchen Anteil die Psyche und welchen die Hormone im Detail dabei übernehmen, dass die Liebe bleibt oder endet, könne man kaum trennen. Der Endokrinologe rät aber, im Zweifel öfter mal Achterbahn zu fahren: Gefahrensituationen schweißen Paare zusammen. Die Ausschüttung von Serotonin wiederum könne durch Schokolade erhöht werden, sagt Schatz. Vielleicht sollte man also doch ein paar Pralinen zum Valentinstag verschenken?
Einen anderen Tipp hat der Bremer Hirnforscher Gerhard Roth: öfter Komplimente machen. Der Presseagentur epd sagte er, dass ehrliche und nette Worte die vermehrte Ausschüttung von neuronalen Wirkstoffen wie Oxytocin und Dopamin auslösen können. Genau der Stoff also, den Verliebte brauchen.
mit Material von dpa und epd