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Die zerstörten Buddhas von Bamiyan

1. März 2011

Vor genau zehn Jahren lösten die Taliban weltweites Entsetzen aus, als sie begannen, die Buddha-Statuen von Bamiyan zu zerstören. Deutsche Forscher sehen jetzt eine Chance zum Wiederaufbau.

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Die Reste der zerstörten Buddha-Statuen im Bamiyan-Tal (Foto: AP)
Die Reste der zerstörten Buddha-Statuen im Bamiyan-TalBild: AP

Wie zwei klaffende Wunden wirken die leeren Felsnischen über dem afghanischen Bamiyan-Tal. Zwei überdimensionale Mahnmale, die an die Brutalität der Taliban-Ära erinnern. 55 beziehungsweise 38 Meter hoch waren die beiden höchsten stehenden Buddha-Statuen der Welt – bevor die selbsternannten Gotteskrieger Anfang März 2001 begannen, sie zu zerstören.

Mit Panzern, Raketen und Dynamit ließen sie die Giganten, die buddhistische Mönche vor 1500 Jahren aus dem Fels gehauen hatten, beschießen. Für diese Arbeit wurden Einheimische verpflichtet, meist Angehörige der schiitischen Minderheit der Hasara, die die sunnitischen Taliban-Herrscher zur Zwangsarbeit rekrutierten. Knapp zwei Wochen dauerte es, bis die letzte Sprengladung gezündet wurde. Ein unersetzliches Kulturerbe war dem Erdboden gleichgemacht.

Hass gegen alles Nicht-Islamische

Wiederholt hatten die Taliban in Afghanistan Kunstgegenstände vernichtet – vor allem solche, auf denen Menschen abgebildet waren. Denn das ist nach ihrer Auslegung des Islam verboten. Nach der Zerstörung der Buddhas von Bamiyan erklärte Taliban-Führer Mullah Omar, Muslime sollten "stolz darauf sein, Götzenbilder zu zerstören". Und sein Außenminister ergänzte, die Sprengung sei nach dem Gebot des islamischen Rechts erfolgt, es habe sich um "eine rein religiöse Angelegenheit" gehandelt.

Statue des großen Buddha in einer Aufnahme von 1999 (Foto: Ap)
Statue des großen Buddha in einer Aufnahme von 1999Bild: AP

Mit dieser Meinung standen die selbsternannten Gotteskrieger allerdings allein da. Weltweit sorgte die zerstörerische Aktion für eine Welle der Empörung. Die UNESCO erklärte die Überreste der riesigen Statuen zum Mahnmal gegen religiösen Fanatismus und Intoleranz – und setzte sie auf die "Rote Liste" der bedrohten Kultur- und Naturdenkmäler.

Hoffnung für die Buddhas?

Immer wieder wurde in den vergangenen Jahren über einen Wiederaufbau der berühmten Statuen diskutiert. "Zwischen 30 und 50 Millionen Dollar würde es kosten, die Buddhas zu restaurieren", schätzt Omara Khan Massoudi, Chef des afghanischen Nationalmuseums in Kabul. Doch der finanzielle Aspekt ist nicht alles. Immer wieder tauchte auch die Frage auf, ob es technisch überhaupt möglich wäre, die riesigen Buddhas wieder aufzubauen.

Wissenschaftler der Technischen Universität München sind jetzt der Auffassung, dass sie genau das grundsätzlich schaffen könnten – und zwar mit Hilfe eines neu entwickelten Verfahrens. Damit sollen die Bruchstücke des weichen und verwitterungsanfälligen Sandsteins von innen gehärtet und anschließend mit Hilfe einer dreidimensionalen Computer-Rekonstruktion wieder zusammengesetzt werden.

Tretboote in einem See nahe der Höhlen von Bamiyan (Foto: AP)
Tretboote auf einem See in Bamiyan: Die Provinz will künftig wieder mehr Touristen anlockenBild: AP

Logistische Herausforderung

Auf diese Weise sei es theoretisch möglich, zumindest die kleinere Statue zu rekonstruieren, glaubt der Münchener Wissenschaftler Erwin Emmerling vom Lehrstuhl für Restaurierung, Kunsttechnologie und Konservierungswissenschaft. In der Praxis allerdings stehen die Wissenschaftler vor einer großen Hürde. Denn die Voraussetzungen für eine Restauration sind schwierig, erklärt Lehrstuhlinhaber Emmerling: Entweder müsse im Bamiyan-Tal eigens eine Fabrik gebaut werden. Oder aber die teilweise tonnenschweren weit über 1000 Einzelteile müssten extra nach Deutschland gebracht werden.

Autorin: Esther Felden (ap/afp/kna/epd)
Redaktion: Thomas Kohlmann