Die zerrissene Gesellschaft - Wenn Ungerechtigkeit spaltet
4. November 2022Gerechtigkeit ist eine zentrale moralische Instanz unseres Lebens. Experimente zeigen, dass schon Zweijährige äußerst kooperativ sind und Fünfjährige ungehalten reagieren, wenn sie sich benachteiligt fühlen. Ist uns der Gerechtigkeitssinn in die Wiege gelegt? "Gerechtigkeit ist sowohl anerzogen als auch angeboren", sagt Dr. Hanna Beißert vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt. Subjektiv empfinden knapp zwei Drittel der deutschen Bevölkerung, dass die soziale Gerechtigkeit in den vergangenen Jahren abgenommen hat.
Ein Aufstieg aus dem Arbeitermilieu in die gutverdienende, Ton angebende Elite - das gelingt nur in den seltensten Fällen. Je mehr eine Gesellschaft von struktureller Ungleichheit geprägt ist, desto eher kann sie aus der Balance geraten. Weltweit nimmt die ungleiche Chancen- und Ressourcenverteilung zu - und somit die Spaltung der Gesellschaften. Der "Internationale Gerechtigkeitsindex" versucht, Gerechtigkeit objektiv zu messen.
An der Spitze liegen dort Norwegen, Schweden und Dänemark, Österreich auf Platz fünf, die Schweiz auf Platz sechs, gefolgt von den Niederlanden und Deutschland, die sich den siebten Platz teilen. Die USA liegen auf Platz 24, schlechter schneiden in diesem Ranking nur Italien, Griechenland, Rumänien und die Türkei ab.
Laut dem Soziologen Michael Hartmann ist der Blick in Deutschlands Zukunft düster. "Die gesellschaftliche Spaltung, die Deutschland gerade durchläuft, ist sehr ähnlich vor etwa 20 Jahren in Großbritannien und den USA abgelaufen. Vereinfacht kann man sagen, dass wir in unserer Entwicklung immer etwa 20 Jahre hinter diesen Ländern liegen und uns momentan auf deren Spaltung zubewegen."
Sendezeiten:
DW Deutsch
SO 06.11.2022 – 18:00 UTC
MI 09.11.2022 – 05:00 UTC
Neu-Delhi UTC +5,5 | Bangkok UTC +7 | Hongkong UTC +8
DW Deutsch+
SO 06.11.2022 – 18:00 UTC
MI 09.11.2022 – 05:00 UTC
Vancouver UTC -8 | New York UTC -5 | Sao Paulo UTC -3