Die wundersame Behäbigkeit des FC Bayern
31. Oktober 2018Es waren rund 25 Minuten gespielt, da begann Nico Kovac mit seinen Armen wilde Drehbewegungen zu machen. Die Hände des Trainers des FC Bayern wirbelten vor seinem Körper durch die Luft und bedeuteten den Spielern, das Tempo wieder deutlich zu erhöhen. Trotz der 2:0-Führung nach Treffern von Sandro Wagner (8. Minute) und Thomas Müller per Elfmeter (13.) wirkte Kovac unzufrieden. Er schien sich zu fragen, was in seine Mannschaft gefahren war?
15 Minuten hatten die Münchner den Viertligisten SV Rödinghausen dominiert und in dieser Zeitspanne eigentlich deutlich gezeigt, wer dieses Spiel an der Bremer Brücke in Osnabrück gewinnen will und wird. Und am Ende kam es dann ja auch so: Der FC Bayern siegte mit 2:1 (2:0) und erreichte damit die dritte Runde des Wettbewerbs.
Aber den Aufwand, den sie dafür betreiben mussten, war deutlich höher, als sie dies vorhergesehen hatten. Und die Leistung des Teams dürfte keinen der Beteiligten zufrieden gestellt haben. Entsprechend verschnupft war Kovac dann auch über diese dahingeschluderte Partie. Und da reichte es dem Coach auch nicht, dass er das Tagesziel, in die nächste Runde einzuziehen, erreicht hatte.
Überraschend unkonzentriert
Kovacs Spieler ließen die Chance ungenutzt, über 90 Minuten eine Partie konzentriert durchzuspielen, ohne dem unterklassigen Gegner auch nur einen Hauch einer Chance zu lassen. Dass sie dazu in der Lage sind, darüber dürfte es kaum Zweifel geben. Aber sie verfielen plötzlich in einen Ruhemodus, der die Verantwortlichen bedenklich stimmen sollte. Die zuletzt überwunden geglaubte sportliche Krise des Teams ist womöglich doch noch nicht beendet.
Dass Renato Sanches nach 23 Minuten auch noch einen Elfmeter statt ins Tor, gegen die Querlatte schoss, war der Beginn einer überraschend unkonzentrierten Phase der Münchner. Noch unter Jupp Heynckes oder zuvor unter Pep Guardiola wären solche Nachlässigkeiten nur schwer vorstellbar gewesen.
Dabei hätten sich einige kriselnde Spieler, etwa Thomas Müller, eigentlich neues Selbstvertrauen verschaffen können. Gerade er schien auch anfänglich auf einem guten Weg zu sein. Schließlich gelang ihm nach 14 Pflichtspielen mal wieder ein Tor. Aber der 29-Jährige wirkte trotz seines stets hohen läuferischen Engagements weiterhin noch weit von seiner Bestform entfernt. Es gelang ihm in der Folge sehr wenig, er leitete sogar mit einem furchtbaren Rückpass einen gefährlichen Konter der Ostwestfalen ein.
Sichtbare Verunsicherung der Münchner
Dass die Münchner, kaum war die zweite Halbzeit angepfiffen, um ein Haar bereits den Anschlusstreffer kassierten, zeugte davon, dass sie ihre eigenen Unzulänglichkeiten nicht realisiert hatten. Und dass Linus Meyer nach 49 Minuten dann tatsächlich für Rödinghausen traf, war eine fast schon logische Folge dieser wundersamen Behäbigkeit.
Es war erstaunlich zu sehen, wie sehr sich der Rekordmeister, der sich auch in dieser Spielzeit den Titelgewinn in der Champions League vorgenommen hat, phasenweise von den Rödinghausenern verunsichern ließ. Trotz der technischen Überlegenheit der Münchner gelang es der Mannschaft von SVR-Trainer Enrico Maaßen immer wieder, die Münchner in Verlegenheit zu bringen. Torchancen erspielten sich die Bayern gegen die immer kraftloser werdenden Rödinghausener so gut wie nicht mehr. Dieser insgesamt verdiente aber niveauarme Erfolg des FCB dürfte noch ein paar Tage nicht nur in der bayerischen Landeshauptstadt nachhallen.