Die Wiesn ruft - das Münchner Oktoberfest 2007
Am 22. September startet das 174. Münchner Oktoberfest.
Ein Prosit auf die Wiesn
Am 22. September 2007 ist es soweit: In München eröffnet das größte Volksfest der Welt, mundartlich "d' Wiesn". Zum Oktoberfest werden bis zum 7. Oktober wieder über sechs Millionen Besucher erwartet. Beim 174. Oktoberfest legen die Organisatoren ganz besonderen Wert auf die Tradition. Das Oktoberfest beginnt entgegen seinem Namen traditionell im September und endet jeweils am ersten Oktoberwochenende.
Hüllenloses Bierzelt
Die Aufbauarbeiten auf der Theresienwiese im Westen der Stadt beginnen jedes Jahr schon unglaubliche zehn Wochen vor dem Oktoberfest. Seit dem 13. Juli wird auf dem Festgelände gewerkelt, damit die riesigen Zelte rechtzeitig aufgebaut sind. Rund 12.000 Menschen werden während dem Fest auf der Wiesn arbeiten. Angeblich soll vor vielen Jahrzehnten sogar Albert Einstein auf der Theresienwiese gearbeitet haben – natürlich nicht als Kellner. Er soll im Festzelt Glühbirnen eingeschraubt haben.
Bereit zum Formationstrinken
Die Wiesn fällt nicht einmal bei Regen ins Wasser – allein die 14 großen Zelte bieten 100.000 Gästen einen Sitzplatz. In den Zelten darf, allen Nichtrauchergesetzen zum Trotz, auch beim diesjährigen Oktoberfest geraucht werden. Offiziell unerwünscht sind dagegen PR-Veranstaltungen. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Festleitung eine Veranstaltung mit Hotelerbin Paris Hilton und eine Pressekonferenz von Zauberer David Copperfield verboten. Das Fest solle nicht zu einer Werbeparty verkommen.
O'zapft is!
Mit dem Fassanstich und dem Ruf "O’zapft is!" (Es ist angezapft!) gilt das Oktoberfest als eröffnet. Um Punkt 12 Uhr sticht der Oberbürgermeister im Schottenhamel-Festzelt das erste Bierfass an. Es werden sogar Wetten abgeschlossen, wie viele Schläge er benötigt, bis der Gerstensaft sprudelt. Den Rekord von zwei Schlägen stellte 2005 der amtierende Oberbürgermeister Christian Ude auf. Die schlechteste Leistung lieferte 1950 Thomas Wimmer ab. Er war der erste Oberbürgermeister, der die Wiesn mit dem Fassanstich eröffnete – und benötigte dafür ganze 17 Schläge.
Starker Trank
Für die Wiesn produzieren die Münchner Brauereien ein spezielles Bier (Wiesnbier) mit mehr Stammwürze und höherem Alkoholgehalt. Das Festbier hat allerdings seinen Preis: in diesem Jahr kostet eine Festmaß (ein Liter) zwischen 7,30 und 7,90 Euro - das sind etwa 36 Cent mehr als im Vorjahr. Das ist immer noch günstig verglichen mit einer eigens für die Wiesn hergestellten "Wiesnkönig"-Lederhose in limitierter Auflage, die zum stolzen Preis von 495 Euro verkauft wird. Auch Hotelgäste müssen während des Festes einen saftigen Zuschlag zahlen. Trotzdem sind die Betten schon ausgebucht.
Größtes Volksfest der Welt
Die Wiesn ist ein Volksfest der Superlative: 31 Hektar groß ist das Festgelände, die Besucher können zwischen 77 gastronomischen Betrieben und 229 Schaustellergeschäften wählen. Jedes Jahr konsumieren die Gäste etwa 6 Millionen Maß Bier, 480.000 Brathendl, 180.000 paar Schweinswürstl und (doch, das sind offizielle Zahlen!) 100 Ochsen.
Stolze Tradition
Früher gab es in Bayern viele Oktoberfeste. So sollte das Märzenbier vor Beginn der neuen Brausaison aufgebraucht werden. Das Münchner Oktoberfest entstand 1810 aber auf gänzlich andere Weise - anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Vom Namen der Braut leitet sich die Bezeichnung "Theresienwiese" für das Festgelände ab. Wegen der Griechenland-Begeisterung des Kronprinzen lehnte sich das Fest anfangs stark an die olympischen Spiele an. Biertrinken zählte damals natürlich nicht zu den vorgesehenen Disziplinen. Erst 1880 genehmigte die Stadtverwaltung den Bierausschank.
Volles Rohr
Um die traditionelle Atmosphäre des Oktoberfestes zu erhalten, entwickelten 2005 die Organisatoren das Konzept der "Ruhigen Wiesn". Bis 18 Uhr wird nur traditionelle Blasmusik mit einer Lautstärke von höchstens 85 Dezibel gespielt. Dadurch ist das Fest auch für Familien und ältere Besucher wieder zugänglicher. In diesem Jahr sind die Wirte nach guter bayerischer Tradition auch verpflichtet, in ihren Biergärten neben den Zelten den Verzehr mitgebrachter Speisen zu erlauben.
Bayern aus aller Welt
Viele der 6 Millionen Besucher des Oktoberfestes kommen aus dem Ausland, vorwiegend aus Italien, den USA, Japan und Australien. In den letzten Jahren setzte sich der Trend zur Tracht durch, so dass immer mehr Wiesnbesucher Lederhosen bzw. Dirndl tragen. Das beliebte Münchener Volksfest hat auch weltweit Nachahmer gefunden. Zu den Oktoberfesten im kanadischen Kitchener und im brasilianischen Blumenau kommen jedes Jahr etwa 600.000 bis 700.000 Gäste, das zweitgrößte Oktoberfest Deutschlands ist in Hannover.
Wie Anno dazumal
Zwei traditionelle Höhepunkte der Wiesn sind der Einzug der Wirte zum Festauftakt und der Trachtenumzug am ersten Wiesn-Sonntag. Beim Umzug gehen knapp 9000 Teilnehmer in ihren historischen Festtagskleidern vom Maximilianeum aus auf einer sieben Kilometer langen Strecke bis zur Theresienwiese. Einige Trachtengruppen reisen sogar aus Österreich, der Schweiz, Italien, Polen (Foto) oder Norwegen an.
Alles dreht sich
Zum Oktoberfest gehören nicht nur Bier, Brathendl und Lederhosen – was wäre ein Volksfest ohne Fahrgeschäfte? Seit dem 19. Jahrhundert gibt es auf der Wiesn Karussells. In diesem Jahr ist erstmals der "Pemperlprater" in München, das mit 177 Jahren vermutlich älteste Karussell der Welt. Zu den Neuheiten unter den rund 80 Fahrgeschäften zählen ein moderner Autoscooter und der "Höllenblitz" - die laut Veranstalter größte transportable Indoor-Achterbahn der Welt.
Ausgetrunken
Am 7. Oktober endet das Oktoberfest mit dem traditionellen Ruf "aus is". Viele Besucher werden wohl einen kräftigen Kater mit nach Hause nehmen. Ein schlechtes Vorbild sind in dieser Hinsicht zwei Herren namens Hager, denen 1901 ein Diplom für das Trinken von jeweils zehn Maß Bier verliehen wurde. Das Bayerische Rote Kreuz warnt vor solchen Rekordversuchen: Wer nach durchzechter Nacht von der Müdigkeit übermannt auf der Theresienwiese schläft, könne sich gefährlich verkühlen. Und krank werden wollen echte Wiesn-Fans auf keinen Fall, schließlich freuen sie sich schon auf nächstes Jahr: 2008 ist das 175. Oktoberfest.