Die wichtigsten Filme von Andrzej Wajda
Er war der bekannteste Filmregisseur Polens und hat sich immer wieder mit der Geschichte seiner Heimat auseinandergesetzt. Andrzej Wajda war ein unabhängiger Geist: Seine Filme feierten Triumphe und stießen Debatten an.
Debüt: "Eine Generation"
1955: Schon in seinem ersten Film klangen Themen an, die Wajdas weitere Karriere bestimmen sollten. In "Eine Generation" geht es um Polen während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Gleichzeitig werfen die Protagonisten schon einen Blick auf die Zeit nach Kriegsende. Kommunismus und Kapitalismus, Widerstand und Opportunismus - all das spielte im Debüt des Regisseurs bereits eine Rolle.
Erster großer Erfolg: "Asche und Diamant"
Wajdas drittes Werk begründete den Weltruhm des Regisseurs. "Asche und Diamant" spielt am 8. Mai 1945, am Tag der deutschen Kapitulation. Wajda fragt in diesem Film, was das für Polen bedeutet und gibt Antworten, die auf die weitere Geschichte des Landes verweisen. Thematisiert wird auch die Zerrissenheit der Gesellschaft zwischen kommunistischer Herrschaft und dem Wunsch nach Eigenständigkeit.
Europäische Regiepersönlichkeit
Nach einigen weiteren wichtigen Filmen in den 60er Jahren war Andrzej Wajda Mitte der 70er Jahre ein weltweit respektierter und anerkannter Regisseur geworden. 1974 stand er für die Dreharbeiten für seinen Film "Das gelobte Land" hinter der Kamera. Der Film spielt in Łódź, wo Wajda Jahre zuvor an der berühmten Filmhochschule seine Ausbildung abgeschlossen hatte.
Blicke auf die Gegenwart
Der Film "Der Mann aus Marmor" leitete 1977 eine weitere Etappe in der Karriere des polnischen Regisseurs ein. Hier hat Wajda einen Protagonisten porträtiert, der in die Mühlen sozialistischer Planwirtschaft gerät. Besonders eindrucksvoll gelang dem Regisseur in "Der Mann aus Marmor" das Zusammenspiel von fiktiven Spielfilmszenen und dokumentarischen Aufnahmen.
"Der Dirigent"
Drei Jahre später drehte Andrzej Wajda "Der Dirigent", ein eher persönliches Werk, welches das Verhältnis zwischen Kunst und Wirklichkeit auslotet. Für die Titelrolle hatte der Regisseur (r.) den britischen Theaterstar John Gielgud verpflichtet. An seiner Seite agierte die polnische Starschauspielerin Krystyna Janda.
"Der Mann aus Eisen"
Wiederum ein Jahr später drehte der Regisseur sein nächstes Meisterwerk: "Der Mann aus Eisen". Hier thematisierte Wajda, damals hochaktuell, den politischen Umbruch in seiner Heimat: das Engagement der Gewerkschaftsbewegung "Solidarność" und den über das Land verhängten Ausnahmezustand. Lech Wałęsa besuchte das Team sogar bei den Dreharbeiten. In Cannes gab's für den Film die Goldene Palme.
Arbeit im Ausland
Wegen seiner kritischen Haltung gegenüber der Politik Warschaus konnte Wajda daraufhin nur im Ausland drehen. Doch auch hier gelang ihm Großes. Sein Film "Danton" über die Machenschaften hinter der Französischen Revolution ist ein ungemein packendes Werk über Politik und Terror, Leidenschaft und Idealismus. In der Titelrolle glänzte der damals noch jugendlich wirkende Gérard Depardieu.
"Eine Liebe in Deutschland"
Auch sein nächstes Projekt realisierte der polnische Regisseur im Ausland. In West-Berlin und in Baden-Württemberg drehte Wajda 1983 seinen Film "Eine Liebe in Deutschland". Auch hier ging es wieder um die deutsch-polnische Geschichte und die Beziehungen beider Nationen. Neben polnischen Schauspielern wie Daniel Olbrychski war auch Armin Mueller-Stahl mit dabei.
Arbeit in der Heimat
Nach Ende des Kalten Krieges arbeitete Andrzej Wajda dann wieder hauptsächlich in seiner Heimat. Mitte der 1990er Jahre drehte er "Die Karwoche", ein Drama über eine polnische Jüdin im Zweiten Weltkrieg. Hier zeigte der Regisseur, was es für einen Menschen hieß, während der deutschen Besatzung Jüdin zu sein - obwohl die Protagonistin zur Religion nur ein sehr distanziertes Verhältnis hat.
"Wałęsa. Der Mann aus Hoffnung"
In seinem letzten Film knüpfte Wajda 2013 noch einmal an seine großen Filmerfolge "Mann aus Marmor" und "Mann aus Eisen" an, in denen er die wechselhafte Geschichte seiner Heimat schilderte. In "Wałęsa. Der Mann aus Hoffnung" zeigte er das Leben des Elektrikers Lech Wałęsa, der zum Arbeiterführer der Lenin-Werft aufsteigt und später Staatspräsident Polens wird.
Großer Europäer und Regisseur
Andrzej Wajda war über sechs Jahrzehnte künstlerischen Schaffens zum filmenden Chronisten seines Landes geworden. Seine Werke wurden mit zahlreichen Preisen bei den großen Festivals der Welt bedacht. 2000 wurde ihm der Ehren-Oscar verliehen. Auch in Berlin war er häufig zu Gast - hier bei der Premiere seines Films "Katyń" 2008 im Rahmen der Berlinale.