Die Weltkunstschau documenta - politischer war sie nie
Kunst in unruhigen Zeiten: In Kassel startet Teil zwei der aktuellen documenta. Politisch ist die Ausstellung wie nie. Für den Rundgang braucht es robustes Schuhwerk.
Wohnen in der Röhre
Studenten statteten die 20 riesigen Abwasserrohre, die ein Baukran vor dem Fridericianum gestapelt hat, wohnlich aus - mal als Badezimmer, mal als Schlafraum, mal als Hundezwinger. Die Installation von Hiwa K ist ein Ausrufezeichen: Sein Röhren-Hotel erinnert an Flüchtlinge, die wie er im Athener Hafen gestrandet sind und Schutz vor Wind und Wetter suchen.
Parthenon der (verbotenen) Bücher
Schon jetzt der Publikumsliebling: Die argentinische Konzeptkünstlerin Marta Minujín baute einen "Parthenon der Bücher" - so groß wie das Original in Athen. Statt Steinen verwendete sie verbotene Bücher. Viele Besucher zücken da spontan die Kamera.
Installation aus Flüchtlingsbooten
Der Mexikaner Guillermo Galindi lässt die Fragmente von Flüchtlingsbooten von der Decke der Documentahalle baumeln - als Protest gegen Flucht und Vertreibung. Ein Thema, das auf der documenta immer wieder eine Rolle spielt.
Feuerwehr gegen Kunst
Rauchkunst auf der documenta: Für Irritation sorgt die Kunstaktion des Rumänen Daniel Knorr. Der Künstler lässt weißen Rauch vom ehrwürdigen Zwehrenturm des Fridericianums aufsteigen. Sein "Expiration Movement" verweist auf Rauch als Kommunikationsmittel. Besorgter Kasseler Bürger riefen mehr als einmal die Feuerwehr.
Der mit dem Messer zustach
Geta Brasescu hat den Film "Automatism" beigesteuert. Darin schlitzt ein Mann mit einem Messer mehrmals hintereinander eine schwarze Leinwand auf. Als plötzlich ein Mensch vor ihm steht, sticht der Mann wieder zu. Filme gehören auf der documenta - neben Installationen und Performances - zu den beliebtensten künstlerischen Ausdrucksmitteln.
Gegen Unterdrückung und Ausbeutung
Ein kämpferischer Künstler ist der Australier Gordon Hookey: Auch er, der dem Volk der Waanyi angehört, protestiert gegen Unterdrückung und Ausbeutung im Kolonialismus. Dafür setzt er mit seinem haushohen und vor bunten Farben schreienden Wandbild "Murriland" im alten Postgebäude der Nordstadt ein deutliches Statement.
Monumentale Videoinstallation
"Atlas Fractured" hat der Künstler Theo Eshetu seine monumentale Videoinstallation in der Kasseler Alten Post genannt. Aktuelle Menschenbilder überlagern Darstellungen von Masken auf einem Transparent, das einst vor der Fassade des Ethnologischen Museums in Berlin-Dahlem hing. Kritik an der geopolitischen Aufteilung der Welt.
Griechische Künstler zu Gast in Kassel
Bei der wichtigsten Kunstschau der Welt darf auch Kunst aus Griechenland nicht fehlen. Das Athener Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst (EMST) gastiert während der documenta im Fridericianum in Kassel. Unser Bild zeigt die Arbeit "Hopscoth" von Vlassis Caniaris.
Ausrufezeichen für Willkommenskultur
Der Obelisk des US-Künstlers Olu Oguibe steht seit einigen Tagen auf dem Kasseler Königsplatz. Mehr als 16 Meter hoch ragt das Kunstwerk auf . In goldenen Lettern steht darauf: "I was a stranger – and you took me in." - "Ich war ein Fremder, und ihr habt mich aufgenommen." Ein weithin sichtbares Statement für Willkommenskultur.