Die Waffenruhe in Syrien bleibt stabil
27. Februar 2016Die am späten Freitag in Syrien in Kraft getretene Waffenruhe ist bis zum Morgen offenbar weitgehend eingehalten worden. Die Menschen in der Hauptstadt Damaskus erwachten ohne das übliche Granatfeuer, und auch in Aleppo im Norden herrschte weitgehend Ruhe, wie Korrespondenten berichteten. Sollte die Feuerpause bis zum Nachmittag halten, wollten Bewohner der ehemaligen Wirtschaftsmetropole erstmals seit langem mit ihren Kindern in die nahegelegenen Parks gehen.
Auch in den Provinzen Homs und Hama sei es ruhig, berichtete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Wenige Stunden vor Beginn der Waffenruhe hatten Russland und die syrische Armee ihre Gegner dort noch einmal verstärkt angegriffen.Die Angaben der in London ansässigen Organisation, die sich auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien stützt, lassen sich von unabhängiger Seite schwer überprüfen.
Aus einigen Gegenden wurde allerdings von Verstößen gegen die Waffenruhe berichtet. Oppositionelle Komitees meldeten, Regimeanhänger hätten den Ort Bala östlich der Hauptstadt Damaskus beschossen. Zudem warf eine Rebellengruppe den syrischen Regierungstruppen vor, bei einem Angriff drei ihrer Kämpfer getötet zu haben. Der Vorstoß der Armee habe sich am frühen Morgen in Dschabal Turkman nahe der türkischen Grenze ereignet, sagte ein Sprecher der Ersten Küstendivision der Freien Syrischen Armee. Regierungsvertreter waren für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen.
Zwei Tote in Salamija
Nach Angaben der amtlichen syrischen Nachrichtenagentur wurden allerdings bei einem Autobombenanschlag in der Stadt Salamija in Hama zwei Menschen getötet. Laut der Beobachtungsstelle handelte es sich um einen Angriff der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) auf einen Kontrollposten der Regierungssoldaten.
Aus der Küstenprovinz Latakia meldete die Beobachtungsstelle vereinzelt Kämpfe zwischen Regierungskräften und Dschihadisten. Von der Waffenruhe ausgenommen sind der IS, die Al-Kaida-nahe Al-Nusra-Front und mit ihr verbündete islamistische Milizen.
"Wir alle sind Daraja"
Die syrische Führung kündigte darüber hinaus weitere Angriffe auf die Rebellenhochburg Daraja westlich von Damaskus an. Sie argumentierte, in dem Ort hielten sich auch Dschihadisten auf. Dies stieß auf scharfe Kritik von Rebellen und Aktivisten. In den sozialen Netzwerken erklärten sie sich unter dem Stichwort "Wir alle sind Daraja" mit den Menschen in dem Ort solidarisch.
Kurz vor dem offiziellen Inkrafttreten der Waffenruhe am Freitag um 23.00 Uhr (MEZ) hatten die Vereinten Nationen unter Bedingungen eine Fortsetzung der Friedensverhandlungen für das Bürgerkriegsland am 7. März angekündigt. Voraussetzungen dafür seien, dass die unter UN-Vermittlung vereinbarte Feuerpause eingehalten werde und dass weitere Hilfslieferungen ermöglicht würden. Die jüngsten Gespräche in Genf waren Anfang Februar ausgesetzt worden.
sti/cw (afp, dpa, epd)