Kunst: "Die Vagina-Monologe"
20. September 2001Es geht ums Stöhnen beim Sex, um Frauenärzte, Intimrasur, Tampons, Vergewaltigung und das Gebären - es geht um das weibliche Geschlechtsteil. Die in den USA zum Kultstück gewordenen "Vagina-Monologe" von Eve Ensler feierten am 1. August mit der Schauspielerin Hannelore Elsner eine umjubelte Premiere in der Berliner Arena.
Hannelore Elsner ist begeistert: "Das Stück hat etwas Zärtliches, Befreiendes und ist unglaublich weiblich und menschlich." Es sei wichtig, Worte wie Vagina aus der pornografischen oder gynäkologischen Ecke zu holen. "Was wir nicht aussprechen, wird ein Geheimnis, und Geheimnisse erzeugen oft Scham, Furcht und Legenden", erklärt sie. Zusammen mit einem vierköpfigen Ensemble las und spielte die als Gaststar eingeladene Elsner am Mittwoch Texte über Vergewaltigung, Frauenärzte, Liebe, Geburten und Tampons - aus der Sicht einer Vagina.
Nach Aufführungen zwischen München und Hamburg sorgen Inszenierungen der "Vagina-Monologe" in Deutschland mittlerweile kaum noch für Aufsehen. Die Berliner Arena-Eigenproduktion in der Regie von Adriana Altaras allerdings ist außergewöhnlich. Erstmals lesen prominente Schauspielerinnen die provokanten Texte. Bis zum 31. August werden unter anderem Iris Berben, Jasmin Tabatabai, Katja Riemann, Desiree Nick und Ulrike Folkerts mit dabei sein.
Das Konzept, mit Prominenz Aufmerksamkeit zu erzielen, stammt aus den USA: Stars wie Glenn Close, Kate Winslet, Whoopi Goldberg und Winona Ryder setzten sich auf die Bühne und erzählten die Vagina-Geschichten. Der Text stammt aus dem Buch "Vagina Monologues" der New Yorkerin Eve Ensler. Die heute 48-Jährige hatte mehr als 200 Frauen zu dem Tabu-Thema "Meine Vagina und ich" befragt - Alte und Junge, Akademikerinnen und Prostituierte, Homo- und Heterosexuelle.
Nach der Uraufführung 1996 an einem kleinen New Yorker Off-Broadway-Theater trat das Stück seinen Siegeszug um die ganze Welt an. Es wurde in 25 Sprachen übersetzt und in 35 Ländern aufgeführt.
Die größten Auswirkungen hatten die Aufführungen bislang in den USA: Hier erklärten Studenten das Werk zum feministischen Manifest. Der Valentinstag am 14. Februar wurde zum "Vagina Day" als Aktionstag gegen Gewalt an Frauen umfunktioniert.
Dass die "Vagina-Monologe" auch in Berlin für Aufregung sorgen, zeigen die Beschwerden entrüsteter Bürger bei den Berliner Theatermachern. Zahlreiche empörte Anrufer hätten das Stück bereits vor der Premiere als pornografisch und obszön bezeichnet, berichteten die Veranstalter. Die Ankündigungsplakate mit der stilisierten roten Vagina auf schwarzem Grund würden regelmäßig heruntergerissen.