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Alarm-Timer tickt in Athen

21. März 2015

Countdown des Schreckens: Die EU-Kommission weiß angeblich schon jetzt, wie lange das Geld in Griechenland noch reicht: nicht Monate - sondern Tage. Ringt sich die Regierung rechtzeitig zu Reformen durch?

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Uhr zeigt fünf vor 12 im Parlament in Athen (Foto: dpa)
Unbarmherzig: Uhr im Athener ParlamentBild: picture-alliance/dpa/Rainer Jensen

In 18 Tagen wird es eng: Die griechische Regierung verfügt einem Zeitungsbericht zufolge noch genau bis zum 8. April über genügend Geld, um ihre finanziellen Verpflichtungen zu begleichen.

Die EU-Kommission habe intern berechnet, dass Athen zum Ende dieses Monats die Löhne und Gehälter noch voll auszahlen kann, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS) unter Berufung auf Diplomaten.

Alarmstufe Rot

Auch in den ersten Apriltagen fließt demnach noch Geld. In der zweiten Woche wird der Finanzstrom dann zu einem Rinnsal - ehe er ganz verebbt: Ab dem 9. April wird laut FAS die finanzielle Situation der griechischen Regierung in der EU-Kommission als "kritisch" eingestuft. Übersetzt heißt das: Alarmstufe Rot.

Der Grund: Das Land muss dann eine Kredittranche in Höhe von 467 Millionen Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen. Mitte April müssen außerdem kurzfristige Staatsanleihen im Wert von 2,4 Millionen Euro refinanziert werden.

Griff in die Rentenkasse

Der Bericht erscheint unmittelbar vor dem ersten Besuch des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras am Montag in Berlin. Nach "FAS"-Angaben beruhen die Berechnungen auf neuesten Zahlen der Experten, die die EU-Kommission nach Athen entsandt hat.

Die Kommission unterstellt demnach bei ihrer Kalkulation, dass die Regierung auch auf Barmittel der Sozialkassen und staatlicher Unternehmen zurückgreift. Die gesetzlichen Voraussetzungen dafür wurden in der vergangenen Woche geschaffen.

Frische Reformen - frisches Geld

Zwar haben die internationalen Geldgeber für Griechenland immer wieder diplomatische Brücken gebaut, und namhafte Politiker haben einen Austritt Athens aus der Eurozone ausgeschlossen. Doch am Verhandlungstisch gab es eine klare Ansage: Frisches Geld nur gegen frische Reformen.

Tsipras blieben damit gut zwei Wochen Zeit, um mit den Geldgebern eine vollständige Reformliste abzustimmen. Erst danach könnten Mittel aus der letzten noch ausstehenden Kredittranche von 7,2 Milliarden Euro fließen. Am Freitag hatte der griechische Ministerpräsident mit den Spitzen der europäischen Institutionen vereinbart, eine solche Liste "in den nächsten Tagen" zu präsentieren.

"Keinerlei Liquiditätsproblem"

Beim EU-Gipfel in Brüssel hatte Tsipras noch versucht, alle Befürchtungen zu zerstreuen - wobei unklar blieb, ob seine Worte nicht eher den eigenen Wählern und Bankkunden als den anwesenden EU-Vertretern galten. Griechenland habe vorerst keine Schwierigkeiten, seine Kreditverpflichtungen zu bedienen und den Staat am Laufen zu halten, verkündete Tsipras. Es gebe "kurzfristig keinerlei Liquiditätsproblem".

jj/hf (dpa, afp)