Die Trapp-Familie wieder im Kino

Hätte sich irgendein Drehbuchautor die Geschichte ausgedacht, wäre er vermutlich ausgelacht worden: zu kitschig erscheint die Story der Trapp-Familie, zu irrwitzig ihre Erfolgsgeschichte. Doch auch nach einem halben Jahrhundert ist das Thema offenbar noch so faszinierend, dass jetzt eine Neuauflage des Films in die Kinos kommt.

Die musizierende Großfamilie war 1938 vor den Nazis aus Österreich in die Vereinigten Staaten geflüchtet. Dort sang sie sich in die Herzen der Amerikaner. Später wurde die Geschichte der Trapp-Familie dann mehrfach verfilmt - in Deutschland und auch in Hollywood.

In der Bundesrepublik der Nachkriegszeit wurde aus der Geschichte der Trapp-Familie ein enormer Kinoerfolg. Im Stile des damals populären Heimatgenres entstand 1956 der Film "Die Trapp-Familie" und spielte Millionen D-Mark ein. Zwei Jahre später kam eine Fortsetzung in die Kinos.

Nachdem die Trapp-Familie aus Österreich in die USA emigriert war und dort von Bühne zu Bühne zog, konnte sie nach Ende des Zweiten Weltkriegs auch wieder in Europa auftreten. Hier zeigt sie sich kurz nach der Ankunft in Großbritannien, wo ein Konzert in der Londoner Royal Albert Hall bevorsteht.

Geradezu gigantisch wird der Erfolg der Familiengeschichte, nachdem auch Hollywood die bewegende Story der Trapps 1965 verfilmt. Das Musical spielt rund zwei Milliarden Dollar ein und gewinnt fünf Oscars. Julie Andrews und Christopher Plummer singen sich in die Herzen der Zuschauer.

Bevor die deutsche Neuverfilmung der Trapp-Familie an diesem Donnerstag (12.11.) in die Kinos kommt, feierte man in München in der vergangenen Woche (2.11.) schon einmal eine glanzvolle Premiere im Gloria-Palast. Das ganze Team um Regisseur Ben Verbong stellte den Film auf dem Roten Teppich vor.

Leider hat Regisseur Ben Verbong in der Neuverfilmung dem Stoff kaum neue Facetten hinzugefügt. Zwar stützt sich der Film "Die Trapp-Familie - Ein Leben für die Musik" diesmal auf die Erinnerungen einer Tochter der Familie - und nicht wie im Original auf die der Stiefmutter, an der romantisierenden Grundhaltung der Erzählung hat das aber nichts geändert.

Im Stile eines Heimatfilms aus den 1950er Jahren erzählen der Regisseur und die beiden Drehbuchautoren die bekannte Geschichte ohne Ecken und Kanten. Schauspielerinnen wie die aus einer deutschen Vorabend-Serie bekannte Yvonne Catterfeld sind in die Rollen der historischen Vorbilder geschlüpft - und machen das Ganze zu einer Art Heimatfilm anno 2015.