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Die Tour in Afrika und auch für Frauen?

Tom Mustroph22. Juli 2013

Nach dem Ende der 100. Tour de France ist nun Zeit, den Blick nach vorne zu richten. Welche Veränderungen könnte man, welche sollte man vornehmen? Zukunftsüberlegungen für das größte Radrennen der Welt.

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Jean-Francois Pescheux vor einer Tour-de-France-Tafel (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Als die Tour de France am Sonntag in Paris ihr 100. Jubiläum feierte und dazu all die einlud, die wenigstens einmal in ihrem Leben die Große Schleife komplett durchfahren hatten, war dies reine Männersache. Bis einschließlich 2012 hatten 8339 Radsportler die Tour hinter sich gebracht, 2060 davon sind noch am Leben, doch Frauen nahmen an dem Fest allenfalls als Gattinnen teil oder fanden als Masseurinnen einen Platz am Katzentisch. Manche Frauen, unter ihnen Michelle Cound, die Freundin von Toursieger Chris Froome, sind immerhin als Managerin aktiv.

Mit Nebenrollen wollen sich die Frauen aber nicht mehr zufrieden geben. Eine Initiative um Olympiasiegerin Marianne Vos aus den Niederlanden kämpft um eine Tour de France für Frauen bereits im Jahr 2014. Die Zeichen dafür stehen ganz so schlecht nicht. Auf eine gendermäßige Modernisierung angesprochen, zeigte sich der für die Streckenplanung bei der Tour de France zuständige ASO-Direktor Jean François Pescheux immerhin prinzipiell aufgeschlossen. "Wir hatten so etwas ja bereits in der Vergangenheit. Die Sache stagnierte dann aber – was vielleicht auch daran lag, dass es immer Longo – Canins, Canins – Longo hieß", meinte Pescheux.

In der Tat war zwischen 1985 und 1989 entweder die Französin Jeannie Longo die Erste und die Italienerin Maria Canins die Zweite oder der Einlauf war exakt umgekehrt. Pescheux gestand aber auch ein, dass das mittlerweile mehr als zwei Jahrzehnte her sei und eine neue Sportlerinnengeneration am Start sei. "Man kann daran denken, etwas rings um die Tour de France herum zu organisieren", bekannte er.

Frauen-Start schon in Yorkshire?

Rolf Aldag (l.) steht an einer Rennstrecke (Foto: dpa)
Rolf Aldag (l.) vom Rennstall Omega: "Radsport ist doch kein reiner Männersport"Bild: picture-alliance/dpa

Sehr pragmatisch sah der beim Rennstall Omega für Zukunftsfragen zuständige Rolf Aldag die Angelegenheit. "Radsport ist doch kein reiner Männersport. Man kann einfach nicht mehr sagen, dass Frauen bei einer Tour de France nichts zu suchen hätten", meinte Aldag. Er sah den Männerradsport sogar in einer Bringschuld gegenüber den Frauen. "Den Frauen haben die Probleme des Profisports doch ähnlich geschadet wie uns, ohne dass sie dafür verantwortlich waren", spielte Aldag auf die Dopingaffären der Männer an. Er sieht in einer Tour de France der Frauen "eine Plattform, um mehr Aufmerksamkeit zu erzielen und dem Frauensport einen solchen Impuls zu geben, dass die Teams und die Strukturen sich weiter professionalisieren."

ASO-Mann Pescheux sieht es gegenwärtig noch andersherum. Er hält gute Strukturen im Frauenradsport für eine Voraussetzung einer Tour de France für Frauen. "Man muss sehen, ob die Frauenteams gut strukturiert sind und auch die Verbände. Wenn man nach fünf Tagen einer Rundfahrt nur noch ein halbes Peloton vorfinden würde, wäre das nicht schön", gab er zu bedenken.

Könnte er sich nach eingehender Beschäftigung mit der Situation im Frauenradsport nicht doch schon einen Start beider Geschlechter beim Grand Depart der Tour in Yorkshire im nächsten Sommer vorstellen? "Wir werden sehen", meint Pescheux. Verbindliche Zusagen klingen anders. Aber immerhin liegt die Frage auf dem Tisch, sogar beim Männerverein ASO, wo Frauen bisher hauptsächlich nur als Hostessen in Erscheinung traten.

Grand Depart in Südafrika?

Rasmane Ouedraogo (M.) im gelben Trikot jubelt an der Ziellineie der Tour de Faso (Foto: AHMED OUABA/AFP/Getty Images)
Die "Tour du Faso" begeistert regelmässig die radsportbegeisterten Zuschauer in Burkina FasoBild: Getty Images

Aufgeschlossener steht Pescheux anderen Änderungen gegenüber. Der ASO-Streckenplaner versicherte, dass die Tour sich bemühe, "immer auf der Höhe der gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen" zu sein. Er bezog das in erster Linie auf "Entwicklungen im Straßenbau, den Kommunikationsmedien, neuen Unterkunftsformen und schnelleren Transportmöglichkeiten". In 50 Jahren würden "die Transfers viel einfacher sein. Die Mannschaften haben ihre Unterkünfte dann vielleicht vor Ort", spekulierte er.

Abgesehen davon könne er sich aber auch eine möglichen Start der Frankreichrundfahrt in anderen Ländern vorstellen. Konkret einen Grand Depart aus dem Geburtskontinent des aktuellen Toursiegers Chris Froome - er stammt aus Kenia. "Es könnte einen Start in weiter entfernten Ländern geben, unter der Bedingung, dass der Zeitunterschied nicht zu groß ist. Südafrika hat die gleiche Zeit wie wir. Ganz Afrika hat mehr oder weniger die gleichen Zeitzonen", meinte er. Weitere Voraussetzung für einen Grand Depart in Afrika ist für Pescheux, dass dann die Flugzeit maximal 90 Minuten beträgt.

Der doch beachtlichen Radsportbegeisterung auf dem afrikanischen Kontinent können derlei Überlegungen nur gut tun. Schon jetzt feiern die Zuschauer die Akteure beispielsweise bei der "Tour du Faso", der jährlichen Radrundfahrt durch das westafrikanische Land Burkina Faso, mit Enthusiasmus. Mit dem neuen Team MTN-Qhubeka gibt es nun auch eine südafrikanische Profimannschaft, die an den Rennen der World-Tour teilnimmt. Einen Achtungserfolg für die Südafrikaner konnte der deutsche Radprofi Gerald Ciolek erringen, als er im März den Frühjahrs-Klassiker Mailand-San Remo gewann. Und wer dort erfolgreich ist, der dürfte auch bei der Tour de France Chancen auf einen Etappensieg haben.