Die Türkei ist Partnerland der CeBIT
1. März 2011Wer denkt bei IT-Industrie schon an die Türkei? Branchenkenner auf jeden Fall. "Die Türkei ist so etwas wie ein Hidden Champion (Heimlicher Weltmeister) in der internationalen IT-Industrie. Denn vor etwa fünf, sechs Jahren hat sich die Außenhandelsbilanz bei der Türkei im Bereich IT gedreht", sagt auch der Sprecher der Messe Hannover Hartwig von Saß. So ist es nicht erstaunlich, dass die Türkei zum Partnerland für die diesjährige CeBIT gewählt wurde.
Bei der Eröffnung der CeBIT am Montag (28.02.2011) betonte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, sein Land habe ein großes Interesse daran, neue Investoren zu werben. Der Anteil der IT-Branche an der gesamten Wirtschaftsleistung der Türkei sei zuletzt deutlich gewachsen. Ziel sei es jedoch auch, "in kürzester Zeit" ein Fünftel der Exporterlöse aus diesem Sektor zu erzielen.
Hohe Wachstumsraten
Um durchschnittlich 14 Prozent ist die IT-Branche in der Türkei in den letzten Jahren gewachsen. Das liegt unter anderem daran, dass immer mehr Firmen aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie in Forschungs- und Entwicklungsarbeit investieren. "Die Zahl der Ingenieure, die in dem Bereich arbeiten, ist rasant gestiegen. Gleichzeitig wurden mehrere Patente vergeben und zahlreiche Forschungsarbeiten veröffentlicht," bestätigt Müjdat Altay. Er ist der Vorsitzende des Verbandes der türkischen Elektronik-Industrie. Die Erfolge würden sich beispielsweise in der Produktion im Bereich Rüstungsindustrie und Telekommunikationstechnologie zeigen, führt er weiter aus. Dort habe sich das Wachstum in den letzten sechs Jahren verdoppelt, in einigen Bereichen sogar verdreifacht.
Große Erwartungen
Bis 2014 könnte die Türkei der am zweit schnellsten wachsende IT-Markt Europas sein. Nur in Polen werden noch höhere Wachstumsraten erwartet. "Aufgrund der seit Jahren steigenden Investitionen und der wachsenden Zahl an Fachkräften sind wir in der Lage, als ein Global-Player aufzutreten," meint Turhan Menteş, Generalsekretär des türkischen Informatikverbandes.
Unterstützung erfahren die Unternehmen in der Türkei auch von ihrer Regierung. So soll beispielsweise in Kocaeli, eine der wichtigsten Industrieregionen am Marmarameer, ein High-Tech-Park errichtet werden. Etablierten Unternehmen und Startups sollen dort besonders gute Entwicklungsmöglichkeiten geboten werden. Weitere dieser Zentren könnten, so der türkische Industrieminister Nihat Ergün, in Izmir und in Ankara entstehen.
Auch ausländische Konzerne planen Investitionen
Die Türkei produziert nicht nur selbst, sie ist auch ein attraktiver Standort für ausländische Firmen. Durch die dynamische wirtschaftliche Entwicklung, die steigende Binnennachfrage und die attraktive geographische Lage könne die Türkei Wettbewerbsvorteile nutzen, meinen Experten. Unter anderem engagieren sich bereits Foxconn, Huawei, Microsoft, Toshiba, Siemens, Wipro und Ericsson in der Türkei. Im Februar hat der amerikanische Computerriese Hewlett Packard (HP) seinen ersten Produktionsstandort in der Türkei in Betrieb genommen. Pro Jahr sollen hier 2,4 Millionen Rechner produziert werden. hat bereits angekündigt, in der Türkei Computer produzieren zu wollen. Interesse bekundet haben auch andere führende Unternehmen.
Die Türkei habe sich zu einem wichtigen Mitspieler im internationalen Machtgefüge der IT-Branche entwickelt, meint auch Messesprecher Hartwig von Saß. Das würde man hier auf der CeBit sehen können. Und: "Natürlich ist auch für viele internationale Unternehmen die Türkei ein sehr interessanter Markt für Investitionen und mit guten Wachstumspotentialen."
Autor: Nihat Halici
Redaktion: Insa Wrede