Die spannendsten Duelle der Sportgeschichte
Der Schach-Krimi zwischen Magnus Carlsen und Sergej Karjakin reiht sich ein in eine lange Liste packender Sport-Duelle. Von taumelnden Box-Riesen über fallende Läufer bis hin zum unendlichen Tennis-Match.
Der vergebliche Hechtsprung
Ein Finale über 400 Meter ist ein Kampf der acht Besten, doch dieser Endlauf bei Olympia 1960 in Rom ist wie ein Duell: Der in den USA geborene Deutsche Carl Kaufmann (am Boden) fordert den US-Sprinter Otis Davis (3. v. l.) heraus. Der liegt klar in Führung, ehe Kaufmann aufholt und sich auf der regennassen Bahn über die Ziellinie wirft. Zwecklos: Das Zielfoto sieht Davis hauchdünn vorne.
Das Duell der Ellenbogen
Zwei Franzosen wollen den Tour-Sieg 1964: der unantastbar wirkende Favorit Jacques Anquetil (l.) und sein begnadeter, aber stets vom Pech verfolgte Herausforderer Raymond Poulidor (r.). Ellenbogen an Ellenbogen fahren beide den Puy de Dôme hinauf, wollen einander Stärke beweisen. Poulidor erkennt zu spät, dass er am Berg stärker ist und Anquetil rettet am Ende 55 Sekunden Vorsprung nach Paris.
Der "Thrilla von Manila"
Zwei Sporthelden auf Augenhöhe, die sich nicht ausstehen können - die besten Voraussetzungen für ein großes Duell: Muhammad Ali (l.) und Joe Frazier (r.) treffen 1975 in Manila zum dritten Mal aufeinander, bisher steht es nach Kämpfen 1:1. In einem ebenso packenden wie brutalen Fight, der beide Schwergewichtler an ihre Limits führt, behält Ali knapp die Oberhand.
Das Wunder auf dem Eis
1980 markiert die vielleicht kälteste Phase des kalten Krieges. Inmitten politischer Spannungen und militärischer Drohgebärden treffen bei den Olympischen Spielen in Lake Placid die Erzfeinde USA und Sowjetunion aufeinander. Die Staatsamateure der Sbornaja sind seit Jahren unschlagbar, doch die College-Amateure der USA gewinnen das Match knapp mit 4:3 - und schreiben Geschichte.
Das Psycho-Spiel
Große Spiele gibt es nicht nur im Finale: Diese Davis-Cup-Relegations-Partie zwischen Boris Becker (r.) und John McEnroe (l.) schreibt Tennisgeschichte. An jenem Julitag 1987 ringen beide in Hartford mit allen Mitteln um den Sieg: McEnroe schimpft und diskutiert, Becker antwortet mit Coolness und Arroganz - ein Psychospiel. Der Deutsche siegt nach 6:39 Stunden (!) mit 4:6, 15:13, 8:10, 6:2, 6:2.
Der Feind im eigenen Team
Ähnlich wie heute zwischen Rosberg und Hamilton ist die Formel-1-WM 1989 eine teaminterne Angelegenheit: Beim vorletzten GP in Suzuka liefern sich die McLaren-Piloten Alain Prost (r.) und Ayrton Senna (l.) einen Kampf bis aufs Messer. Es kommt zu einer Kollision: Prost fällt aus, Senna gewinnt - wird aber disqualifiziert. Während der Brasilianer vor Wut tobt, darf Prost später den WM-Titel feiern.
Das Herzschlagfinale auf den Champs-Élysées
Nie war die Tour de France spannender, nie war die Entscheidung um das Gelbe Trikot knapper: Der inzwischen verstorbene Franzose Laurent Fignon (r.) fährt 1989 in Gelb nach Paris, doch der US-Amerikaner Greg LeMond (l.) luchst ihm das Leibchen beim abschließenden Zeitfahren noch ab - nach 3285 Kilometern um gerade einmal acht Sekunden.
Der unbedingte Wille zum Sieg
Wer Erfolg will, muss ihn unbedingt wollen - und zwar mehr als der andere. Das ist wohl die Erkenntnis des Formel-1-Duells zwischen Michael Schumacher (r.) und Damon Hill (l.). Beim finalen GP in Adelaide macht der Deutsche "die Tür zu", beide kollidieren und fallen aus. Hill schmimpft und die Presse schreibt "Schummel-Schumi", aber Schumacher gewinnt die WM mit einem Punkt Vorsprung.
Die längste Schlussminute
90.000 Zuschauer im Camp Nou von Barcelona und ein Milliardenpublikum an den TV-Geräten sehen 1999 ein unglaubliches Duell um den Champions-League-Titel: Der FC Bayern München führt gegen Manchester United bis in die Nachspielzeit mit 1:0. Dann ein Eckstoß: Teddy Sheringham macht das 1:1. Und kurz darauf nochmal Ecke: Gunnar Solskjaer trifft zum 2:1 (im Bild) - und tief ins Herz des FCB.
Das Comeback von Wimbledon
Dieses Spiel haut jeden um: Das Wimbledon-Finale von 2008 ist an Spannung kaum zu überbieten. Rafael Nadal (Foto) liegt zunächst mit 0:2 Sätzen gegen Rasenspezialist Roger Federer zurück. Dann dreht der Spanier auf. In einigen schier endlosen Ballwechseln ringt Nadal den Schweizer nieder: 6:4, 6:4, 6:7, 6:7, 9:7 heißt es am Ende. Und trotz aller Rivalität: Beide haben großen Respekt voreinander.
Die ehemals besten Freundinnen
Erst beste Freundinnen, die sogar Heilig Abend zusammen verbringen, dann Rivalinnen, die nicht mehr miteinander sprechen: Die Geschichte von Lindsey Vonn (l.) und Maria Riesch (r., heute Höfl-Riesch) ist reich an Wendungen. 2011 liefern sich beide einen packenden Kampf um den Ski-Gesamtweltcup, den Riesch mit drei Punkten Vorsprung gewinnt - weil das letzte Rennen ausfällt.
Die Sternstunde von Rio
Die Geschichte des Fußballs ist voll von engen Duellen. Doch dieses Spiel ist eines der Größten: Deutschland gegen Argentinien bei der WM 2014. Es ist ein Duell zweier unterschiedlicher Systeme, ein erbittert geführter Abnutzungskampf um die Fußballkrone. Es bedarf eines späten Geniestreiches von Mario Götze (Mitte), um das Spiel in der Verlängerung zu entscheiden: Deutschland ist Weltmeister.
Der Nervenkrieg am Brett
Magnus Carlsen (r.) darf man getrost als Genie bezeichnen. Der Norweger ist einer der besten Schachspieler aller Zeiten, aber der Russe Sergej Karjakin (l.) bringt Carlsen bei der WM 2016 an den Rand einer Niederlage. "Es war für mich die bisher schwierigste Weltmeisterschaft", sagt Carlsen. Die Entscheidung fällt erst im Stichkampf. Hier hat der Champion am Ende mit 3:1 die Nase vorne.