Die Schattenseiten der Schlankheitskuren
9. März 2004Um Kosten einzusparen, haben Unternehmen quer durch alle Branchen lange auf das "Outsourcing", also das Auslagern von betriebsinternen Bereichen, gesetzt. Die hauseigenen Pförtner wurden abgeschafft, dafür ein fremdes Diensleistungsunternehmen ins Haus geholt. Oder die Buchhaltung wurde einer Steuerberaterkanzlei übertragen.
So übertrug etwa die Deutsche Bank den Betrieb ihres Rechenzentrums an den Dienstleister IBM, einschließlich der 1000 Mitarbeiter. Und auf der Suche nach weiterem Sparpotential in allen Geschäftsbereichen folgte das Outsourcing von 150 Mitarbeitern aus der Personal-Softwareentwicklung. Das daran geknüpfte Einsparziel von 30 Prozent haben die Banker allerdings verfehlt. "Outsourcing ist ein Instrument, mit dem man kurzfristig Unternehmensziele relativ gut erreichbar gestalten kann", sagt Professor Bernd Kriegesmann vom Institut für angewandte Innovationsforschung in Bochum. "Die Langfristwirkung bleibt dabei häufig ausgeblendet." Langfristwirkung heißt konkret: Den vermeintlich eingesparten Summen stehen nicht unbeträchtliche Kosten gegenüber.
Kostensenkung als Illusion
Nach einer Umfrage des US-Marktforschers Gartner erweist sich die erhoffte Kostensenkung schon in den ersten Monaten als Illusion. Zwei Drittel der befragten europäischen Unternehmen haben derlei Projekte bereits als gescheitert erklärt. Vielfach versteckte Kosten lassen die Einsparungen verpuffen. Allein die Suche nach einem geeigneten Dienstleister kann mehrere Monate dauern und somit Geld verschlingen. Aber auch Überführungskosten schlagen nicht unwesentlich zu Buche. Hinzu kommen Kosten für Entlassungen, denn selten übernimmt der ausgewählte Dienstleister alle vom Outsourcing betroffenen Mitarbeiter.
Zu den anfallenden Anwaltskosten und Abfindungen summieren sich zudem die Abwicklungskosten für die permanente Koordination mit dem Outsourcing-Dienstleister. Derlei Zusatzbelastungen belaufen sich auf gut acht Prozent der früheren Kosten. Bernd Kriegesmann sieht aber noch weitere Risiken in kritischen Bereichen. "Beim Outsourcing von Personal-Entwicklungs-Abteilungen bleibt auch die strategische Verzahnung zwischen Personalentwicklung und Unternehmensentwicklung auf der Strecke", erklärt er.
Rolle rückwärts
Inzwischen scheinen die Kalkulation von Kosten und Risiken Unternehmen zunehmend vom Outsourcing abzuschrecken. Wie das Institut für angewandete Innovationsforschung registriert hat, praktizieren zahlreiche Unternehmen nach geplatzten Kalkulationen nun mit "Insourcing" eine klassische Rolle rückwärts: Sie holen ausgelagerte Bereiche wieder zurück.