Die schönsten Friedhöfe Europas
17. November 2015
Die meisten Touristen besuchen gern Schlösser, Paläste, Kathedralen und andere historische Gebäude. An Friedhöfe denkt man bei einem Städtetrip zunächst nicht. In manchen Orten gehört der Friedhof allerdings zu den Hauptsehenswürdigkeiten. Vor allem dann, wenn dort berühmte Persönlichkeiten begraben liegen. "Über die Jahrhunderte haben sich viele Friedhöfe zu regulären Stadtparks und Pilgerorten entwickelt", so Rolf Lichtner vom Deutschen Bestattungsverband. Friedhöfe waren früher eher außerhalb der Mauern europäischer Städte gebaut worden. Heute sind sie meist zentral gelegen, da die Städte im Laufe der Jahre über ihre ursprünglichen Grenzen hinausgewachsen waren.
In Europa gelten sechs Friedhöfe als besonders schön und historisch bedeutsam.
Hamburg: Friedhof Ohlsdorf
Der Friedhof Ohlsdorf ist mit rund 400 Hektar der größte Friedhof der Welt. Seit der Eröffnung 1877 wurden hier 1,4 Millionen Menschen beerdigt und die Zahl steigt weiterhin. Zu den berühmten Persönlichkeiten, die hier begraben wurden, gehören der Physiker Heinrich Hertz , Musiker James Last, Komiker Heinz Erhardt und Schauspielerin Inge Meysel
Der Friedhof ist so groß, dass die Wege durch die parkähnliche Anlage 17 Kilometer lang sind. Es gibt sogar eine eigene Buslinie, die durch den Friedhof fährt. Wer mehr über Ohlsdorf erfahren möchte, kann an einer Führung teilnehmen oder sich das Museum über den Friedhof anschauen, das seit 1996 die Vielfalt der hamburgischen Friedhofs- und Bestattungskultur zeigt.
Wien: Zentralfriedhof
Der Wiener Zentralfriedhof der österreichischen Hauptstadt wurde 1874 eröffnet. Mit seinen fast 2,5 Quadratkilometern und 330.000 Gräbern gehört er zu den größten Friedhöfen Europas.
1863 beschloss der Wiener Stadtrat die Errichtung eines Friedhofs außerhalb der Stadt. So sollte nie eine Endkapazität erreicht werden: Jeder Wiener sollte einen Ruheplatz erhalten können. Zu den prominentesten Persönlichkeiten, die hier beerdigt sind, gehört der Komponist Ludwig van Beethoven. Auch seine Jugendstil-Architektur macht den Friedhof zur Attraktion.
Paris: Père Lachaise
Der Père Lachaise ist der größte und bekannteste Friedhof der französischen Hauptstadt. Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut, ersetzte er zahlreiche kleine Friedhöfe, die geschlossen worden waren.
Tagsüber ist es für Pariser Verhältnisse sehr leise. Die gartenähnliche Anlage wird von breiten Straßen gekreuzt, zu ihren Seiten befinden sich Gräber aus Marmor und Granit. Jedes Jahr pilgern rund 2 Millionen Menschen hierher, um nach den Gräbern von Édith Piaf, Frédéric Chopin oder Jim Morrison zu suchen.
Yorkshire: Whitby Friedhof
Dem Whitby Friedhof in Yorkshire wird zugesprochen, den Geist Graf Draculas zu beherbergen. Zumindest wenn es nach dem Schauerroman "Dracula" (1897) von Bram Stoker geht. Diese Geschichte und die atemberaubende Lage über der Küste regen unzählige Fans zu einer Pilgerreise hierher an. Sehenswert ist auch St. Mary’s Church in Whitby, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. Da die Kirche einsturzgefährdet ist, finden keine Begräbnisse mehr statt.
Prag: Alter Jüdischer Friedhof
Der Alte Jüdische Friedhof in Prags historischem Zentrum ist mit einer Fläche von einem Hektar eher klein und mit Gräbern überfüllt. Er beherbergt die Gebeine von rund 100.000 Menschen. Wegen des Platzmangels wurden damals bis zu zwölf Gräber übereinander geschichtet. "Als die Juden im Ghetto leben mussten, konnten sie den Friedhof nicht mehr erweitern", erklärt Rolf Lichtner vom Deutschen Bestattungsverband. Heute kann der Friedhof besichtigt werden und soll den Besuchern die Geschichte der Juden näherbringen.
Venedig: Friedhof San Michele
Der französische Eroberer Napoleon Bonaparte verordnete 1804 den Bau eines Friedhofs auf der Insel San Cristoforo della Pace. Er ließ rundherum Mauern und ein großes Eingangstor errichten. Doch schon bald war der Friedhof so überfüllt, sodass er auf der Nebeninsel San Michele erweitert wurde. Der Kanal zwischen beiden Inseln wurde dafür aufgefüllt. Heute hat diese Totenstadt eine Fläche von 17,6 Hektar erreicht. "Es gibt nirgendwo sonst eine komplette Insel, die als Friedhof gestaltet wurde", erklärt Rolf Lichtner das Besondere an Venedigs Friedhof. Vielleicht zählt er gerade deshalb zu Europas schönsten Friedhöfen.