Opposition ist gespalten
11. Februar 2010Als am 1. Februar 1979 das Flugzeug von Ayatollah Khomeini auf dem Teheraner Flughafen Mehrabad landete, wurde der geistliche Führer der Revolution von Millionen Iranern begeistert empfangen. Als erstes bedankte sich Khomeini in einer Rede auf dem Zentralfriedhof bei "der iranischen Nation" - bei den Menschen, die den Sturz des korrupten Schah-Regimes ermöglicht hatten. Vieles sollte in dem Gottesstaat besser werden als unter dem alten Schah-Regime. Khomeini versprach, alles anders zu machen und die "Ungerechtigkeit in der Gesellschaft" zu beseitigen.
Aber auch 31 Jahre nach der islamischen Revolution leiden viele soziale Schichten und Gruppen unter Ungerechtigkeit - vor allem Frauen und nationale Minderheiten. Deren Beteiligung an politischen Bewegungen war bislang für alle Revolutionen und Reformen im Iran entscheidend. Doch das scheint sich mit der so genannten "Grünen Bewegung" geändert zu haben: Während sich die Frauen aktiv an Protesten beteiligen, zeigen sich die ethnischen Minderheiten eher zurückhaltend. Dr. Naiereh Touhidi ist Leiterin der Abteilung "Women Study" an der Universität von Kalifornien. Sie vergleicht die heutigen Proteste der Frauen mit jenen vor 31 Jahren. "Im Gegensatz zur Revolutionszeit von 1979 gibt es heute bei der 'Grünen Bewegung' ein 'Gender-Bewusstsein' (Bewußtsein für geschlechtliche Unterdrückung, Anmerk. der Red.). Die Frauen stellen heute konkrete Forderungen", sagt sie. Vor 31 Jahren habe es noch nicht einmal Frauenorganisationen gegeben.
Frauen wollen Rechte aus Schah-Zeiten zurück
Damals galten für viele Frauen die relativ liberalen Gesetze aus der Schah-Zeit. Viele davon wurden unter der Herrschaft der Ayatollahs abgeschafft: Zum Beispiel die rechtliche Gleichbehandlung von Mann und Frau. Stattdessen wurde das Tragen des Kopftuchs zur Pflicht. Das Recht auf Scheidung und das Sorgerecht geschiedener Frauen für ihre Kinder wurden eingeschränkt. Das Mindestalter für die Verheiratung von Mädchen wurde zunächst auf dreizehn, dann auf neun Jahre herabgesetzt. Die Polygamie wurde erlaubt und die Frauen hatten sich dem Willen ihres Mannes unterzuordnen. Unter dem Banner der "Grünen Bewegung" wollen heute viele Frauen die unter dem Schah-Regime erkämpften Rechte zurück gewinnen.
An der Islamischen Revolution vor 31 Jahren haben sich auch Organisationen der nationalen Minderheiten im Iran beteiligt. Sie hofften auf weitgehende Autonomie nach dem Sturz des Schah-Regimes. Ihr Bestreben nach Autonomie wurde nach der Machtübernahme der islamischen Regierung jedoch unterdrückt und niedergeschlagen. Die Enttäuschung darüber ist möglicherweise ein Grund für die zögerliche Beteiligung an der "Grünen Bewegung" einiger nichtpersischer Ethnien im Vielvölkerstaat Iran. Der Völkerkundler Jousef Kor jedenfalls erklärt so das weitgehende Fehlen von Turkmenen aus dem iranischen Nordosten bei der heutigen Protestbewegung. 1979 haben sie sich an der Revolution beteiligt, um ihre nationalen Forderungen umzusetzen. "Sie wollten vor allem Autonomie, wurden aber massiv unter Druck gesetzt und niedergeschlagen", sagt Kor.
Grüne Bewegung braucht alle Ethnien
Was Jousef Kor über die Turkmenen sagt, gilt ähnlich auch für die Aserbaidschaner im Nordwesten, für die Kurden im Westen und die Araber im Süden Irans. Viele Ethnologen zweifeln deshalb am Sieg der "Grünen Bewegung". So sagt auch der arabischstämmige Autor Jousef Azizi Banitaraf ein Scheitern der Bewegung voraus, denn die Trennung zwischen den persischen Aktivisten aus Teheran, Mashhad, Isfahan und Täbris und den nichtpersischen Ethnien sei im Moment sehr groß. "Ohne Solidarität, Engagement und Beteiligung der nichtpersischen Völker ist die Grüne Bewegung entweder zum Scheitern verurteilt oder es wird sehr viel länger dauern, bis sie zum Ziel gelangt", sagt Banitaraf. Selbst wenn die "Grüne Bewegung" Erfolg haben sollte, so Banitaraf, dann vertrete sie nicht alle Völker im Iran. "Wir könnten dann mit einem Aufstand der nichtpersischen Ethnien konfrontiert werden.“
Autorin: Fahime Farsei
Redaktion: Diana Hodali