Die offenen Wunden Lateinamerikas
Kokain, Kartelle, Kriminalität: Lateinamerika leidet unter Drogen - und dem Krieg gegen sie. Verbrechersyndikate verdienen Milliarden. Damit korrumpieren sie ganze Staaten. Gewalt erschüttert die Gesellschaft.
Ganz unten
Horrortrip: Eine schwangere, Crack-süchtige Frau wird von Polizisten in Rio de Janeiro abgeführt. 20 Jahre nach der Crack-Epidemie in den USA hat sich die Droge auch in Brasilien stark verbreitet. In jeder größeren brasilianischen Stadt leben mittlerweile Tausende von Abhängigen auf der Straße.
Gottverlassen in Gottes Stadt
Epos der Gewalt: In dem Spielfilm "Cidade de Deus" (Stadt Gottes) von Fernando Meirelles steigt ein zehnjähriger Junge aus dem gleichnamigen Slum in Rio zum gefürchtesten Kokain-Händler der Stadt auf. Der Film offenbart tiefe Einblicke in die gesellschaftliche Doppelmoral beim Umgang mit Drogen in Brasilien.
Kokain und Kinderarbeit
Auch in Peru endet die Kindheit für Jungen aus armen Familien früh. Dieser zehnjährige Junge hilft bei der Ernte auf einer Koka-Plantage im Distrikt Monzón. Das Tal liegt im peruanischen Amazonas. Die Region ist den vergangenen Jahren zum größten Kokain-Produzenten Südamerikas aufgestiegen: 76 Prozent der Droge kommen aus dem peruanischen Amazonasdschungel.
Razzia im Dschungel
Ein Polizist der peruanischen Anti-Drogen-Einheit durchstreift eine Koka-Plantage in der Nähe der Stadt Comunpiari im Amazonasgebiet. Anbau und Handel werden in großen Teilen von der Guerilla-Gruppe "Leuchtender Pfad" kontrolliert. Die marxistische Untergrundbewegung verübte in den 80er Jahren zahlreiche Terroranschläge in Peru. Ihr Anführer Abimael Guzmán Reynoso wurde 1992 festgenommen.
Das Drogengeld der Guerilla
In Kolumbien kontrollieren die Farc-Rebellen große Teile des Drogenhandels. Die Regierung in Bogotá verhandelt zurzeit mit ihnen über ein Friedensabkommen - und hofft dadurch auch auf einen Rückgang der Drogengewalt. Bei der Razzia am 25. Januar 2012 in Puerto Concordia wurden 17 Labore zerstört, zwei Flugzeuge, 22 Boote und 692 Kilo Kokapaste beschlagnahmt.
Der "Patrón" und seine Anhänger
Mit einem Poster von Pablo Escobar werben geschäftstüchtige Kolumbianer im Elendsviertel "Santo Domingo" in Medellin für ein 16-seitiges Stickeralbum. Der Drogenboss wurde am 2. Dezember 1993 von der Polizei erschossen. Knapp 20 Jahre später feierte er mit der Seifenoper "Pablo, the Evil's Boss" 2012 eine ungeahnte Wiederauferstehung. In seiner Heimat wird Escobar weiterhin verehrt.
"El Chapo" geht, der nächste kommt
Nach zwei Gefängnisausbrüchen ist es am 8. Januar 2016 wieder soweit: Die mexikanische Armee nimmt Drogenboss Joaquin Guzman fest. "El Chapo", Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells, wurde wohl seine Eitelkeit zum Verhängnis. Er hatte dem Schauspieler Sean Penn im Oktober 2015 ein Interview gegegeben und dadurch ungewollt sein Versteck verraten. Seine Verhaftung wird am Drogenfluss nichts ändern.
Kolumbianische Leistungsschau
Stoff soweit das Auge reicht: Im Hafen von Buenaventura in Kolumbien werden regelmäßig Drogen beschlagnahmt. Bei dem am 9. November 2005 gemachten Fund handelte es sich um eine Rekordmenge: Die 3,1 Tonnen Kokain sollten von Kolumbien nach Mexiko transportiert werden.
Iguala, Mexikos Menetekel
Mexikos Drogenkrieg produziert täglich neue Opfer. Der Fall der 43 "verschwundenen" Lehramtsstudenten aus Iguala ist immer noch nicht aufgeklärt. Sie wurden im September 2014 von Polizisten entführt und vermutlich ermordet. Für das mutmaßliche Massaker an den Studenten wird die mexikanische Drogenmafia verantwortlich gemacht. Verzweifelte Familienangehörige fordern Aufklärung.
Franziskus, erbarme Dich!
Bei seinem Besuch im Februar in der Grenzstadt Ciudad Juarez in Mexiko besuchte Papst Franziskus ein Frauengefängnis. Über 11.000 Frauen sind in den 102 mexikanischen Haftanstalten eingesperrt, die Hälfte von ihnen ist unter 30 Jahre alt. Die meisten sitzen wegen Drogendelikten ein. Misshandlungen gehören zum Alltag.