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Die letzten Zeitzeugen: 80 Jahre D-Day

6. Juni 2024

Nach 80 Jahren kommen noch einmal Veteranen zu den Feierlichkeiten des D-Day. Doch dieser Tag des Gedenkens an die furchtbaren Schlachten des Zweiten Weltkriegs ruft auch die Bilder eines aktuellen Krieges hervor.

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Ein lächelnder Emmanuel Macron, rechts, legt seine Arme um einen amerikanischen Veteranen mit Basecap, der ebenfalls lächelt
Der französische Präsident verleiht dem US-Veteranen Bob Pegido den Orden der französischen EhrenlegionBild: Daniel Cole/AP Photo/picture alliance

Bereits auf dem Weg zum amerikanischen Friedhof wird deutlich, wie sehr der sogenannte D-Day die Region prägt. Jener Tag, an dem die Alliierten an den Stränden der Normandie landeten und die Befreiung Frankreichs und Westeuropas von den Nazis begann. US-amerikanische, kanadische, französische und britische Flaggen schmücken Häuser am Wegesrand. Für das 80-jährige Jubiläum sind um die 200 Veteranen angereist, darunter eine große Gruppe von US-Amerikanern. Sie haben sich zu einer Zeremonie auf dem amerikanischen Friedhof in Colville-sur-Mer eingefunden.

Es ist ein ergreifender Moment, als die hochbetagten Männer und wenige Frauen nach und nach unter dem Applaus von zehntausenden Besuchern auf die Bühne kommen. Zwar sitzen die meisten Veteranen in Rollstühlen, doch manche treten - mit ein wenig Unterstützung - auf ihren eigenen Beinen vor und salutieren. Einer zieht die Baseballkappe zum Gruß, andere winken der Menge zu, zücken das Handy für Erinnerungsfotos. Viele kommen in Zivil, manche in Uniform tragen stolz ihre Orden und Rangabzeichen. Fast eine Stunde dauert der Einzug amerikanischer Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg.

Großbritanniens letzte Veteranen feiern D-Day

Nahezu 10.000 gefallene amerikanische Soldaten haben in Colville-sur-Mer ihre letzte Ruhe gefunden. Heute gilt den Überlebenden der Respekt und die Aufmerksamkeit. Die Namen und Geschichten ausgewählter Veteranen greifen sowohl Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als auch US-Präsident Joe Biden auf.

Der französische Staatschef zeigt sich dankbar gegenüber den Soldaten, denn sie hätten damals alles aufgegeben, um für Frankreichs Freiheit und Unabhängigkeit zu kämpfen: "Das werden wir nicht vergessen!" Frankreich sei somit auch ihr Zuhause. Elf der anwesenden Veteranen zeichnet Macron als Ritter der französischen Ehrenlegion aus. Es ist die höchste Auszeichnung, die das Land zu vergeben hat.

Zwei Männer und zwei Frauen schreiten an einer Ehrenformation mit den Flaggen Frankreichs und der USA entlang, im Hintergrund Bäume, am Himmel zwei historische Militärflugzeuge
Die Präsidenten Joe Biden (2.v.r.) und Emmanuel Macron samt Ehefrauen auf dem Weg zur amerikanischen GedenkfeierBild: Evan Vucci/AP Photo/picture alliance

Biden spricht aktuelle Themen an

Auch der amerikanische Präsident streicht die Bedeutung der Veteranen für Demokratie und Freiheit heraus. Und er würdigt diejenigen, die ihr Leben bei der Befreiung gelassen haben. Doch klingen in Bidens Rede auch aktuelle Themen an: Die dunklen Mächte, die man damals bekämpft habe, gebe es noch heute.

Als Beispiel nennt er den Krieg in der Ukraine. Im Februar 2022 hatte Russland das Land angegriffen. Gemeinsam mit der NATO und einer Allianz aus 50 Staaten unterstütze man die Ukraine und werde sie auch weiterhin nicht im Stich lassen, betont Präsident Biden in seiner Rede. Insbesondere bekennt er sich zur NATO, diese sei "geeinter als je zuvor". Den Zweiten Weltkrieg habe man auch durch die Stärke einer Allianz gewonnen. 

Wohl auch mit Blick auf einen künftigen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump betonte Biden: "Isolation war bereits vor 80 Jahren nicht die Antwort und sie ist es auch jetzt nicht." 

Präsident Selenskyj bekommt viel Applaus

Bei den offiziellen Feierlichkeiten am Omaha Beach - dem längsten Frontabschnitt, an dem die Alliierten damals landeten - sind ebenfalls Veteranen anwesend. Auch rund 25 Staats- und Regierungschefs nehmen daran teil, einschließlich des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz. Russland wurde nicht eingeladen, dafür aber ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Die beiden Präsidentengattinnen stehen links im Bild, auf der rechten Seite begrüßen sich die beiden Präsidenten mit einem herzhaften Händedruck
Macron gemeinsam mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj, mit dabei die Ehefrauen Brigitte Macron und Olena Selenska Bild: Ludovic Marin/Pool via REUTERS

Bei seiner Begrüßung gibt es Applaus aus dem Publikum und viele Anwesende erheben sich. Der französische Präsident verspricht ihm und dem ukrainischen Volk: "Wir sind da. Und wir lassen nicht nach." Was das im Konkreten bedeutet, werden die beiden Staatschefs wohl am Freitag besprechen. Dann wird Selenskyj von Macron in Paris empfangen.

Vielleicht das letzte Jubiläum dieser Art

Der fast hundertjährige Marvin Gilmore hat bereits in der Vergangenheit an D-Day-Feierlichkeiten teilgenommen. In Colleville-sur-Mer erzählt er der DW, dass es dieses Mal besonders bewegend gewesen sei und viele der Veteranen Tränen in den Augen gehabt hätten. Mit Blick auf die aktuelle Lage fordert er, dass die Kriege und das Morden aufhören müssten.

Ein sehr alter Mann mit Sonnenbrille und Basecap sitzt in einem Rollstuhl, im Hintergrund sind Absperrgitter, eine baumbestandene Wiese und wartende Personen zu sehen
Marvin Gilmore wünscht sich ein Ende aller KriegeBild: Lucia Schulten/DW

Für Bill Wall ist es dagegen das erste Mal. Er wollte unbedingt noch einmal hierher kommen, um mit den Ereignissen vor 80 Jahren abschließen zu können. 

Der nächste große Jahrestag wird anders aussehen. Nur wenige Veteranen werden noch einmal eine solche Reise in die Normandie antreten können.

DW Mitarbeiterin Lucia Schulten
Lucia Schulten Korrespondentin in Brüssel