Kreidefelsen auf Rügen
Das Bild "Die Kreidefelsen" gehört zu den berühmtesten Gemälden des deutschen Malers Caspar David Friedrich. Ein Mann steht einsam an den Klippen, der Blick schweift über meterhohe Kreidefelsen auf das Meer. Die Szene ist eingetaucht in romantisches Abendlicht.
Im äußersten Nordosten Deutschlands, auf der Insel Rügen erstreckt sich auf mehr als 15 Kilometern Länge eine der interessantesten Kreidefelsen-Steilküsten Deutschlands. Sie ist Teil des kleinsten deutschen Nationalparks, Jasmund, der seit 1990 besteht. Neben den Kreidefelsen prägen Rotbuchenwälder, Wiesen und Moore diese 30 Quadratkilometer große naturbelassene Fläche.
Mit 118 Metern ist der so genannte Königsstuhl der größte Kreidefelsen und war schon immer ein Anziehungspunkt für Touristen. Vor drei Jahren wurde dort ein neues Informationszentrum errichtet.
Die Steilküste im Wandel
Eine Multivisionsshow gibt erste Eindrücke über die Geschichte der Insel, über die Pflanzen- und Tierwelt, über Kreide und Feuerstein. In der Dauerausstellung erfahren die Besucher dann genauer, wie die gigantische Kreideküste entstand, wie Tiere auf dem Meeresgrund leben oder wie die Buchenwälder im Nationalpark geschützt werden.
Es ist wie eine Art Zeitreise in eine andere Welt. Je nachdem, ob man die Perspektive des Wissenschaftlers oder des Kindes einnimmt, bekommt man die Informationen entsprechend aufbereitet über einen Audio-Guide. Auch natürliche Elemente wie Aquarien und ein echter Eisberg bringen den Besuchern die Insel näher. Neben den interaktiven, multimedialen und dreidimensionalen Animationen in der Ausstellung besticht auch noch immer die Natur selbst.
Vor 70 Millionen Jahren sind die Kreidefelsen aus Lebewesen mit kalkhaltigem Außenskelett entstanden, die sich auf dem Meeresgrund abgelagert haben. Obwohl die Felsen nicht mehr so hoch aufragen, wie Caspar David Friedrich sie malte, sind sie noch immer imposant anzusehen und bietem einen überwältigendem Ausblick. Auch zu Zeiten Caspar David Friedrichs haben die Felsen wahrscheinlich nicht wirklich so ausgesehen, wie er sie darstellte, erläutert Nationalpark-Rangerin Susanne Waldmann, die Führungen in der freien Natur anbietet. "Es wird vermutet, dass es westlich vom Königsstuhl entstanden ist. Aber so wie Caspar David Friedrich damals die Kreide gesehen hat, sehen wir die einfach nicht mehr, weil zwischendurch immer wieder was abgebrochen ist."
Von der DDR als Militäranalage genutzt
Der Königsstuhl ist der höchste Kreidefelsen. Woher der Felsen seinen Namen hat, weiß man nicht genau. Die einen glauben, unterhalb des Felsens befände sich ein Königsgrab. Andere sagen, der schwedische König habe 1715 von hier aus die Seeschlacht zwischen den Schweden und den Dänen beobachtet.
Das erste Gebäude, das 1893 auf dem Königsstuhl gebaut wurde, war ein Gasthaus, das der preußische König Friedrich Wilhelm IV. im Schweizer Stil errichten ließ. 1945 wurde es als Lazarett genutzt, später dann von der DDR-Regierung zu militärischen Zwecken. Die Bunker gibt es auch heute noch, nur wohnen dort jetzt Fledermäuse.
Die Kasernen sind dem Informationszentrum gewichen. Durch das vielfältige Angebot sollen die Gäste gelenkt und abgelenkt werden, denn die Besucherzahlen steigen stetig. Wer da den romantischen Eindruck eines Caspar David Friedrich behalten will, der wählt am besten in der Ausstellung über seinen Audioguide die romantische Reise des Abenteurers.