Die größten Aufholjagden im Europapokal
Dreimal in Folge schreibt Barcelona Champions-League-Geschichte - einmal mit eigener Aufholjagd, zweimal als tragischer Verlierer. Geschichten von tief gefallenen Königlichen, "Euro-Eddy" und auferstandenen Toten.
Eine Lektion an der portugiesischen Küste
Beim Schweizer Drittligisten FC La Chaux-de-Fonds erinnert man sich gerne an die erstklassigen 60er Jahre. Nur das Duell im Pokal der Pokalsieger 1961/62 gegen den portugiesischen Verein Leixões SC ist ein düsteres Kapitel. Nach einem 6:2 daheim folgte im Rückspiel eine Lektion: Mit 5:0 gewann Leixões und FC-Keeper Leo Eichmann (rechts, hier in einem Spiel gegen den FC Zürich) war machtlos.
Kein "dolce vita" für die Roma-Stars
Am 1. Oktober 1980 schrieb der FC Carl Zeiss Jena Europapokal-Geschichte. Im Hinspiel bei der AS Rom war man noch mit 0:3 baden gegangen. Doch im Jenaer "Paradies" sorgten dann Krause, Lindemann und zweimal Bielau für die Treffer zum 4:0-Heimsieg und damit für den Einzug in die zweite Runde. "Darauf sind wir sicherlich nicht zu Unrecht stolz", resümierte der damalige Trainer Hans Meyer (Foto).
Als der "Betze" noch eine Festung war
Heute kickt man in der Pfalz nur noch drittklassig. Das war in den 80ern anders. Im März 1982 drehte der FCK gegen Real Madrid den Spieß im UEFA-Cup-Viertelfinale noch um. Nach einem 1:3 in Madrid fertigten die "Roten Teufel" die Königlichen um Ulli Stielike (3.v.l.) mit 5:0 ab. Madrid sah dreimal Rot, und auf den Rängen wurde gesungen: "Zieht den Spaniern die Badehosen aus!"
Königlich gekontert
Nicht nur in Barcelona, auch in Madrid sollte man sich seiner Sache nie zu sicher sein: Ein Dezembertag im Jahr 1985: Borussia Mönchengladbach reist mit einem sensationellen 5:1-Hinspielsieg zu Real und scheidet in der dritten Runde des UEFA-Pokals 1985/86 doch noch aus. Denn sowohl Valdano als auch Santillana erzielen einen Doppelpack und bringen Real Madrid so exakt das benötigte Resultat: 4:0.
Das "Wunder von der Grotenburg"
Uerdingen? Nie gehört? Bayer 05 Uerdingen (nach dem Rückzug des Sponsors Bayer heute KFC Uerdingen) war in den 80er und 90er Jahren Bundesligist und holte 1985 sogar den DFB-Pokal. Im Europapokal der Pokalsieger unterlagen sie 1986 bei Dynamo Dresden mit 0:2, schossen sich aber mit 7:3 im Rückspiel in der Grotenburg-Kampfbahn ins Halbfinale. Rudi Bommer (Foto) war dabei ein Schlüsselspieler.
"Euro-Eddy" und der große Coup
Auch der Karlsruher SC lebt vom Glanz vergangener Tage. Besonders gern erinnert man sich an die Nacht des 2. Novembers 1993: Nach einer klaren 1:3-Pleite beim favorisierten FC Valencia schien das KSC-Aus schon besiegelt. Doch das Team von Kult-Trainer Winnie Schäfer überrannte die Spanier im Rückspiel förmlich. Allen voran Edgar "Euro-Eddy" Schmidt, der viermal traf und beim 7:0 zum Helden wurde.
Bremer Torrausch
32.000 Zuschauer hatten sich mehrheitlich nach einer gespielten Stunde im Champions-League-Spiel Werder Bremen gegen RSC Anderlecht in Gedanken wohl schon mit dem vorzeitigen Heimweg befasst. Denn Werder lag 0:3 zurück. Dann drehte der SVW auf und überrannte die Belgier: 5:3 hieß es am Ende - auch dank des überragenden Neuseeländers Wynton Rufer, der zwei Tore erzielte und eins vorbereitete.
Das Trauma des FC Bayern
Die Spieler des FC Bayern verstanden die Fußball-Welt nicht mehr: Im Champions-League-Finale im Mai 1999 in Barcelona führten die Münchener gegen Manchester United nach 90 Minuten mit 1:0 und mussten eigentlich nur noch die Nachspielzeit überstehen. Doch dann das: Zwei Ecken, zwei Tore, United gewinnt 2:1. "Es war eine bittere Pille", beschrieb Mario Basler die bayerische Gefühlswelt treffend.
Die rote Wiederauferstehung
Ähnlich schlimm wie den Bayern erging es im Mai 2005 dem AC Mailand: 3:0 führten die Italiener im Finale in Istanbul gegen den FC Liverpool, der wehrlos und bereits klinisch tot wirkte. Doch dann glichen die "Reds" innerhalb von 15 Minuten aus. Im Elfmeterschießen setzten sich die Liverpooler mit 3:2 durch, auch der Deutsche Dietmar Hamann versenkte seinen Elfer. Der Rest war Jubel und Party.
David erlegt Goliath
Es ist die klassische David-gegen-Goliath-Geschichte und sie endet, wie sie enden muss: Der große AC Mailand macht im Hinspiel mit dem kleinen spanischen Deportivo de La Coruña kurzen Prozess: 4:1. Doch im Rückspiel des CL-Viertelfinales 2003/04 kämpfen die Norspanier, ringen taktisch diszipliniert den italienischen Riesen mit 4:0 nieder - und sind sensationell weiter.
Vier Minuten, die alles drehen
In Zahlen ist diese Aufholjagd nicht besonders beeindruckend: Borussia Dortmund spielte im Champions-League-Viertelfinale beim FC Malaga 0:0. Im Rückspiel dann ein 3:2. Aber was für eines: In der Nachspielzeit führte Malaga mit 2:1. Vier Minuten und zwei BVB-Tore später tobte ein Jubel-Orkan durch das Dortmunder Stadion. Und Siegtorschütze Felipe Santana (l.) war nicht mehr zu halten.
Abgeschriebene leben länger
Der FC Barcelona wurde bereits beerdigt. Nach dem 0:4 bei Paris Saint Germain schien bereits im Champions-League-Achtelfinale Schluss zu sein für das Star-Ensemble aus Katalonien. Doch dank eines Blitzstarts führt der FCB bald 3:0. Dann der Schock: Gegentreffer durch Cavani. In den Schlussminuten gelingen tatsächlich noch drei Tore und Barcelona schreibt mit seinem 6:1-Erfolg Geschichte.
Das Wunder von Rom
Wieder Barca: Das schon sicher geglaubte Champions-League-Halbfinale entgleitet dem FC Barcelona nach einem 4:1-Hinspiel-Sieg im eigenen Stadion beim Underdog AS Rom auf nicht für möglich gehaltene Art und Weise: Das Starensemble um Lionel Messi liegt in der italienischen Hauptstadt früh mit 0:1 zurück und verliert tatsächlich mit 0:3 - Trainer Ernesto Valverde kann sein Schicksal nicht fassen.
Barca-Drama - die Dritte
Barca-Tragik zum dritten Mal in Folge - wieder mit dem schlechteren Ende für Spaniens Meister, der beim "Wunder von Anfield" wie im Vorjahr einen Drei-Tore-Vorsprung verspielt. Dieses Mal gegen Liverpool gar ohne einen Gegentreffer aus dem Hinspiel im Camp Nou. Doch das nicht für möglich gehaltene machen Origi und Wijnaldum (Foto) mit je zwei Toren möglich - ein Spiel für die Geschichtsbücher.
Ein Spiel ist erst vorbei...
...wenn es vorbei ist. Diese Lektion musste Ajax auf schmerzhafte Weise lernen. Im Halbfinal-Rückspiel gegen Tottenham deutet lange alles auf den Finaleinzug der Niederländer hin: Nach einem 1:0-Auswärtssieg in London führt Ajax im eigenen Stadion mit 2:0, doch Tottenham dreht das Ding noch: In der 96. Minute fällt das entscheidende Tor durch Lucas Moura - 3:2 für die Spurs.