Die große Wut der Muslime
22. September 2012Nach den muslimischen Freitagsgebeten war es in mehreren Ländern zu gewalttätigen Protesten gekommen. Bei Demonstrationen in Bangladesch wurden nach Augenzeugenberichten Dutzende Menschen verletzt. Nach Polizeiangaben wurden die Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Dhaka angegriffen, als sie eine Demonstration beenden wollten. Mit Tränengas und Schlagstöcken versuchten die Beamten, die Menge aufzulösen. Augenzeugen zufolge setzten die Demonstranten mehrere Fahrzeuge in Brand. An den Protesten beteiligten sich Mitglieder zahlreicher islamischer Gruppierungen. Aus Protest gegen die Polizeiaktion riefen die Demonstranten für den morgigen Sonntag zu einem landesweiten Generalstreik auf.
Regierung akzeptiert Meinungsfreiheit nicht
Unterdessen wandte sich Bangladeschs Regierung am Samstag gegen eine Rechtfertigung des Schmähvideos "Unschuld der Muslime" mit der Meinungsfreiheit. Gegen den Online-Film, der den Propheten Mohammed als Unhold darstellt, hatten am Vortag auch in Dhaka mehr als 10.000 Muslime demonstriert. Anstachelung zum Hass könne nicht vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt sein, erklärte die Regierung von Ministerpräsident Sheikh Hasina Wazed.
Eine solche Missachtung religiöser Empfindungen der Muslime oder Andersgläubiger sei unzivilisiert und unverzeihlich. "Bangladesch ist besorgt, dass einige versucht haben, solch Material unter dem Vorwand der Meinungsfreiheit zu rechtfertigen", erklärte die Regierung. 90 Prozent der 160 Millionen Einwohner Bangladeschs sind Muslime.
Der Protest zieht weite Kreise
Auch in Nigeria haben am Samstag zehntausende Menschen gegen den islamfeindlichen Film aus den USA demonstriert. Der Protestzug erstreckte sich über mehrere Kilometer durch die Stadt Kano. Die Organisatoren des Protests forderten die US-Regierung auf, Schmähungen des Islam zu unterbinden. Kano ist die zweitgrößte Stadt des Landes und liegt im Norden Nigerias, in dem vor allem Muslime leben.
Zuvor waren am Freitag mindestens 23 Menschen bei Ausschreitungen in Pakistan getötet worden. Mehr als 200 sollen verletzt worden sein. Angeheizt wurden die Proteste von veröffentlichten Mohammed-Karikaturen in Frankreich. Pakistans Premierminister Raja Pervez Ashraf hatte den Freitag zum landesweiten Feiertag zu Ehren des Propheten erklärt.
wl/gd/gb (dpa,afp,dapd,rtr)