Die Geschichte des Berliner Stadtschlosses
Wo einst die preußischen Könige residierten, entsteht ein neues Kulturzentrum im Herzen Berlins: das Humboldt Forum. Wegen technischer Probleme wird es wohl erst 2020 eröffnen - zu spät für das Humboldt-Jahr.
Berliner Stadtschloss um 1900
Der Grundstein wurde bereits 1443 gelegt, seine endgültige Gestalt erhielt die Residenz ab 1701. Baumeister Andreas Schlüter gestaltete die Schlossfassaden nach italienischem Vorbild. Das Berliner Stadtschloss galt als größtes Barockbauwerk nördlich der Alpen, es hatte 1210 Räume.
Schäden nach dem Krieg
Während des Zweiten Weltkriegs brannte das Schloss bei einem schweren Luftangriff aus. Das Feuer hatte nahezu alle Prunkräume im Nord- und Südflügel vernichtet. Andere Gebäudeteile blieben erhalten, so auch die Außenmauern mitsamt dem plastischen Schmuck, die tragenden Wände und auch Haupttreppenhäuser.
Erst vernächlässigt, dann gesprengt
In den Nachkriegsjahren fanden in den intakten Gebäudeteilen, etwa im Weißen Saal, noch Ausstellungen statt. Aber 1950 beschloss die DDR-Führung das Schloss zu sprengen, trotz zahlreicher Proteste. Es sei "kein deutsches Kulturerbe". Stattdessen wurde der Marx-Engels-Platz angelegt, ein Ort für Massenkundgebungen.
Sozialistisches Zwischenspiel
In den 1970-er Jahren ließ SED-Chef Erich Honecker den Palast der Republik errichten. In dem Mehrzweckbau tagte die Volkskammer, traten Rockmusiker wie Udo Lindenberg auf, hier gab es zahlreiche Restaurants und Bars. Nach dem Fall der Mauer wurde das Gebäude 1990 wegen Asbestbelastung geschlossen und später abgerissen.
Täuschend echt
Gleich nach der Wende begann die leidenschaftliche Diskussion um den Wiederaufbau des Stadtschlosses. 1993 organisierte ein Kreis der Befürworter eine medienwirksame Aktion: für 100 Tage wurde mit einer Folien-Fassade das Schloss in Originalgröße simuliert. 2002 votierte der Deutsche Bundestag für den Neubau des Schlosses.
Wiederaufbau in Originalgröße
2008 gewann der Italiener Franco Stella den Architekturwettbewerb. Sein Entwurf verknüpft das barocke Äußere mit einem neuen Innenleben. Unter dem Namen Humboldt Forum soll im wiederaufgebauten Schloss ein internationales Kunst- und Kulturzentrum entstehen.
Die Baustelle im Blick
Die Humboldt-Box ist zu einem temporären Wahrzeichen Berlins geworden: Seit 2011 informiert sie über Geschichte und Zukunft der Berliner Schlosses. Schon in den ersten 50 Tagen wurden 100.000 Besucher gezählt. Von der Panoramaterrasse eröffnet sich ein weitläufiger Blick auf die Schlossbaustelle.
Jetzt gehts los!
Am 12. Juni 2013 legt Bundespräsident Joachim Gauck den Grundstein. Auf diesem eingraviert sind zwei Zahlen: 1443 und 2013. Sie markieren das Datum für die Grundsteinlegung des historischen Schlosses und das Datum des Wiederaufbaus. Richtfest wurde im Juni 2015 gefeiert.
Alter Schmuck für neue Mauern
Während die Grundmauern errichtet werden, entstehen in der Schlossbauhütte die barocken Fassadenteile. Bildhauer fertigen etwa 3000 Einzelzeile originalgetreu, nach historischen Vorlagen an. Die Schloss-Fassade wird etwa 80 Millionen Euro kosten, finanziert nur durch Spenden. Insgesamt soll das neue Schloss rund 590 Millionen Euro kosten, den Großteil zahlt der Bund.
Ausblick
Auch über den geplanten Eröffnungstermin hinaus wird gebaut. 2019 sollte das Humboldt Forum eröffnet werden - nun wird es 2020. Dann können die Berliner Museen ihre Schätze außereuropäischer Kulturen zeigen, die Humboldt-Universität wird zu internationalen Konferenzen einladen und der Schlosshof als Kulisse für Musik- und Theateraufführungen dienen.
Im November 2019 sollte das Humboldt Forum anlässlich des 250. Geburtstags des Forschers und Namensgebers Alexander von Humboldt (1769-1859) an den Start gehen. Die Eröffnung für das Mammutprojekt der deutschen Kultur ist wegen bautechnischer Probleme verschoben worden.