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Ende der Rezession

Christoph Hasselbach14. August 2013

Erstmals seit 18 Monaten ist die Wirtschaft der Währungsunion wieder gewachsen. Das geht vor allem auf Deutschland zurück, die größte Volkswirtschaft der Eurozone. Aber auch Frankreich legt überraschend zu.

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Keimendes Pflänzchen (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Jetzt ist es offiziell: Die Rezession in der Eurozone ist zu Ende. Die EU-Statistikbehörde Eurostat hat bestätigt, was sich bereits seit mehreren Wochen als gute Stimmung an den Märkten andeutete. Im zweiten Quartal 2013, also von April bis Juni, hat die Wirtschaft der Eurozone nach diesen Zahlen um 0,3 Prozent gegenüber dem ersten Quartal zugelegt.

Das ist ein noch besserer Wert, als ihn die Mehrheit der Experten erwartet hatte. In normalen Zeiten wäre der Zuwachs zwar keineswegs berauschend. Doch nach einer quälend langen Rezession von anderthalb Jahren lechzt Europa nach guten Nachrichten. Die Rezession hat Millionen Arbeitsplätze gekostet und die Staatsverschuldung oft noch weiter in die Höhe getrieben. Jetzt hofft man, dass mit dem Ende der Talfahrt auch die Arbeitslosigkeit zurückgeht.

Verschiedene Welten

Jugendliche mit enttäuschten Gesichtern (Foto: picture-alliance/dpa)
Vor allem arbeitslose Jugendliche in Europas Süden hoffen auf BesserungBild: picture-alliance/dpa

Hinter der Zahl 0,3 Prozent für die gesamte Währungsunion verbergen sich allerdings sehr unterschiedliche Einzelwerte je nach Land. Und deshalb kann man kaum von einer allgemeinen Trendwende sprechen. Ein Großteil des Wachstums geht allein auf Deutschland zurück. Die größte Volkswirtschaft der Eurozone legte nach einem schwachen ersten Quartal um deutliche 0,7 Prozent zu und drückt die Gesamtzahl nach oben. Italien und Spanien dagegen sind sogar weiter geschrumpft, wenn auch weniger stark als zuvor.

Die vielleicht größte positive Überraschung ist Frankreich, das 0,5 Prozent gewachsen ist. Soviel hatte dem Land nicht einmal die eigene Regierung zugetraut, die politisch dringend auf Erfolge angewiesen ist. Denn Frankreich, die zweitgrößte Wirtschaft der Währungsunion, gilt seit längerem als besonderer Problemfall, gar als kranker Mann Europas. Und ebenso ermutigend ist das Beispiel Portugal, also eines der Länder, die von anderen per Hilfsprogramm gestützt werden müssen. Portugals Wirtschaft ist im angelaufenen Quartal sogar um 1,1 Prozent gewachsen.

Wer hat recht?

Mit den Zahlen flammt denn auch die Diskussion über die richtigen Rezepte gegen die Krise wieder auf. So wird etwa die deutsche Regierung sagen, die Spar- und Reformpolitik habe sich ausgezahlt, gerade Portugal mit seinen auferlegten Konsolidierungsmaßnahmen zeige das. Die Statistik dürfte daher auch im deutschen Wahlkampf eine Rolle spielen.

Dagegen wird sich die sozialistische französische Regierung vom Gegenteil überzeugt sehen. Sie wird sagen, eine mehr auf Wachstum ausgerichtete Politik mit nur sehr behutsamen Einsparungen habe sich bewährt. So wird sich wohl jede Seite bestätigt sehen und das aus den Zahlen herauslesen, was ihr passt. Doch inmitten der ideologischen Schlacht wird vermutlich die Erleichterung überwiegen, dass überhaupt Licht am Ende des Tunnels aufscheint.

Kein Grund zur Selbstgefälligkeit

Genau diesen Optimismus dämpft allerdings die Europäische Kommission. EU-Währungskommissar Olli Rehn hat nämlich Sorge, dass die Staaten darüber selbstgefällig werden. In einer Stellungnahme schreibt der Finne: "Es gibt keinen Grund für Eigenlob nach dem Motto 'die Krise ist vorbei'". Die Umsetzung wichtiger Reformen in den Mitgliedsstaaten sei immer noch "im Anfangsstadium" und müsse weitergehen. "Wir haben noch einen weiten Weg vor uns."

Bundeskanzlerin Merkel gestikuliert vor Frankreichs Präsident Hollande (Foto: AFP/Getty Images)
Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Hollande streiten um die richtigen Rezepte gegen die KriseBild: Johannes Eisele/AFP/Getty Images

Rehn sieht auch keinen Gegensatz zwischen Wachstum und Sparen, im Gegenteil. Der Abbau der Schulden, gepaart mit Strukturreformen, sei gerade die Voraussetzung für neues Wachstum, das dann auch Arbeitsplätze bringe. Er schreibt dies möglicherweise auch mit Blick auf Griechenland. Von dort gibt es noch keine neuen Zahlen. Doch Rehn und die internationalen Geldgeber befürchten wohl, zu positive Meldungen würden möglicherweise den Reformeifer in Griechenland erlahmen lassen.