Die Erfindung der Fotografie
Im Jahr 1839 wurde die Fotografie erfunden. Aus diesem Anlass zeigt das Museum Städel in Frankfurt die umfassende Schau "Lichtbilder", die an die Entwicklung des Mediums erinnert.
Spiel mit der Kunst
Als in den 1840er Jahren die Fotografie erfunden wurde, da ahnten nur wenige, dass hier eine neue Kunstform entstehen sollte. Viele sahen in ihr "nur" eine Möglichkeit, Realität abzubilden. Die Ausstellung dokumentiert die Geschichte der Fotografie von ihren Anfängen bis in die 1960er Jahre. Einer der großen Fotokünstler war Man Ray, dessen Bild "Schwarz und Weiß" jetzt in Frankfurt zu sehen ist.
Traditionsreiches Ausstellungshaus
Auch wenn das Städel seit 1833 Kunst ausstellt - als Fotografiemuseum hat es sich erst in allerjüngster Zeit durch zwei umfangreiche Schenkungen einen Namen gemacht. Hinzu kommt, dass es als erstes Museum überhaupt bereits 1845 - sechs Jahre nach Erfindung der Fotografie - das noch junge Medium ernst nahm und ausstellte.
Abbild der Wirklichkeit
Die Pioniere der Fotografie definierten sich selbst schon früh als Künstler - das Medium wurde allerdings in erste Linie dazu genutzt, die Realität exakt abzubilden. Häufig zogen die Fotografen in die Welt und nahmen Menschen, Städte, Straßenszenen und Gebäude auf. Ein frühes Beispiel zeigt das Städel nun: Der Pionier Roger Fenton bannte 1857 das Britische Museum in London auf seine Fotoplatten.
Neue Sachlichkeit
Ein anderer herausragender Vertreter der "Neuen Sachlichkeit" war Albert Renger-Patzsch. Der 1897 in Würzburg geborene Fotograf wandte sich gegen die sogenannte "Kunstfotografie" und entwickelte einen sehr nüchternen, sachbezogenen Stil. Insbesondere seine Aufnahmen von Pflanzendetails wurden weltberühmt. Renger-Patzsch fotografierte aber auch Landschaften - so wie diese Studie eines Buchenwalds.
Kunst & Wissenschaft
Schon früh experimentierten Fotografen mit den Möglichkeiten des Mediums. Dabei tauschten sich die Pioniere der Fotografie auch mit Wissenschaftlern aus. Der Brite Edward Muybridge wurde mit seinen Studien zu Bewegungsabläufen berühmt. Er erfand ein Verfahren, das Bewegungsabläufe von Tieren und Menschen anhand von vielen einzelnen Sequenzen nachvollziehbar macht.
Porträts des Bürgertums
Seit Beginn der Fotografiegeschichte nahmen Porträts eine wichtige Rolle ein. Das Streben des Bürgertums nach Selbstdarstellung im Sinne aristokratischer Gepflogenheiten ließ fotografische Bildnisse zu einem lukrativen Geschäft werden. Beliebt waren in diesem Zusammenhang auch Künstler-Porträts - hier die Schriftstellerin George Sand, aufgenommen vom Franzosen Nadar 1864.
Sehnsuchtsland Italien
Einen eigenen Raum nehmen in der Frankfurter Schau die sogenannten Sehnsuchtsbilder ein. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zog es nicht nur Schriftsteller und Künstler nach Italien. Auch viele Fotografen reisten nach Venedig, Rom und Neapel, um die Schönheit der Landschaften und die Anmut der Gebäude abzulichten. So entstanden fein komponierte Aufnahmen von klassischer Schönheit.
Aufbruch im Umbruch
Als scharfen Kontrast zu den Sehnsuchtsbildern aus Italien sind in der Ausstellung auch viele Aufnahmen aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg zu sehen. Fotografen wie Werner Mantz strebten in ihren Arbeiten etwas völlig anderes an: die veränderten Lebensumstände der Jahre nach 1945 sollten in den Bilder ihren Wiederhall finden.
Abstrakte Bilder
Den Abschluss der Ausstellung bildet der Raum "Der subjektive Blick". Parallel zur Entwicklung in der Malerei suchten nach dem 2. Weltkrieg auch die Fotografen die Nähe der abstrakten Kunst. Der Fotograf sah sich als Künstler mit radikal subjektivem Blick. Otto Steinert und andere, die sich zur Gruppe "fotoform" zusammenschlossen, experimentierten mit abstrahierenden und stark reduzierten Motiven.
Entlang der Fotografiegeschichte
Insgesamt erhält der Besucher der Ausstellung "Lichtbilder" im Städel einen ausgezeichneten Überblick über verschidene Entwicklungsstadien der Fotografiegeschichte. In neun Kapitel kann er von den Pionieren des Mediums bis zur Nachkriegsmoderne die Etappen des künstlerischen Fortschritts nachvollziehen. Die Frankfurter Ausstellung ist bis zum 5. Oktober zu sehen.